Aufblühen im Ehrenamt
Kreativ und einfühlsam berät und vermittelt Katja Eichhorn FreiwilligeWalter Wetzler
Kleiderspenden sortieren, Geflüchtete bei Behördengängen begleiten, Kindern vorlesen oder Schwerstkranken die Hand halten - Möglichkeiten, Zeit und Talent zu spenden, gibt es viele. "Ehrenamt muss Spaß machen", sagt Katja Eichhorn. "Der eine hört gerne zu, der andere packt lieber an. Da geht es dann in einem persönlichen Gespräch darum, eine geeignete Einsatzstelle zu finden." Etwa 100 dieser Gespräche führt sie im Jahr. Vieles laufe mittlerweile auch telefonisch oder per Mail. Einige haben bereits eine feste Vorstellung von dem, was sie gern tun möchten, andere brauchen Orientierung im Freiwilligendschungel. Und dann gibt es auch immer wieder die Situation, dass vor Katja Eichhorn jemand sitzt, der sich unbedingt in einem bestimmten Bereich engagieren möchte, die Ehrenamtskoordinatorin dessen Auswahl aber für unglücklich hält. Dann gilt es mit viel Fingerspitzengefühl ein anderes Einsatzgebiet schmackhaft zu machen. "Ich denke da zum Beispiel an die Dame, deren Ehemann vor vier Wochen verstorben ist und die sich nun in der Hospizarbeit engagieren möchte", erzählt Katja Eichhorn. Der Witwe musste sie deutlich machen, dass sie selbst erst ihre Trauer verarbeiten müsse, bevor sie Sterbenden eine Stütze sein könne. Katja Eichhorn vermittelt innerhalb der Caritasfamilie - auch Fachverbände, Caritas-Gesellschaften und Kirchengemeinden gehören zu den Einsatzstellen für Ehrenamtliche. Durch den ständigen Austausch mit den Einrichtungen weiß sie, wo Freiwillige gebraucht werden. Für die Hauptamtlichen dort ist sie Ansprechpartnerin zu Fragen rund um Anforderungen und Qualitätsstandards: Wie läuft das beispielsweise mit dem Versicherungsschutz und welche Qualifizierungen müssen angeboten werden? Wer sich bei der Caritas freiwillig engagiert, ist unfall- und haftpflichtversichert. Neben Ausbildungskursen vor einem Einsatz und fachlichen Anleitungen vor Ort, gehören auch kostenlose Fortbildungen zum Angebot.
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Dass für und mit den Ehrenamtlichen eine Anerkennungskultur gelebt wird, ist Katja Eichhorn wichtig. Dazu zählt sie nicht nur die Qualifizierungsangebote, sondern auch und vor allem Aktionen wie das jährlich stattfindende Ehrenamtsfest, zu dem stellvertretend für die vielen Tausend freiwillig Tätigen etwa 350 Leute eingeladen werden. "Hin und wieder verschenken wir auch Freikarten für Konzerte und als besondere Auszeichnung verleihen wir eine Ehrennadel", ergänzt Katja Eichhorn. "Wir haben somit eigentlich für jedes Alter eine Form der Anerkennung."
Der durchschnittliche Ehrenamtliche ist schwer zu beschreiben. Von jung bis alt, von Hartz IV-Empfänger bis Akademiker sei alles dabei. Etwas mehr Frauen als Männer würden sich engagieren, aber das sei nicht signifikant.
Nachwuchssorgen macht sich Katja Eichhorn nicht, aber sie sieht neue Herausforderungen auf sich zukommen. "Die Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren, müssen flexibler werden." Es gebe viele junge Menschen, die sich sozial einbringen möchten, aber nicht in dem zeitlichen Ausmaß wie frühere Generationen. "Das ist völlig okay, aber darauf müssen wir reagieren." In der Konsequenz könnte das heißen, dass künftig in der Suppenküche nicht wie derzeit 15, sondern dann 30 Ehrenamtliche eingesetzt werden. "Mehr Ehrenamt erfordert mehr Koordination. Dafür müssen dann Ressourcen, also im besten Fall hauptamtliche Stellen, geschaffen werden", sagt Katja Eichhorn.
Einige flexiblere Formate gibt es bereits. Youngcaritas richtet sich vor allem an junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren. An sogenannten Social Days können Unternehmen mit ihren Mitarbeitern in sozialen Einrichtungen an einem Tag Gutes tun - beispielsweise den Garten einer Kita neu gestalten oder gemeinsam mit Senioren Kekse backen. Bei diesen Unternehmenskooperationen schaut Katja Eichhorn, was die Firmen wollen und welche Bedarfe auf der Seite der Einrichtungen sind. "Das Unternehmen und die Einsatzmöglichkeit sollen zueinander passen und mir ist auch wichtig darauf zu achten, dass die Einrichtung etwas davon hat."
Danke für die Blumen: Ehrenamtliche sind das Sahnehäubchen der CaritasWalter Wetzler
Insgesamt beobachtet Katja Eichhorn eine zunehmende Internationalisierung. Das liegt ihrer Ansicht nach nicht nur an der hohen Anzahl Geflüchteter, für die sich enorm viele Menschen engagieren und die sich auch selbst mit ihrem Engagement einbringen möchten. "Nach Berlin kommen zahlreiche Menschen aus dem Ausland, um zu studieren oder zu arbeiten. Viele von ihnen suchen ein Ehrenamt." Nicht alle von denen sprechen deutsch, was neue Herausforderungen bei der Suche nach einer geeigneten Einsatzstelle bedeutet. "Natürlich kann sich der Freiwillige im Seniorenheim mit der alten Dame auch mit Händen und Füßen unterhalten, aber es stellt erst einmal eine Hürde dar, mit der umgegangen werden muss", gibt Katja Eichhorn zu bedenken.
Für die Ehrenamtlichen bietet ihr Engagement nicht nur die Möglichkeit, dem Nächsten etwas Gutes tun zu können, sondern auch für sich selbst neue Fähigkeiten zu entdecken und neue soziale Bezüge zu finden. Auch die Caritas profitiere auf ganz besondere Weise von den Ehrenamtlichen, sagt Katja Eichhorn: "Sie halten uns in Bewegung, stellen Sachen in Frage, haben neue Ideen und einen frischen Blick auf den Verband - sie sind das Sahnehäubchen der Caritas."
Text: Christina Bustorf
Weitere Informationen zum Ehrenamt beim Caritasverband für das Erzbistum Berlin