Prävention ohne erhobenen Zeigefinger
Worüber sprechen Sie mit den Schülerinnen und Schülern?
Ich war lange Jahre alkohol- und drogenabhängig und fand erst in der Kreuzbund-Selbsthilfegruppe zu Abstinenz und Selbstvertrauen. Meine Geschichte erzähle ich ganz offen. Damit möchte ich jungen Menschen zeigen, was passieren kann, wenn der Konsum maßlos wird. Das tue ich ohne den "erhobenen Zeigefinger", ich will auch kein Missionar sein, sondern auf Augenhöhe mit den jungen Leuten ins Gespräch kommen.
Welche Erfahrungen machen Sie dabei?
Die Schüler sind meistens erstmal geschockt über die Offenheit, mit der ich erzähle, was mir passiert ist. Danach kommen oft positive Rückmeldungen, etwa, wenn junge Menschen anfangen, über ihren Konsum nachzudenken und mir dies sagen. Da erfahre ich, dass ich etwas bewirken kann, und dies freut mich natürlich. Andere fühlen sich angesprochen, weil in ihrer Familie jemand ein Suchtproblem hat, die Eltern oder ein Geschwisterkind. Dann vertrauen sie sich mir an und fragen um Hilfe nach.
Ist Suchtmittelkonsum gefährlicher geworden?
Ja, weil das Angebot größer geworden ist. Gefährlich sind vor allem die synthetischen Drogen, bei denen man oft gar nicht weiß, welche Wirkstoffe sie gerade enthalten. Auch die sogenannten "Kräutermischungen" (Legal highs) haben eine hohe Suchtgefahr. Genauso bedenklich finde ich aber die Tatsache, dass Alkohol nach wie vor gesellschaftlich so akzeptiert ist. Alkohol ist bei jungen Leuten oft der Einstieg für härtere Drogen.
Sie engagieren sich seit über zwölf Jahren im Kreuzbund. Was ist Ihr Ziel?
Wir als "Weggefährten" bieten Suchtkranken Gemeinschaft, Halt und Unterstützung. Alleine schafft man es kaum, abstinent zu bleiben. Unser Ziel ist es außerdem, durch Aufklärungsarbeit das Phänomen der Suchterkrankungen zu enttabuisieren. Abhängig zu sein, ist nämlich eine Krankheit und kein "selber schuld", wie es immer noch oft geäußert wird. Prävention spielt dabei eine große Rolle. Wir möchten mehr junge Leute ansprechen und sie auf unser Angebot aufmerksam machen.