Die integrierende Kraft des Fußballs nutzen
Fast drei Jahre nach der Gründung im Herbst 2012 ist das Fanprojekt Paderborn fest etabliert. Das liegt nicht an dem spektakulären Erfolg des SC Paderborn 07, der 2014 in die erste Bundesliga aufstieg – auch wenn dieses Ereignis dem Fanprojekt Paderborn viel öffentliches Interesse garantierte. Das Fanprojekt, dessen Träger der Caritasverband Paderborn als deutschlandweit erster Caritas-Ortsverband ist, arbeitet nachhaltig, es baut Hilfen und Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Heranwachsende auf.
Die Spiele des SC Paderborn bleiben die Höhepunkte in der Arbeit der drei Fanprojekt-Mitarbeiter. Zu den Auswärtsspielen begleiten sie junge Fans auf „rauch- und rauschfreien“ U18-Fahrten und die aktive Fanszene mit der Bahn oder dem Bus. In der Paderborner Benteler-Arena können die Fans den „Fan-Container“ aufsuchen, in der Stadt ist der Fantreff eine feste Adresse. Fußball bleibt auch außerhalb des Stadion das vorherrschende Thema der Zielgruppe. Deshalb sind die offenen Fußballgruppen, in dem die Fans selber kicken, sehr beliebt.
„Fußball ist nur der Ort für unsere Arbeit“, sagt Projektkoordinator Philip Krüger. Die Leidenschaft für den Sport erleichtert den Zugang zur Zielgruppe. Aber es geht um die üblichen Probleme dieser Altersgruppe: Beziehungen, Schule und Arbeit, Familie, gefährliche Konsumgewohnheiten oder Ärger mit Behörden.
„Die Unterstützung der Gruppe der 12- bis 16-Jährigen ist wichtig, damit Gewalt, Rassismus und massiver Alkoholkonsum keine Attraktivität auf sie ausüben“, sagt Philip Krüger. Daher schafft das Fanprojekt attraktive Alternativen, wie Workshops, Übernachtungsfahrten, Lesungen oder Theateraufführung. Einzelfallhilfen und die individuelle Unterstützung sind ebenso fester Bestandteil der sozialpädagogischen Arbeit. Im Rahmen eines Gewaltpräventions-Programms besuchen die Fanprojekt-Mitarbeiter Schulklassen.
Damit widerlegt das Fanprojekt die Kritik, die zu Beginn hin und wieder zu vernehmen war: Was denn die Caritas mit Fußball zu tun habe? „Wir machen aufsuchende Jugendsozialarbeit im besten Sinne“, antwortet Friedhelm Hake, Leiter der Sozialen Dienste im Caritasverband Paderborn, auf solche Fragen. Im Fanprojekt kann der Verband seine Stärken ausspielen. Schon bei der Entscheidung, die Trägerschaft der Caritas zu übertragen, war 2012 die umfangreiche Vernetzung mit dem breiten jugendpädagogischen Angebot im Caritasverband Paderborn entscheidend.
200.000 Euro stehen jährlich für diese Arbeit bereit. Die Hälfte trägt die Deutsche Fußball Liga (DFL), den Rest teilen sich Kreis und Stadt Paderborn sowie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Drei Mitarbeiter sind im Fanprojekt beschäftigt. Budget und Personalschlüssel sind unabhängig davon, in welcher Liga der SC Paderborn spielt.
Mittlerweile ist das Fanprojekt ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Fans und Vereinen, Polizei, Jugendämtern und Medien. „Es kommt darauf, den Kontakt zu halten“, sagt Philip Krüger. Das heißt auch, für die Jugendlichen Partei zu ergreifen, selbst wenn das schwierig sein sollte. Das Fußballstation sei auch deshalb interessant für Heranwachsende, weil sich dort Menschen aus vielen gesellschaftlichen Gruppen in der Begeisterung für das Spiel näher kommen, sagt Philip Krüger: „Diese integrierende Kraft des Fußballs ist unser Vorteil, den wir nutzen wollen.“