Vom Flüchtling zur Alltagslotsin
2013 ist sie mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern nach Deutschland geflohen. Sie sind Christen. In Ägypten, dessen Bevölkerung weit überwiegend dem muslimischen Glauben angehört, werden sie diskriminiert.
Seit 2011 sind rund 100.000 Christen aus dem Land geflohen. Monira Heneen kann erst seit kurzem darüber sprechen, die Angst ist nicht mehr so groß wie noch zu Anfang. Ihre Augen werden feucht, wenn sie über die Situation in ihrer Heimat spricht. Sie und ihr Mann haben als Lehrer gearbeitet, waren im Kollegium aber nie richtig anerkannt. Die Kinder wurden in der Schule unterdrückt. Egal welche Leistungen sie erbrachten, die Noten waren schlecht, muslimische Kinder wurden bevorzugt. Es war ein Leben in Angst, voller Bedrohungen und Unterdrückung - zur Polizei konnten die Heneens nicht gehen, denn es ging nicht um Recht, sondern um den "richtigen" Glauben. "Wenn ich ein Problem mit einer Nachbarin hatte und zur Polizei ging, hatte ich keine Chance, weil die Nachbarin Muslima ist. Eine Chance auf faire Behandlung gab es für Christen nicht", sagt Monira Heneen.
Mit Hilfe der Caritas hat sich Familie Heneen mittlerweile sehr gut eingelebt. Das war nicht immer einfach, denn die deutsche Bürokratie sei ohne entsprechende Sprachkenntnisse schon eine große Hürde gewesen, sagt Monira Heneen. Die Caritas konnte helfen, ermöglichte erste Sprachkurse und Monira Heneen engagierte sich zunächst ehrenamtlich bei der "CariTasche" und im Kleiderladen "CariChic". Nach drei Jahren übernahm die Caritas Iserlohn sie in ein sozialversicherungspflichtiges Angestelltenverhältnis. Zurzeit arbeitet sie 15 Stunden pro Woche als sog. "Alltagslotsin", hilft insbesondere Flüchtlingsfamilien bei der Eingewöhnung und Alltagsbewältigung, bei Behördengängen, Arztbesuchen, bei Kindergarten- und Schulanmeldungen. Die Stelle wird finanziert aus Mitteln des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn und der Wichelhoven-Stiftung.
Über ihre Arbeit spricht Monia Heneen mit einem Lächeln und voller Dankbarkeit, auch wenn die nicht immer leicht ist. Denn auch hier hat sie als Christin und als Frau mit Ablehnung durch Flüchtlinge muslimischen Glaubens zu kämpfen. Aber sie hat für sich einen Weg gefunden, damit umzugehen und hilft trotzdem gerne. Zusammen mit Francesco Ferrara, der seit 1992 bei der Caritas in der Migrationsberatung tätig ist, begleitet sie Flüchtlinge zur Ausländerbehörde, hilft auf Arabisch und Englisch aus, kümmert sich um Anträge aller Art und unterstützt bei der Wohnungssuche. "Jeder Fall ist sehr individuell" sagt Francesco Ferrara. Und Monira Heneen ergänzt lächelnd: "Das ist eine große Herausforderung, hält aber den Geist flexibel".
Inzwischen kennt Monira Heneen die Hürden der Bürokratie und gibt ihr Wissen gerne weiter. Mittlerweile schätzt sie die deutschen Regeln sogar: "Es gibt viel mehr Struktur als in Ägypten." Auch ihr Ehemann ist angekommen und hat dank der Vermittlung von Ehrenamtlichen der Caritas einen Vollzeitjob in einem Iserlohner Unternehmen bekommen. Kontakte in die Heimat hat die Familie Heneen immer noch, hört von Freunden christlichen Glaubens immer wieder schlimme Geschichten. Dann sprechen Furcht und Wehmut aus ihren Augen, aber Dankbarkeit dafür, in Deutschland ein sicheres Leben führen zu können.