Containerprojekt für obdachlose Frauen
In Hamburg sind mehr als 8.500 Menschen wohnungslos - schätzungsweise 25 Prozent von ihnen sind weiblich. Die Lebenslage von obdachlosen Frauen ist geprägt von Armut, Verschuldung, Isolation und Ausgrenzung. Besondere Gründe weiblicher Obdachlosigkeit sind physische und psychische Gewalt sowohl in der Herkunftsfamilie als auch in der Partnerschaft.
Das Leben ohne eigene Wohnung geht einher mit dem Verlust an Privatsphäre. Es fehlt der sichere und geschützte Rückzugsort. Das Leben auf der Straße ist gerade für Frauen besonders schwierig. Sie sind stark von Unterdrückung, Gewalt und sexueller Ausbeutung betroffen. Trotz vielfältiger Angebote für obdachlose Menschen in der Stadt Hamburg, mangelt es an geeigneten Projekten speziell für wohnungslose Frauen.
Der Caritasverband bietet aus diesem Grunde in Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) ein Containerprojekt für obdachlose Frauen an. In diesem niedrigschwelligen Projekt können Frauen aufgenommen werden, die aufgrund ihrer Problemlagen wie psychischen Erkrankungen, Sucht, Prostitution oder ungeklärtem Aufenthaltsstatus ansonsten keinen Zugang zum Regelsystem finden.
Wir bieten zehn Frauen einen eigenen Container an. Dieser ist ausgestattet mit einem Bett, einem Schrank, Tisch und Stuhl. Gemeinsam genutzt wird ein Sanitär- und ein Bürocontainer. Zusätzlich steht ein Lagercontainer zur Verfügung. Das Angebot ist für die Frauen kostenlos. Finanziert wird das Projekt durch Mittel der Hamburger Sozialbehörde und durch Spenden.
Frauen, die direkt von der Straße ins Containerprojekt kommen, brauchen erst einmal Ruhe, um sich Strapazen der Obdachlosigkeit zu erholen. Wir respektieren die Frauen wie sie sind und akzeptieren ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe. Die Frauen erhalten auf Wunsch Beratung und Unterstützung bei der Wohnungssuche, der Beschaffung von Unterlagen sowie bei Fragen zu Einkommen und zur Verschuldung.
Die direkten Hilfen für die Frauen übernehmen Studierende des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit der Hochschule. Sie werden bei ihrer Arbeit von einer Sozialarbeiterin unterstützt. Das Containerprojekt ist Teil der Ausbildung an der Hochschule. Es bietet den Studierenden die Möglichkeit, ganz praktische erste Erfahrungen zu sammeln. Die Begleitung der Frauen zu Ämtern, die Durchsetzung von Ansprüchen, die Vernetzung mit anderen Einrichtungen oder auch eine Krisenintervention erfordern eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis.
Frauen, die das Angebot nutzen, schätzen die unbürokratische Form der Hilfe. Für sie ist es wichtig, ein Dach über dem Kopf zu haben. Einen Ort zu finden, an dem sie einfach nur sein können. Für viele Frauen ist dieses Projekt ein Einstieg in den Ausstieg der Obdachlosigkeit. Nach einer Zeit des Ausruhens und des Schöpfens neuer Kraft, können sie für sich entwickeln, was sie wollen und wie es weitergehen soll. Wir unterstützen sie dabei, neue Wege zu gehen. Es gelingt immer wieder, Frauen in weitergehende Hilfe oder manchmal sogar in eine Wohnung zu vermitteln.
Andrea Hniopek
Caritasverband für Hamburg
Dozentin an HAW Hamburg