Da sein, wenn es nötig ist
Text - Christian Scharf
Gemeinsames Kochen war leider immer noch nicht wieder möglich im zweiten Corona-Sommer 2021, aber sonst ließen die Ferienangebote der Familien- und Jugendhilfen vom Caritasverband für den Main-Kinzig-Kreis keine Wünsche offen. Über die ganzen Sommerferien verteilt gab es Tagesausflüge mit sportlichen Aktionen wie Klettern in der Rhön, Kanufahren auf der Kinzig, eine Waldschnitzeljagd im Spessart, Ausritt und Geocaching für Kids und Teens, Familienunternehmungen und Ausflüge wie Picknick und Spaziergänge mit solchen Zielen wie dem Park Burgjoß oder der Alten Fasanerie in Hanau, und es gab Kreativ-Workshops für Windspiele, Upcycling Interior, Traumfänger und Co.
"Natürlich geht es auch darum, dass die Kinder und Jugendlichen Spaß haben, wenn sie an unseren Ferienangeboten teilnehmen", erläutert Sozialpädagogin Anne Zinkand aus dem Leitungsteam der Familien- und Jugendhilfen, die in Linsengericht-Altenhaßlau in einem schön hergerichteten Scheunengebäude im alten Dorfkern ihren Sitz haben. "Doch in erster Linie steht natürlich auch eine pädagogische Zielsetzung hinter allen unseren Tätigkeiten - einschließlich der Freizeitangebote."
Schnitzeljagd, Kanufahren und Schmuck herstellen mit besonderem pädagogischen Konzept? Anne Zinkand lächelt: "Auch bei Sport und Spiel und beim gemeinsamen Basteln können die Kinder und Jugendlichen sich ausprobieren, ihre Stärken und Schwächen ausloten und viel über sich erfahren. Beim Kanufahren zu zweit zum Beispiel kommt es auf den gemeinsamen und synchronen Paddelschlag an. Man ist aufeinander angewiesen. Beim Klettern muss man die eigenen Grenzen erkennen und überwinden oder auch akzeptieren. Wie auch immer man sich entscheidet, gibt es aber Lob und Respekt von den anderen, wenn man sich in die Felswand getraut hat. Bei der Schnitzeljagd geht es um Teambildung und gemeinschaftliches Handeln für den Erfolg. Und beim gemeinsamen Basteln kann man selbst etwas Künstlerisches erschaffen, einander inspirieren. Immer dreht es sich dabei um Sozialkompetenzen, die dabei herausgearbeitet und gestärkt werden.
Betreuung und Begleitung durch den Fachbereich Familien- und Jugendhilfen der Caritas erfahren Familien oder die Kids und Teens zum Beispiel dann, wenn Familien oder Elternteile beim Jugendamt selbst um Hilfe ersuchen, weil sie etwa mit der Erziehung Probleme haben, oder weil die Familie gerade auf Grund von Umständen wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Trennung eine schwierige Phase durchmacht. Das Jugendamt tritt dann an die Caritas heran, wenn es um Hilfen zur Erziehung durch Beratung und Unterstützung geht. "Neben Gesprächen mit den Eltern und den Kindern in den betroffenen Familien gibt es auch Gruppenangebote, wo die Eltern beispielsweise über den Umgang ihrer Teenager-Kinder mit Handys und PC und den damit verbundenen Problemstellungen sprechen. Wir bieten zudem auch an den Schulen Gruppenangebote an - wichtig ist, dass Eltern wie Kinder in die Hilfe einbezogen sind, die jeweils immer ganz individuell und fallbezogen ausgearbeitet wird", sagt Anne Zinkand. 35 Personen gehören zum Team dieses Caritas-Dienstes - die Betreuungen der Familien werden besprochen und auch gezielt an bestimmte Mitarbeitende - jeweils mit verschiedenen fachlichen Zusatzqualifikationen ausgestattetet - herangetragen. Der Erstkontakt mit den Familien muss dabei auch nicht unbedingt über das Jugendamt laufen. Die Caritas bietet offene Sprechstunden für Erziehungsfragen an ihren Standorten in Altenhaßlau, Bad Orb und Hanau an - aus diesen Gesprächen ergab sich auch schon so manche Begleitung einer Familie über einen längeren Zeitraum.
Stehen nicht die erzieherischen Probleme völlig im Vordergrund, so kommen für manche Familie womöglich eher Hilfen zur sozialräumlichen Integration in Frage. "Hierbei geht es darum, den Familien zu helfen, Schwierigkeiten im sozialen Umfeld auszuräumen oder auch eine bestehende soziale Isolation zu überwinden", erläutert Sozialpädagogin Zinkand. "Wenn man mit der Nachbarschaft positiv vernetzt ist, und wenn die Familie in das Vereinsleben und Aktivitäten am Wohnort überhaupt eingebunden sind, bekommt man - einfach gesagt - überhaupt erst mit, was es alles gibt um einen herum, wenn man mal irgendeine Unterstützung braucht - aber auch umgekehrt, wo man sich selbst mit den eigenen Ressourcen und Fähigkeiten einbringen kann."
Alltagstauglichkeit, Struktur, Steigerung des Selbstwertgefühls - die Familienangehörigen in den begleiteten Familien profitieren meist alle in irgendeiner Form von der Betreuung. Doch auch wenn die Erwachsenen als Eltern und wesentliche Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen bei den Familienhilfen immer mit in den Blick genommen werden, im Zentrum der Arbeit steht für das Caritas-Team in erster Linie die jungen Menschen: "Alle unsere Maßnahmen dienen dazu, dass es den Kindern gut geht", unterstreicht Anne Zinkand. "Und so aufwendig die Vorbereitung und Durchführung auch ist, wir werden genau deshalb sicher auch im Sommer 2022 wieder zahlreiche spannende Ferienangebote für die Kinder und Jugendlichen bereithalten!"
Kontakt:
Caritasverband für den Main-Kinzig-Kreis
Familien- und Jugendhilfe
Hofstraße 29
63589 Linsengericht-Altenhaßlau
Tel. 06051/605967-0
E-Mail: fjhs@caritas-mkk.de
www.caritas-familie.de
An ehrenamtlicher Mitarbeit Interessierte aus dem Altkreis Gelnhausen können im Rahmen des Programms "Mogli" Patenschaften für Kinder bis maximal zwölf Jahren im Main-Kinzig-Kreis übernehmen und ihnen - neben der eigenen Familie - Rückhalt und Begleitung bieten. Infos über weiter oben angegebene Online-Seite oder per E-Mail unter anne.zinkand@caritas-mkk.de
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