Elendige Bedingungen
Auf die oft elendigen Bedingungen, unter denen Werkvertragsarbeiter in der Fleischindustrie leben und arbeiten, macht der Caritasverband für den Kreis Gütersloh immer wieder aufmerksam. Bei einem Besuch der beiden Bundestagsabgeordneten Britta Haßelmann (Bielefeld) und Maria Klein-Schmeink (Münster, beide Bündnis 90/Die Grünen) schilderte das Caritas-Beraterteam beispielhaft mehrere Fälle: So etwa den Fall von elf Menschen - Erwachsene, Kinder, Säuglinge - die auf engstem Raum in einer 80-Quadratmeter-Wohnung leben. So etwas wie Privatheit gebe es dabei nicht, Aggression und Gewalt sei fast die Regel, erklärten die Beraterinnen. Die Wohnung sei miserabel isoliert, könne im Winter nur mühevoll mit einem Heizlüfter auf etwas über 15 Grad geheizt werden. Die Folge: Stromnachzahlungen in satter vierstelliger Höhe. Den Beraterinnen sind zahlreiche Fälle bekannt, in denen in der Folge Kinder in Kindergärten und Schulen Verhaltensauffälligkeiten zeigen oder total isoliert sind.
Seit 2016 bietet der Caritasverband für den Kreis Gütersloh eine muttersprachliche Beratung an, die den zumeist aus Südost- und Osteuropa zugewanderten Werkarbeiter-Familien zu mehr Integration und besseren Lebensbedingungen verhelfen soll. Mittlerweile gut 20.000 Werkvertragsarbeiter und deren Angehörige wohnen im Kreis Gütersloh, berichtete Caritas-Vorstand Volker Brüggenjürgen. Die aus Polen, Rumänien, Bulgarien und Mazedonien stammenden Arbeiterinnen und Arbeiter verdienen in ihren Heimatländern oft nur 200 bis 400 Euro monatlich. Dieses Armutsgefälle werde systematisch ausgenutzt: Die Billigkräfte werden durch Subunternehmer angeworben und als Arbeiter zweiter Klasse in der deutschen Fleischindustrie eingesetzt. Zwar verdienten sie hier mehr Geld als in der Heimat, leben und arbeiten laut Caritas Gütersloh aber unter maximal belastenden Bedingungen. Die von der Fleischindustrie herbeigeführte "Pervertierung" der Werkvertragsarbeit gehöre abgeschafft, forderte Brüggenjürgen.