Chancen und Risiken der Digitalisierung im Blick
Zwischen Hoffen und Befürchten ist es manchmal
nur ein schmaler Grat. Nirgendwo wird dies so
deutlich wie bei der digitalen Transformation unserer
Gesellschaft. Es ist nicht verwunderlich, dass viele die
Geschwindigkeit als unübersichtlich und verunsichernd
wahrnehmen. Dabei bietet die Digitalisierung
Chancen für unser Zusammenleben, die wir ergreifen
sollten. Im Bereich der sozialen Arbeit gibt es hierfür
genügend Beispiele. So können 3D-Drucker in Werkstätten
die Herstellung von Arbeitshilfen für Menschen
mit Behinderung erleichtern. Die technischen Möglichkeiten
können aber auch die Biografiearbeit mit
dementen Menschen oder die Pflege von Patienten
unterstützen.
Digitale Teilhabe ist zu einer Voraussetzung für
soziale Teilhabe geworden. Dennoch liegt das politische
Augenmerk fast ausschließlich auf der Wirtschaft
und der Wissenschaft. Die Entwicklung einer digitalen
Gesellschaft, die dem Menschen dient, erfordert aber
einen weiteren Blick. Die Teilhabe auch sozial benachteiligter
Menschen lässt sich nur verwirklichen, wenn
es gelingt, die digitalen Entwicklungen im sozialen
Bereich mitzudenken und reflektiert in die Praxis
umzusetzen.
Anwaltschaftlich in der Digitalisierungs-Debatte
Die Digitalisierung als Wohlfahrtsverband mitzugestalten
heißt aber auch, eine wahrnehmbare Stimme
in öffentlichen Debatten zu sein. Schließlich stellen sich
ethische und theologische Fragen, die es zu diskutieren
gilt: Wie wirkt sich die Digitalisierung materiell, psychosozial
und spirituell aus? Welche neuen Nöte
gefährden Menschen? Was bedeuten zentrale ethische
Begriffe wie Freiheit, Unverfügbarkeit und Selbstbestimmung
angesichts von Algorithmen, die Menschen
kategorisieren und bewerten, ohne dass diese davon
wissen?
Digitalisierung weckt nicht nur Optimismus, sondern
auch Sorgen. Beide Perspektiven haben ihre
Berechtigung. Wer aber bei den Risiken stehen bleibt,
ohne über Lösungen nachzudenken, blendet die Chancen
der Digitalisierung aus. Die Kampagne „Sozial
braucht digital“ will beides tun: die Chancen – gerade
im sozialen Bereich – deutlich machen und dabei die
Risiken in den Blick nehmen. Denn die digitale Entwicklung
braucht auch die soziale Komponente. Darauf
will die Kampagne des Deutschen Caritasverbandes
aufmerksam machen und dazu einladen, gemeinsam
über die Gestaltung der Digitalisierung zu diskutieren.