Ein halbes Jahrhundert für die Caritas
Ein halbes Jahrhundert hat Roswitha Schneider bei der Caritas gearbeitet. Schon das alleine ist außergewöhnlich. "Und es hat mir immer Spaß gemacht", sagt die heute 63-Jährige. Los ging es am 1. August 1969 in der Raimundistraße im Josef-Stift in Mainz, in einem von den Schwestern der Göttlichen Vorsehung getragenen Altenheim. Gerade mal 14 Jahre war Roswitha Schneider damals alt. Das Arbeitsamt hatte ihr nach Abschluss der Schule die Stelle vermittelt. Es habe ihr nichts ausgemacht, so jung bereits zu arbeiten erzählt sie. Schnell sei sie in den Arbeitsalltag reingekommen. Außerdem: "Das Geld musste ja verdient werden."
Etwa drei Jahre hat die gebürtige Bodenheimerin im Josef-Stift in der Küche gearbeitet, danach war sie auf den Stationen tätig und arbeitete im Service. Zu ihren Aufgaben gehörte es, den Bewohnern und Bewohnerinnen das Essen zu bringen und die Zimmer zu reinigen. Bei ihrer Arbeit für die Caritas war Roswitha Schneider der Kontakt zu den Menschen am wichtigsten: "Den älteren und pflegebedürftigen Menschen im Alltag zu begegnen war immer schön für mich", erzählt sie. Oft seien es die einfachen Dinge, die eine Begegnung wertvoll gemacht hätten - ein Lächeln oder ein nettes Wort zum Beispiel.
29 Jahre war Roswitha Schneider im Josef-Stift tätig, bis das Haus 1998 aufgelöst wurde. Das Essen für die Bewohner des Josef-Stiftes wurde schon damals vom Caritas-Altenzentrum Maria Königin in Mainz-Drais geliefert. Und so kam die Anfrage, ob Schneider nicht dorthin wechseln wolle. Schneider sagte gleich zu und arbeitet dann 20 Jahre in der Küche des Altenzentrums.
In einem Team mit Kolleginnen und Kollegen war sie für die Spülküche verantwortlich. Eine Arbeit, "bei der man nichts geschenkt bekommt", sagt Schneider. Aber das Tätigsein in einem Team mit Menschen aus verschiedenen Nationen habe ihr immer Spaß gemacht. Die Stimmung unter den Kollegen sei immer gut gewesen. Auch an den Wochenenden war der Dienst in der Spülküche zu leisten und im Wechsel mit den Kolleginnen und Kollegen auch an Weihnachten und Ostern. "Aber daran gewöhnt man sich", sagt Schneider.
Seit Ende vergangenen Jahres ist Schneider in Rente - und ihr fehlt die Arbeit. Auch wenn sie bei der Arbeit zuletzt durchaus das Alter spürte. "Man fühlt sich nicht mehr so gebraucht", sagt sie. Wenn der Wecker nicht mehr um sechs Uhr morgens klingele, sei das für sie noch ein bisschen komisch. Auch vermisse sie die Kollegen. "Die Umstellung ist noch nicht so ganz vollzogen", erzählt sie.
Aber die Decke fällt Roswitha Schneider nicht auf den Kopf. Dafür ist die Bodenheimerin viel zu sehr in ihrer Stadt verwurzelt. Auch der Glaube und der Bezug zur Pfarrgemeinde ist der 63-Jährigen wichtig. Eigene Kinder hat sie zwar nicht, dafür aber fünf Geschwister und zahlreiche Nichten, Neffen und Patenkinder, mit denen sie in einem guten Kontakt steht. Gerne geht sie zum Beispiel mit ihrer Nichte frühstücken. Ansonsten geht sie spazieren, fährt auf einen Stadtbummel nach Mainz - oder trifft sich mit ehemaligen Kollegen aus ihrer langen Zeit bei der Caritas.
Text: Andrea Kinski