Verrücktes Frühstück für Giraffen und Erdmännchen
Die Katholische Kindertagesstätte Vom Guten Hirten liegt in einer ruhigen Wohngegend in Berlin-Marienfelde. Das über 700 m² große Haus gliedert sich in zwei Etagen. Die Gruppenräume im Erdgeschoss haben einen direkten Zugang zum Garten, für die Gruppen im Obergeschoss gibt es eigene Terrassen.
Sonja Zipper (47 Jahre) leitet die Kita seit fünf Jahren. Stolz zeigt sie mir die Einrichtung, die verschiedenen Kindergruppen, die "Giraffe", "Erdmännchen", "Schnecken", "Käfer", "Bienen" oder "Spatzen" heißen, die großzügigen Räume, in denen die Kinder Höhlen bauen und auch mal stehen lassen können, und das rund 2300 m² große Außengelände, das von altem Baumbestand und einer blickdichten Hecke zur Straßenseite umgeben ist. Hier gibt es einen Rasenhügel, auf dem die ganz Kleinen Rauf- und Runterlaufen üben und die Größeren im Winter Schlitten fahren können, eine Wasserrinne, die bestimmt im Sommer viel Spaß macht (jetzt war es dazu schon zu kalt), einen großen Sandplatz und vor allem - einen Garten, in dem die Kleinen dem Obst und Gemüse beim Wachsen zuschauen können.
"Wir haben 10 Beerensträucher (Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren), einen Apfelbaum, ein Hochbeet, auf dem wir Kartoffeln, Kohl oder Tomaten ziehen, und ein großes Kräuterbeet", erzählt Sonja Zipper. "Hier können die Kinder beobachten, wie Lebensmittel wachsen. Oft haben sie ja gar keinen Bezug mehr dazu."
Bewusste Ernährung ist ein Schwerpunkt der Kita Vom Guten Hirten. Tina Hentschke ist ausgebildete Köchin und Ernährungsberaterin für Kinder. Sie bietet für Kinder im Vorschulalter einen Workshop an, in dem es nicht nur um das Essen, sondern auch darum geht, wozu der Körper das Essen braucht, was Bewegung mit Ernährung zu tun hat und wie der Körper die Nahrung verwertet. In einer kleinen Kinderküche bereitet sie mit den Kindern Mahlzeiten zu und zum Schluss gibt es ein Küchendiplom für alle. Bei der Abschluss¬veranstaltung dürfen die Kinder dann ihre Eltern oder auch Freunde einladen und für sie kochen.
Aber das ist noch nicht alles, was die Kita im Bereich bewusste Ernährung anbietet. Es gibt Elternabende, an denen Tina Hentschke den Eltern mit Würfelzuckertürmen bewusst macht, wie viel Zucker in Fruchtzwergen, Actimel, Säften oder Cola steckt. Es gibt ein "Verrücktes Frühstück", bei dem die Kinder für ihre Eltern am Nachmittag ein Frühstück zubereiten, ein Buffet, wo die Kinder auch Lebensmittel probieren können, die sie noch nicht kennen, eine Trinkstation in jeder Gruppe, wo sich die Kleinen den ganzen Tag mit Mineralwasser, Tee, Leitungswasser oder Milch bedienen können, und jeden Tag eine Gemüse- oder Obstpause, wo es klein geschnittenes Obst und Gemüse gibt. Einmal in der Woche gehen die Kinder, die älter als drei Jahre sind, dafür einkaufen.
In der Kita wird alles selber gekocht, zu 85 Prozent werden Biolebensmittel verwendet. "Die Allergien bei den Kindern nehmen stark zu", sagt Sonja Zipper. "Im letzten Jahr hatten wir 10 Kinder mit Lebensmittelallergien, bei 10 weiteren Kindern besteht ein Verdacht, und es wird zur Zeit ausgetestet, worauf sie allergisch reagieren. Häufig haben wir auch Kreuzallergien, dann kochen wir speziell für diese Kinder. Manche dürfen keine Getreideprodukte essen, andere keine Milchprodukte. Da ist in unserer Küche viel Phantasie gefragt. Aber Tina Hentschke und ihre Beiköchin Veronika Pogrzeba meistern das mit Bravour."
Und die Eltern, wissen Sie zu schätzen, wie viel Wert auf Ernährung gelegt wird? "Ich denke schon, dass den Eltern die Ernährung ihrer Kinder etwas wert ist", meint Frau Zipper. "Sie fühlen sich von uns unterstützt, denn immerhin nimmt die Kita ihnen etwas ab, was sie sonst selber machen müssten."