Orientalisches Essen in der Suppenküche
Ein feiner Geruch von Kardamom und Safran liegt in der Luft. Muzdalifa und Wafaa bereiten Kubba-Klöße zu. Seit Stunden stehen sie in der Küche der Gemeinschaftsunterkunft am Ostpreußendamm in Berlin und kochen für wohnungslose Menschen. "Ich habe von den Menschen in Deutschland viel Hilfe bekommen, jetzt gebe ich etwas zurück und das mache ich gerne", sagt Muzdalifa aus dem Irak.
Die orientalischen Spezialitäten werden in der Suppenküche Berlin-Zehlendorf im Kirchenraum der Evangelischen Paulus-Kirche ausgegeben. Dorthin kommen seit 25 Jahren wohnungslose Menschen oder Frauen und Männer mit geringem Einkommen. Sie erhalten eine warme Mahlzeit, frisches Obst, Kleidung, Beratung und Seelsorge. Muzdalifa und Wafaa sind stolz darauf, mit ihrer Arbeit Bedürftigen helfen und gleichzeitig etwas zu ihrem eigenen Lebensunterhalt beitragen zu können.
Besucher waren skeptisch
Die beiden Köchinnen sind bei der milaa gGmbH angestellt. Als Betreiber der Gemeinschaftsunterkunft am Ostpreußendamm steht der soziale Träger seit Herbst 2018 der Paulusgemeinde als Partner aktiv zur Seite, wenn es darum geht, die Suppenküche in der Essenszubereitung zu unterstützen. Milaa steht für "miteinander leben, aber anders", ist eine Tochtergesellschaft des Evangelischen Diakonievereins und engagiert sich neben der Flüchtlings- auch in der Jugendhilfe sowie in der Obdachlosenarbeit.
Anfangs waren die Besucher der Suppenküche etwas skeptisch, als sie erfuhren, dass nun Flüchtlinge für sie kochen. "Viele dachten, es gibt nur noch Gemüse und ausländische Gerichte - doch das ist die Ausnahme", sagt Schwester Heike Erpel. Die Hauswirtschafterin leitet das Projekt und lehrt zudem Flüchtlinge, Gerichte zu kochen, die sie nicht kennen. Denn die Gäste der Suppenküche mögen vor allem Eintöpfe, Königsberger Klopse und Frikassee. Aber Biryani, ein irakisches Risotto-Gericht, kommt bei den Besuchern auch gut an.
"Mit der Idee, dass Geflüchtete für Obdachlose kochen, setzen wir ein deutliches Zeichen für Solidarität und Integration", erklärt milaa-Prokuristin Karsta Dietrich. Bei der Essensausgabe und im gemeinsamen Kontakt kann Vorurteilen entgegenwirkt werden. "Die an dem Projekt beteiligten Geflüchteten integrieren sich in die Gesellschaft durch gelebtes Engagement für Menschen, die noch weniger haben als sie." Die Vize-Geschäftsführerin weiß, dass das Projekt dem Zusammenhalt der Gesellschaft dient. "Denn wo, wenn nicht beim gemeinsamen Essen findet ein persönlicher Austausch statt? Die Menschen kommen auch, um über ihre Sorgen und Nöte zu sprechen, und sie brauchen Zuspruch, Rat und die persönliche Ansprache."
Infos: https://milaa-berlin.org/
Die komplette Ausgabe 1/2019 des MIGrations-MAGazins ist unter folgendem Link abrufbar: http://www.kam-info-migration.de