Lektoren mit Handicap
ein klein wenig stolz waren sie schon, als ihnen Monsignore Thomas Schlichting und Pater Karl Wagner beim feierlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Michael in Attel im Kreis Rosenheim ihre Beauftragungsurkunden überreichten. Die elf Männer und Frauen aus den Einrichtungen Betreuungszentrum Steinhöring, der Stiftung Ecksberg und der Stiftung Attl sind nun offiziell Lektoren und können im Gottesdienst unter anderem die biblischen Texte der Lesungen und Fürbitten vortragen.
Erstmals wurden damit in der Erzdiözese München und Freising Menschen mit einer geistigen Behinderung in einem speziellen Kurs zu Lektoren ausgebildet. An zwei Seminartagen erhielten die Teilnehmer unter anderem ein Sprech- und Atemtraining. Dabei wurden vor allem Aussprache und Artikulation trainiert. Wie ist ein Text strukturiert, welche Bedeutung hat das Schriftbild und wie betont man richtig? Diese Fragen standen im Mittelpunkt.
Während beim ersten Treffen das gegenseitige Kennenlernen, die Bedeutung des Lektorenamts und der Gottesdienstablauf die zentralen Themen waren, ging es beim zweiten Mal vermehrt um das praktische Üben mit dem Mikrofon. Wichtig war es auch, den künftigen Lektoren ein "Raumgefühl" beim Sprechen zu vermitteln. Auch die richtige Körperhaltung und das korrekte Auftreten gehörten zum Kursinhalt.
Die Teilnehmer bekamen auch Tipps gegen Nervosität, die oft vor allem die ersten Einsätze vor der Gottesdienstgemeinde begleitet. Mit dem Abschluss ihrer Ausbildung werden die Frauen und Männer nun in ihren Pfarreien an ihrem Wohnort als Lektoren tätig sein.
Der neue Lektorenkurs war eine Initiative von Seelsorgern aus zwei Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in der Erzdiözese München und Freising: Pastoralreferent Anton Helminger von der Stiftung Attl und Pastoralreferentin Ann-Kathrin Lenz-Honervogt von der Stiftung Ecksberg. Durchgeführt wurde der Kurs mit Unterstützung des Fachbereichs Pastoral für Menschen mit geistiger Behinderung des Ordinariats unter der Federführung von Fachbereichsleiterin Mechthild Ferber-Holzbauer, die auch als Gemeindereferentin im Einrichtungsverbund Betreuungszentrum (EVBZ) Steinhöring tätig ist. Die meisten Kursteilnehmer sind in der Stiftung Attl, der Stiftung Ecksberg oder dem EVBZ Steinhöring tätig oder wohnen in den Einrichtungen.
Pastoralreferent Anton Helminger war begeistert von dem Engagement der
neuen Lektoren. "Es ist unglaublich, wie viel Ernsthaftigkeit und Engagement die Teilnehmer mitgebracht haben. Sie haben vieles für sich neu gelernt. Mit diesem Kurs bekommen sie Anerkennung. Das schafft ein Bewusstsein für Inklusion von Menschen mit Behinderung", so der Seelsorger.