Krise als Chance
Krisenhaus vor neuen Herausforderungen
"Ich war etwas mehr als zwei Monate bei Euch und bin tief empfunden dankbar für diese Zeit", schreibt Stefan an das Krisenhausteam. "Ich hätte ohne diese wunderbare Einrichtung keine Ahnung gehabt, wie ich mein Leben wieder in den Griff bekommen soll."
Stefan, 47 Jahre alt, hat durch den Verlust seiner Arbeit und die Trennung von seiner Frau sein Zuhause, den täglichen Kontakt zu seinen Kindern und sein Lebensziel verloren. Hoch intelligent und reflektiert sah er plötzlich seinen Lebensentwurf gescheitert. Wohnungslos und ohne soziale Kontakte litt er sehr unter der Trennung von Frau und Kindern und stürzte in eine tiefe Krise.
In diesem Zustand kam er ins Krisenhaus, wo ihm das Team zunächst half, sich emotional zu stabilisieren. Stück für Stück gelang es Stefan, sein Leben wieder selber in die Hand zu nehmen. Dabei kamen ihm seine integrativen und kommunikativen Fähigkeiten zugute. Er konnte seinen Hilfebedarf benennen und seine Bedürfnisse aussprechen. Auch in der Gemeinschaft mit den anderen Bewohnern kam er gut zurecht. Nach 2 ½ Monaten im Krisenhaus hat er heute wieder eine eigene Wohnung und einen Job. Auch zu seinen Kindern hat er wieder Kontakt.
"Alle hatten immer ein offenes Ohr für mich, waren immer für mich da und ich finde, Ihr macht ausnahmslos einen nobelpreisverdächtigen Job", schreibt er. "Nochmal danke ich Euch allen für diese wichtige und irgendwie auch schöne Zeit."
Menschen neue Perspektiven ermöglichen, die sich in einer ausweglosen Situation befinden, darin sehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krisenhauses ihre Aufgabe. Doch werden die Rahmenbedingungen immer komplizierter und die Finanzierung zunehmend schwierig.
Zwischen Einrichtungen und Ämtern steht der Kostensatz - hoch und unattraktiv
Voraussetzung für eine Aufnahme ist das Vorhandensein einer Krise, Wohnungslosigkeit oder unzumutbare Wohnverhältnisse. Bei einer klassischen Krise, z.B. nach Trennung, nach Wohnungsverlust o.ä. darf das Krisenhaus zunächst ohne Vorabbewilligung aufnehmen. In der Regel werden vom Sozialamt zunächst für zwei bis vier Wochen die Kosten übernommen. Erfahrungsgemäß braucht es aber etwa drei Monate für eine grundlegende Stabilisierung über die akute Krise hinaus. Diese Zeiten werden aber immer seltener bewilligt.
In anderen Fällen wiederum bleiben die Bewohner/innen deutlich länger als diese drei Monate im Krisenhaus, weil die Zugänge zu weiterbetreuenden Einrichtungen (Therapeutische Wohngemeinschaften der Eingliederungshilfe) aufgrund der Lage auf dem Wohnungsmarkt verstopft sind.
Insgesamt gehen die Bewilligungszeiten jedoch zurück, und es werden mehr Klienten mit kürzerer Verweildauer aufgenommen. Das Aufnahmeprocedere ist ziemlich aufwändig; muss ein Klient gleich wieder ausziehen, war der Aufwand vergeblich.
"Zwischen Ämtern (Sozialen Wohnhilfen) und der Einrichtung steht der hohe, unattraktive Kostensatz", so Kai-Gerrit Venske, Fachreferent für Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe. Er hat für ein Jahr (bis zum 1.11.2015) die Leitung des Krisenhauses übernommen und will versuchen - gemeinsam mit dem Krisenhaus-Team und unter Begleitung einer multidisziplinären Projektgruppe - die Ursachen für die in den letzten Jahren verstärkt aufgetretenen Probleme zu ermitteln, zu analysieren und die Einrichtung zu stabilisieren.
"Nach den ersten zwei Monaten meiner Tätigkeit im Krisenhaus konnten bereits etliche Probleme beseitigt werden", so Kai-Gerrit Venske. "Ich habe Hoffnung, dass es gelingt, Menschen in Krisensituationen auch in Zukunft solch ein niedrigschwelliges Angebot anbieten zu können."
Die Chancen stehen nicht schlecht:
Das Krisenhaus war das erste Haus dieser Art in der Stadt, seit 1987 beim Caritasverband, seit 1999 im Entgeltbereich verankert. Und es gibt ein motiviertes, erfahrenes mit der Einrichtung vertrautes Team sowie zufriedene Klienten.
Caritas-Krisenhaus
Manetstraße 83, 13053 Berlin
Telefon: 0 30 6 66 33-9 33
Telefax: 0 30 6 66 33-9 30
krisenhaus@caritas-berlin.de
Rund-um-die-Uhr-Aufnahmemöglichkeit
für Menschen in Krisensituationen