Corona-Impfung für Geflüchtete in Haltern
Corona-Impfung für Geflüchtete in Haltern
Text - Andrea Steinhart
In Flüchtlingsunterkünften geht es eng zu. Unter diesen Bedingungen kann sich die Corona-Infektion schnell ausbreiten. Das hat die Stadt Haltern am See erkannt und eine großangelegte Corona-Impfaktion für alle Geflüchteten geplant. Für die Umsetzung brauchte die Stadt jedoch die Mithilfe des Migrationsdienstes des Caritas-Centrums. In Haltern am See leben rund 700 Menschen mit Fluchthintergrund, 300 davon sind impfberechtigt.
"Die Geflüchteten von der Corona-Impfung zu überzeugen, das war nicht einfach und wir merkten gleich, dass dies für uns eine kaum zu stemmende Aufgabe ist", erzählte Tobias Vorderwülbecke. Doch der Koordinator des Caritasprojekts "Menschen stärken Menschen" wusste Rat: Während die Caritasmitarbeiter in den Flüchtlingsunterkünften die Anmeldung und Aufklärung erledigten und zusammen mit den Flüchtlingen die Dokumente ausfüllten, übernahmen die Ehrenamtlichen aus dem Patenprojekt die Menschen mit Fluchthintergrund außerhalb der städtischen Einrichtungen.
"Die Paten haben einen guten Draht zu den Großfamilien, zu denen wir als Caritas allein keinen Zugang gehabt hätten." Der zeitliche Aufwand, den die Ehrenamtlichen bei den Besuchen auf sich nahmen, war immens; einige Impfpaten haben bis zu zehn Familien-Aufklärungsgespräche geführt. "Ich habe meinen Mentees beim Ausfüllen der Anamnese- und Selbstauskunftsbögen geholfen und alles erklärt, damit auch inhaltlich alles verstanden wurde", erzählte die Ehrenamtliche Gerburgis Sommer.
Die Impfbereitschaft unter den Migranten ist niedrig, da oft Deutschkenntnisse fehlen oder einige durch Verschwörungstheorien in den sozialen Medien verunsichert sind. Manche glauben auch, dass sie als Geimpfter abgeschoben werden. "Ich bin froh, dass ich jetzt geimpft bin, aber meine Schwester und mein Vater sind ängstlich und lassen sich nicht impfen", sagte Firaz Dakhil Khalaf. Der 24-jährige Iraker lebt mit seiner Familie seit drei Jahren in Deutschland: "Bei meinen Freunden hatte ich mehr Erfolg - sie konnte ich von der Corona-Impfung überzeugen." Die Caritas hat die Ängste der Flüchtlinge sehr ernst genommen und kurz vor der Impfung eine digitale Impf-Sprechstunde angeboten, in der Fragen aller Art gestellt werden konnten.
Am Impftag ließ sich rund die Hälfte der Impfberechtigten in der Flüchtlingsunterkunft, die vorübergehend in ein Impfzentrum umgebaut wurde, impfen. "Ohne die Ehrenamtlichen hätten die Caritas und die Stadt Haltern die Zahl von 141 Geimpften nicht erreichen können", ist sich Vorderwülbecke sicher.