Die Bedürfnisse der Menschen bestimmen die Programmierung
Pepper ist 1,20 Meter groß und bewegt sich auf Rollen. Seine freundlichen Augen können in verschiedenen Farben leuchten. Er ist extra kindlich konstruiert, damit Menschen keine Angst vor ihm haben. Wenn man ihm über den Kopf streichelt, fängt er an zu kichern und spricht: "Ich bin heute so kitzelig." Der Roboter ist seit Juni 2017 an der Universität Siegen zu Hause. Die entscheidende Frage, die die Forscher(innen) bewegt, ist, wie Roboter in der Altenpflege optimal eingesetzt werden können. Deshalb kommt er regelmäßig testweise in Altenheimen zum Einsatz.
Pepper hat Sensoren am Kopf und an den Fingern, kann hören, sehen, sprechen und sogar Stimmlagen und Emotionen erkennen. In Altersheimen soll er die Menschen unterhalten, mit ihnen Rätsel raten, Musik spielen. Noch übt er. Beispielsweise im katholischen Marienheim in Siegen-Weidenau. Über 25 Besuche hat Pepper dort schon abgestattet. Die Heimleitung und das Pflegepersonal waren sofort begeistert, die Bewohner(innen) am Anfang eher skeptisch. Spätestens nachdem Pepper das Alter der Senior(inn)en erraten sollte und manchmal um ein paar Jahrzehnte daneben lag, war das Eis gebrochen. "Die Erfahrung zeigt, dass die Senioren sehr schnell neugierig werden und merken, dass sie Spaß mit Pepper haben können, und dadurch steigt sofort die Akzeptanz", erzählt Projektleiter Rainer Wieching. Wenn Pepper zum Beispiel anfängt zu tanzen, schauen sich die Senior(inn)en die Bewegungen ab und machen dann lachend die Armbewegungen oder Tai-Chi-Übungen nach.
"In Gesprächen mit den Senioren und den Pflegekräften haben wir erfahren, dass die älteren Menschen vor allem Gedächtnisspiele ausprobieren möchten, um sich die Zeit zu vertreiben. Also haben wir extra für diese Bedürfnisse etwas programmiert", erklärt Wieching. Besonders wichtig sei, vorab immer mit den Nutzern zu sprechen, um deren Bedürfnisse und Alltagspraktiken zu erfahren. Pepper soll nicht nur gute Laune verbreiten. Er soll den Senior(inn)en in Zukunft auch dabei helfen, Übungen zur Prävention von Stürzen durchzuführen. Viele Pflegekräfte hätten auch Bedenken, dass die Roboter ihnen Arbeitsplätze wegnehmen würden. "Wir wollen Pflegekräfte niemals ersetzen", sagt Wieching. Roboter und Menschen sollten vielmehr hybride Teams bilden und sich gegenseitig ergänzen.
Damit das klappt, müssten die Pflegekräfte den Roboter einfach und schnell über eine App auf die Bedürfnisse der Patient(inn)en einstellen können. Der Roboter muss sich gegenüber einer kognitiv und kommunikativ eingeschränkten Person zum Beispiel anders verhalten als bei jemanden, der nicht mehr gut gehen kann. "Das Ziel muss sein, dass Laien ohne Programmier- oder IT-Kenntnisse Pepper bedienen und konfigurieren können", meint der Projektleiter. Daran arbeiten er und sein Team.
In der Vergangenheit wurden solcherart technische Lösungen häufig entwickelt und kommuniziert, ohne Endnutzer(innen) und die Öffentlichkeit einzubinden. Diese Vorgehensweise stößt aber auf wenig Akzeptanz bei den Zielgruppen und in der Gesellschaft.
Mit der Entwicklung und dem praktischen Einsatz von innovativen Pflegetechnologien, insbesondere Robotik, sind auch zahlreiche Fragen verbunden, die einer moralisch praktischen Bewertung bedürfen, wie beispielsweise:
- Was geschieht, wenn Tätigkeiten, die Zuwendung, Feingefühl und Respekt verlangen, an eine Maschine übertragen werden?
- Wie kann in neuen Mensch-Maschine-Konstellationen Verantwortung für die sachgemäße Ausführung von Aufgaben und für etwaige auftretende Fehler definiert werden?
- Welche Formen der Regulierung des Persönlichkeitsschutzes können angesichts neuer Formen der Überwachung und der Generierung von Patientendaten entwickelt werden?
- Wie transparent sind die Technologien und wie leicht können sie konfiguriert und an sich ändernde Umstände angepasst werden?
Auch Auszubildende in der Altenpflege beim Kölner Diözesan-Caritasverband konnten Pepper testen. Das Fazit der dortigen Referentin für Qualitätsberatung, Heidemarie Kelleter: "Von Robotern wie Pepper können sowohl die Pflegebedürftigen als auch die Mitarbeitenden profitieren. Aber wir müssen die Grenzen des Einsatzes von technischen Innovationen im Blick haben."
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