Benachteiligte Schüler unterstützen
Die Corona-Krise trifft sozial benachteiligte Familien und ihre Kinder besonders heftig. Gerade im Bereich Bildung zeigt sich jetzt deutlicher denn je, dass arme Kinder beim selbstständigen Lernen weiter abgehängt werden. Dies wird mittel- und langfristig zu einem noch stärkeren Auseinanderdriften der Bildungsverläufe führen - in der schulischen wie in der beruflichen (Aus-)Bildung.
Der Schulbetrieb lief in Baden-Württemberg seit Anfang Mai eingeschränkt und stufenweise an. Kultusministerin Susanne Eisenmann will auch Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen gezielt fördern, falls sie durch ihre soziale Situation im Homeschooling benachteiligt sind. Wer zu dieser Gruppe gehört und vor Ort in kleinen Gruppen betreut wird, sollen die Lehrenden entscheiden.
Wir freuen uns, dass die Kultusministerin bei der Wiederaufnahme des Schulbetriebs gezielt diejenigen im Blick hat, die beim Lernen zu Hause nicht erreicht wurden. Denn die aktuellen Einschränkungen verstärken die vorherrschende Bildungsungleichheit. Viele Familien können ihren Kindern nicht die ausreichende Infrastruktur zur Verfügung stellen, die für das Homeschooling notwendig ist. Dazu gehören PCs, Tablets und Internetanschluss. Zudem beeinträchtigen die räumliche Enge in oft viel zu kleinen Wohnungen und familiäre Konflikte das Lernen. Eltern konnten ihre Kinder zu Hause vielmals auch kaum bis gar nicht unterstützen oder motivieren. Ihnen fehlte es durch die berufliche Situation an Zeit oder sie waren aufgrund der eigenen Bildungsbiografie überfordert.
Homeschooling braucht Mindestanforderungen
Zudem darf man nicht vergessen, dass die Schule nicht ausschließlich Bildung vermittelt. Sie übernimmt für die Schüler auch eine externe Versorgungsstruktur, etwa durch kostenfreies Mittagessen. Auch hat sie eine wichtige Schutzfunktion: Für viele junge Menschen, gerade aus sozial benachteiligten Familien, ist Schule ein Ort der Sicherheit und Unterstützung durch Freunde und pädagogisches Personal.
Wenngleich die Lehrenden sicher am besten wissen, wen und wie sie persönlich fördern, darf aus unserer Sicht nicht alles dem Entscheidungsspielraum vor Ort überlassen werden. Das strukturelle Problem der Bildungsungerechtigkeit verlangt eine landespolitische Antwort. Homeschooling muss Mindestanforderungen erfüllen. So braucht es landesweit eine konkrete Verständigung darüber, wie sozial benachteiligte Kinder in diesen Zeiten einen besseren Zugang zu den Lerninhalten - auch durch digitales Lernen - bekommen. Mit der technischen Grundausstattung ist es nicht getan - diese Kinder brauchen auch konkrete Ansprechpartner, die sie beim Homeschooling begleiten.
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