Caritas Hamburg unterstützt Zuwanderer
In einer Stunde beginnt für Kyra die Schicht. Dick eingepackt mit Mützen, Schals und Handschuhen stehen die 35-Jährige und ihre drei Töchtern an der Bushaltestelle im Hamburger Norden. Bevor sie sich im Krankenhaus um schwerstkranke Menschen kümmert, Infusionen setzt, Blut abnimmt oder Medikamente verteilt, begleitet die Alleinerziehende ihre Kinder zur Schule.
"Ich habe in Deutschland meinen Traum gefunden", sagt Kyra. Vor vier Jahren floh sie vor den Angriffen der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram nach Deutschland. Hier schaffte sie den Start in ein neues Leben mit Hilfe der Caritas-Beratungsstelle. "Kyra ist eine starke Frau, die für sich und für die Zukunft ihrer Kinder kämpft", berichtet die Migrationsberaterin der Caritas Hamburg. "Heute ist Kyra eine sehr beliebte Krankenschwester."
Über 60.000 bleibeberechtigte Flüchtlinge und Neuzuwanderer aus der Europäischen Union leben in Hamburg. Ihre Integration ist Anliegen der Migrationsberatung der Caritas Hamburg. Hier erhalten die Ratsuchenden eine migrationsspezifische Beratung zur Erstorientierung, zur Klärung von existenziellen Fragen und für die Zukunftsplanung. Im vergangenen Jahr holten sich 2.751 Menschen Auskunft zu Sozialleistungen, Ausbildung und Beruf.
Geholfen wird den Familien und Einzelpersonen bei der Wohnungssuche, bei der Vermittlung in Integrations- und Orientierungskurse oder bei der Anerkennung ausländischer Zeugnisse. Dabei liegt der Schwerpunkt der Beratung auf der Stärkung der eigenen Ressourcen der Klienten. "Das grundlegende Motto ist Hilfe zur Selbsthilfe", betont der Fachbereichsleiter für Integration und Beratung, Sinischa Sven Balaz. Sein Anliegen ist zudem die interkulturelle Arbeit. So fördert sein Team die Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher Nationen und Altersgruppen und vermittelt Kontakte zwischen einheimischen und zugewanderten Bürgern.
Ein großes Thema in der Beratung ist immer auch die Sprache. "Wie kann jemand die deutsche Sprache lernen und wie funktioniert die Verständigung im Arbeitsalltag. Das ist die große Herausforderung, denn die Sprachkenntnisse sind in aller Regel nicht da, werden aber in den Betrieben gebraucht", sagt Balaz. Das zweite Thema sind bürokratische Hürden, bei denen die Mitarbeiter helfen. Die meisten Neuankömmlinge sind jung und motiviert, aber oft fehlt das Wissen, sich mit den rechtlichen Anforderungen auseinanderzusetzen: "Auch wenn die Menschen ein großes Engagement und auch Berufserfahrung mitbringen, braucht es Qualifizierung und die Anerkennung ihrer im Heimatland erlernten Berufe."
Kyra fühlt sich wohl an ihrem Arbeitsplatz und in Deutschland. Wenn sie Hilfe braucht, weiß sie, dass sie diese bei der Beratungsstelle erhält. "Ich bin froh, dass die Neuzuwanderer aus der EU und die Menschen, die vor Krieg und Menschenrechtsverletzungen flüchten, den Weg zu uns finden", sagt die Beraterin. "Wir helfen ihnen gern beim Start in Deutschland."
Die komplette Ausgabe 1/2020 des MIGrations-MAGazins ist unter folgendem Link abrufbar: http://www.kam-info-migration.de