Schnell, wendig und ohne Parkplatzsorgen
Sie stehen sich gegenüber. Hinter beiden Fahrzeugen bildet sich bereits ein Stau, die Emotionen kochen hoch. Und keine 500 Meter weiter werden Wasserrohre erneuert – inklusive gesperrter Fahrbahn und Baustellenfahrzeugen.
Für die Mitarbeiter der Dortmunder Caritas-Sozialstation Süd-West ist diese Situation und die Suche nach einem Parkplatz lästig und reine Zeitverschwendung. Doch für sie und ihre Kollegen aus dem Bereich Dortmund Nord-Ost hat sich die Situation etwas entspannt – sie nutzen im Innenstadtbereich seit Oktober 2013 Fahrräder mit zusätzlichem Elektromotor, sogenannte E-Bikes.
Mit dem Rad den Dauerstau in der Innenstadt umfahren
„Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, E-Bikes einzusetzen“, erklärt Kerstin Pleus, Abteilungsleiterin Caritas-Sozialstationen. Denn ihre Mitarbeiter ärgern sich nicht nur über Baustellen und Parkplatznot, sondern wollen für kurze Strecken innerhalb der City ungern das Auto nutzen. Konkret wurde die Idee dann bei einem Arbeitskreis mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Dortmund. So kam auch der Kontakt zu dem Jungunternehmen „F&A Manufaktur“ zustande, das nun die Räder für die Caritas ausstattet. Wichtig war Kerstin Pleus, dass die Kollegen ihre Begeisterung für die neuen Fahrräder teilen. Und dass diese absolut alltagstauglich sind. Die E-Bikes können nur ankommen, wenn sie „für verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fahrbar sind“. Lenker und Sattel müssen etwa schnell auf unterschiedliche Körpergrößen einstellbar sein – ohne Werkzeugkiste und viel Fummeln. Das gilt auch für den Akku. Der liegt auf dem Gepäckträger und ist ebenfalls mit einem schnellen Handgriff entnehmbar. „Zudem wünschen sich die Kollegen einen niedrigen Einstieg“, so Pleus.
Ausgestattet sind die Räder mit allem, was es auch in den rund 90 Autos der Caritas in Dortmund gibt. Ein verschließbarer Koffer vor dem Lenker und zwei Satteltaschen bieten ausreichend Platz für Pflegeutensilien und Dokumentationsmappen. Und: „Jeder kann selbst entscheiden: Wie viel Eigenantrieb will ich investieren?“. Denn der Motor steht immer als surrender Partner bereit, geladen werden die Akkus nachmittags.
Die Caritas kommt mit dem E-Bike
Die E-Bikes haben seit Herbst 2013 Wellen geschlagen. Kerstin Pleus hat wegen der innovativen E-Bike-Nutzung sogar eine Anfrage aus der Stadtverwaltung von Berlin erhalten. Und auch in Dortmund selbst könnte sich die Zahl der caritas-roten Räder erhöhen. Die Mitarbeiter legen auf die rote Farbe übrigens großen Wert: „Sie identifizieren sich mit ihrem Arbeitgeber“, begründet Kerstin Pleus. Und auch die Sozialstationen in Aplerbeck und Hörde wollen sich die E-Bikes ausleihen. Denn die Vorteile stechen auch in den Vororten. Zumal zum Einzugsbereich von Hörde auch der Stadtteil „Auf dem Höchsten“ gehört. Und hier gilt: Nomen est omen. Oder anders gesagt: Wer hoch hinaus will, wird den Elektromotor schnell nicht mehr hergeben wollen.
Inzwischen sind sich alle E-Biker einig. „Es fährt sich total leicht“, sagen selbst diejenigen, die anfangs skeptisch waren. Dass man kein durchtrainierter Hobbysportler sein muss, um sein Ziel zu erreichen, lernt man eben am besten bei einer Probefahrt. Und sie sind stolz, wenn ihnen jemand hinterher ruft: „Hey, die Caritas ist mit dem Fahrrad unterwegs.“