Neue Horizonte eröffnen im Freiwilligen Sozialen Jahr
Alex Schmidt aus Dörgenhausen, FSJ im Kinderhaus "St. Elisabeth" Hoyerswerda:
Ich blicke auf ein wunderschönes Jahr zurück. Es war sehr sinnvoll genutzt, weil es mich in meiner persönlichen Entwicklung vorangebracht hat. Ich hatte damals den Wunsch, Soziale Arbeit/Sozialpädagogik zu studieren. Die Uni forderte aber mindestens ein halbes Jahr Praxiserfahrung als Voraussetzung. Da habe ich mich informiert und kam auf die Idee, einen Freiwilligendienst zu leisten und hab mich im Kinderhaus "St. Elisabeth" beworben. Meine Eltern hielten anfangs nicht viel von der Idee. Durch meine Informationen konnte ich aber gut argumentieren, dass ein FSJ im Lebenslauf durchaus wertvoll ist und Anerkennung findet. Heute sind sie sehr zufrieden und stolz, auch wegen dem positiven Feedback, dass sie aus dem Kinderhaus bekommen und dass ich durch das FSJ meinen Berufsweg gefunden habe. Ich hatte mir Arbeiten immer anders vorgestellt. Ich hatte nicht gedacht, dass man vor Herausforderungen gestellt wird, wo man manchmal nicht weiß, ob man am nächsten Tag die Kraft noch aufbringt. Heute gehe ich viel bewusster mit Geld um, weil ich weiß, wie schwer es ist, es zu verdienen. FSJ lohnt sich, ich habe es auch meiner Schwester und meiner Freundin empfohlen. Gerade, wenn man noch nicht genau weiß, wie es mit der Ausbildung weitergehen soll, bekommt man Zeit nachzudenken. Besonders fasziniert hat mich die Erfahrung, wie sehr Kinder einem vertrauen. Man wird nach einiger Zeit sogar zur Beziehungsperson für die Kinder. Die Kinder haben sich mir richtig anvertraut, sie hatten keine Angst. Den Kindern tut es gut zu erzählen, wenn ihnen jemand zuhört, auch von zu Hause. Für mich war es ein wunderbares Gefühl, für die Kinder da sein zu können. Die Kinder sind sehr dankbar, wenn man etwas für sie vorbereitet hat. Es ist toll, die Freude der Kinder zurückzubekommen. Das lohnt alle Mühe und macht mich selber froh, jeden Tag mit einem Lächeln das Kinderhaus zu betreten. Ein Kind zu windeln fiel mir schwer, das hatte ich vorher noch nie gemacht. Obwohl ich es erklärt bekam, war es mir unangenehm. Je häufiger man es tut, desto mehr bekommt man aber Routine. Mit den Erzieherinnen habe ich mich sehr gut verstanden, das war ein sehr familiäres Miteinander. Ich konnte jederzeit mit meinen Fragen kommen. Insgesamt war das Jahr eine tolle Erfahrung, die ich jedem wünsche. Ich lebe heute bewusster und hab viele neue Perspektiven kennengelernt. Mich hat das Jahr in meiner Berufswahl bestätigt. Ich möchte mit Menschen für Menschen da sein.
Anna Maxi Lelanz aus Dissen, FSJ in der "Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung" Forst:
Ich werde oft angesprochen, ob es nicht schwer sei mit Menschen, die eine psychische Erkrankung haben, zu arbeiten. Darüber denke ich auch oft nach - aber für mich ist es eine sehr schöne Arbeit. In der Berufsberatung wurde ich auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, ein FSJ zu absolvieren. Eine Bekannte empfahl mir dann die Kontakt- und Beratungsstelle der Caritas. Meine Eltern fanden die Idee zunächst nicht so toll, weil man ja auch nicht viel Geld verdient. Wir haben darüber gesprochen und sie waren letztlich einverstanden. Heute finden sie, dass es ein guter Weg war. Für mich war es die richtige Entscheidung, weil ich Einblick in die Richtung bekam, in die ich gehen möchte. Noch mehr als die soziale Arbeit interessiert mich allerdings die Verwaltung im sozialen Bereich. Trotzdem war es für mich eine sehr schöne Erfahrung, mit den Menschen zusammenzuarbeiten, weil ich mir das früher nie vorstellen konnte. Aber es ist sehr angenehm. Ich bin heute aufgeschlossener als früher, es fällt mir leichter, mit Menschen zu reden. Ich habe gemerkt, wie belastbar ich bin und erinnere mich an viele schöne Momente mit den Besuchern und meinen Arbeitskollegen. FSJ ist eine schöne Möglichkeit, sich beruflich zu orientieren, wenn man noch nicht so genau weiß, was man machen möchte. Die schönsten Erfahrungen sind die gemeinsamen Feste, wie zum Beispiel das Frühlingsfest, dass gemeinsam mit den Besuchern vorbereitet wurde. Da wurde gebacken und gebastelt und natürlich gefeiert. Die dankbare Freude der Besucher ist dabei das Tollste. Es war insgesamt ein tolles Jahr im sozialen Bereich, meine berufliche Zukunft sehe ich aber doch eher in der Verwaltung.
Die Freiwilligen wollen die Zeit im FSJ nutzen, um ihren persönlichen Horizont und ihre Kompetenzen zu erweitern. Damit dies gelingt, gestalten die katholischen Anbieter das Freiwillige Soziale Jahr als Bildungs- und Orientierungsjahr. Sie arbeiten eng mit den Einsatzstellen zusammen und sprechen sich mit den Anleiterinnen und Anleitern der Freiwilligen ab. Die pädagogischen Fachkräfte der katholischen FSJ-Träger stehen den Freiwilligen zur Seite. Sie sind Ansprechpartner bei Fragen und Problemen, die das FSJ betreffen - aber auch bei persönlichen Anliegen. Direkten Kontakt mit den Freiwilligen haben Interessenten bei Besuchen in den Einsatzstellen sowie bei den Seminaren, die als Bildungstage gestaltet werden. Anders als in der Schule geht es dabei nicht vorrangig um die Vermittlung von Inhalten. Die Freiwilligen bestimmen selbst, welche Themen sie interessieren und worüber sie miteinander diskutieren. Das FSJ in katholischer Trägerschaft ist ein Teil der kirchlichen Jugendarbeit. Sie bietet jungen Leuten die Chance, sich zu entwickeln und ihre Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. Fragen nach dem Sinn, der eigenen Existenz und nach den Widersprüchen und Ungerechtigkeiten der Welt spielen dabei eine zentrale Rolle. Ebenso die Suche nach Glück, Angenommensein und Identität. Das FSJ will junge Menschen motivieren und befähigen, ihr Leben an christlichen Werten auszurichten.