Schnitzeljagd reloaded
Lässt sich die Generation Internet überhaupt noch begeistern für eine Schnitzeljagd?
Ich glaube schon. Die Idee, Bildung mit Spaß zu verbinden ist nicht verschwunden. Den Begriff Schnitzeljagd kennt man immer noch, und in Bildungsstätten wird er auch noch benutzt. Dennoch haben natürlich viele auf die Digitalität reagiert und veranstalten nun eben digitale Schnitzeljadgden. Dafür gibt es verschiedene Programme. Actionbound ist das, was wir verwenden.
Wie funktioniert denn so eine digitale Schnitzeljadgd mit Actionbound?
Es gibt eine kostenlose App, die man sich aufs Smartphone herunterlädt. Dafür braucht man Internet, danach läuft das Ganze offline - das heißt, man kann auch ohne WLAN mitmachen. Die App bietet verschiedene Schnitzeljagden, genannt Actionbounds, an. Damit wird man zu verschiedenen Stationen geschickt und muss bestimmte Aufgaben erfüllen. Manche Actionbounds sind öffentlich, andere müssen extra freigeschaltet werden. So wie unsere. Man fragt bei uns an, dann schalten wir den Actionbound frei - und dann kann man den spielen. Das hat folgenden Grund: Man muss mit den teilnehmenden Orten abklären, wann sie geöffnet sind und wann die Teilnehmenden vorbei kommen können.
Welche Aufgaben warten auf die Teilnehmenden?
Manchmal sind es Multiple Choice-Fragen zu den Orten, manchmal lautet die Aufgabe: "Mache ein Foto von dem und dem Motiv." Manchmal heißt es: Frage eine Person nach ihrer Meinung. So lernen die Teilnehmenden die Stadt auf eine neue Art und Weise kennen - bei unserem Actionbound sind es sieben Orte, die sich mit den Themen Nachhaltigkeit und Soziales befassen. Manche nur mit einem, manche mit beiden Themen.
Welche Orte sind das denn zum Beispiel?
Wir haben beispielsweise die Bahnhofsmission der Caritas am Hauptbahnhof. Dort können sich Menschen aufhalten, die tagsüber einen warmen Ort brauchen und nicht wissen, wohin. Oder Sirplus am Ostbahnhof. Die beschäftigen sich mit dem Thema Lebensmittelrettung. Sie verkaufen in ihrem Laden fast nur Produkte, deren Mindeshaltbarkeitsdatum schon abgelaufen ist, die aber noch gut zu verzehren sind. Die wollen das Vorurteil aufbrechen, dass man die Sachen nach dem Mindeshaltbarkeitsdatum nicht mehr essen oder trinken kann.Es gibt inzwischen fünf solche Orte in Berlin. In unserem Projektladen caridoo endet die Schnitzeljagd. Dort geht es um die Themen Ehrenamt und soziales Engagement und man bekommt Informationen darüber, wie man sich selbst engagieren kann.
Wie lange dauert so eine Tour?
Etwa zwei bis drei Stunden. Am Schluss gibt es eine Siegerehrung und wir tauschen uns kurz über die Orte aus, die die Teilnehmenden herausgefunden haben. Sie bekommen außerdem noch ein Informationsblatt über nachhaltige Orte in Berlin, die im Actionbound nicht vorkamen.
Durch welche Teile der Stadt geht die Tour?
Sie führt quer durch Berlin, aber hauptsächlich durch den Ostteil der Stadt. Die teilnehmenden Gruppen à circa vier Leuten starten an verschiedenen Orten, damit die nicht alle gleichzeitig an einen Ort kommen. Sie sollen öffentliche Verkehrsmittel benutzen - mit dem Fahrrad würde es zu lange dauern.
Für welche Altersgruppen ist Actionbound gedacht?
Zwischen 15 - 30, aber es gibt nicht unbedingt eine Grenze nach oben. Auch ältere Leute kommen mit - es sei denn, das Digitale ist für sie ein grundsätzliches Problem.
Sie haben den Actionbound noch nicht durchgeführt?
Nein, bisher konnten wir ihn nur vorbereiten. Zum Test haben wir ihn natürlich auch gespielt, um Fehler zu beheben. Aber offiziell hat er noch nicht stattgefunden. Er sollte eigentlich mit einer Firmgruppe und mit einer youngcaritas-Gruppe gespielt werden. Doch das ist ja derzeit leider nicht möglich.
Der Actionbound informiert über das Thema Nachhaltigkeit. Wie nachhaltig ist die Aktion selbst, wenn sie durchgeführt wird?
Die Server, die für den Actionbound benutzt werden, stehen in Europa. Außerdem brauchen wir ja keine permanente Internetverbindung. Daher nutzen wir Serverkapazitäten nur gering und sparen dadurch Strom.
Viele Userinnen und User sind heutzutage sensibel, was den Datenschutz angeht. Ist der beim Actionbound gewährleistet?
Actionbound richtet sich nach der Datenschutzgrundverordnung. Es werden so wenig personenbezogene Daten wie nötig erhoben. Niemand muss seine E-mail-Adresse eingeben, wenn er das nicht möchte. Man kann sich für das Team einen Spitznamen ausdenken. Die personenbezogenen Daten werden nicht gespeichert. Nur für die Statistik werden anonyme Daten erhoben.
Melis Günay ist 26, hat einen Masterabschluss gemacht und arbeitet als Projektleiterin bei der "Jungen Europäischen Bewegung."
Ich wollte mich ehrenamtlich engagieren und habe gesehen, dass es bei der youngcaritas um Soziales und Nachhaltigkeit geht. Das hat mich gleich überzeugt. Angesichts des Klimawandels finde ich das Thema Ökologie sehr wichtig. Ich habe mich damit immer wieder auseinandergesetzt, wollte aber auch etwas Konkretes tun. Und ich weiß, dass soziale Einrichtungen auf Freiwillige angewiesen sind.
Sissy Nguyen ist 25 und studiert Maschinenbau an der Technischen Universität Berlin.
Ich habe in meinem Studium viel mit Technik zu tun, deshalb wollte ich etwas mit Menschen machen. Ich finde es wichtig, mich aus meiner eigenen Blase hinaus zu bewegen und mit anderen zu vernetzen. Auf Nachhaltigkeit lege ich großen Wert - ich lebe vegan. Bei der youngcaritas in Berlin habe ich schon mal beim Upcycling-Nähprojekt "vergissmeinnicht" im Projektladen caridoo mitgemacht.
Kontakt und weitere Infos:
youngcaritas Berlin
Tel. (030) 25 56 22 57
youngcaritas@caritas-berlin.de
www.youngcaritas.de/berlin