Nur im Schulterschluss ist die Zukunft machbar
Nicht wie die vergangenen Jahre in Berlin, sondern am Sitz der Verbandszentrale in Freiburg fand das alljährliche Treffen der hauptamtlichen Vorstände und Geschäftsführungen von Orts-Caritasverbänden statt. Mit fast 100 Teilnehmenden war die Bundeskonferenz auch gut besucht. Gleich im Anschluss gingen die Teilnehmenden bei einer offenen Fachtagung der Frage nach, wie Digitalisierung in der deutschen Caritas gelingen kann. Dort wurden verschiedenste Projekte vorgestellt, die teils vor Ort, teils in der Bundeszentrale und auch mit gemeinsamer Kraftanstrengung bereits angegangen wurden oder demnächst in Angriff genommen werden sollen. Die neue caritas hat bereits einige davon vorgestellt und wird auch weiterhin dazu informieren.
Der Tagungsort Freiburg machte es möglich, dass alle drei Vorstände des DCV sich zu Gesprächsrunden einstellten. Caritaspräsident Peter Neher nutzte diese Möglichkeit, um Anlass und derzeitigen Stand des Organisationsentwicklungsprozesses darzustellen, dem sich die Bundeszentrale derzeit unterzieht. Insbesondere der Rückgang der Mittel des Verbandes der Diözesen Deutschlands VDD gaben den Anstoß (siehe auch neue caritas Heft 7/2019, S. 22). Spätestens im Jahr 2024 wird ein Ausgleich der gesunkenen Einnahmen durch einen Zuschuss aus den eigenen Rücklagen nicht mehr möglich sein. Da es auch um die Frage gehe, was eine personell ausgedünnte Zentrale noch leisten soll und kann, habe der OE-Prozess auch Implikationen für den Gesamtverband, betonte Neher. Entsprechend gebe es für den Prozess nicht nur eine interne, sondern auch eine externe Steuerungsgruppe. Bereits jetzt steht fest, dass die Zentrale künftig drei Kompetenzzentren haben wird sowie zwei Querschnittsbereiche.
Eigene Plattformen oder bei anderen vorkommen?
Dass die Großbaustelle Digitalisierung eher zu Mehrausgaben als zu Kosteneinsparungen führen wird, bezeichnete Neher als offensichtlich. Mit der Online-Beratung, die über eine Kooperationsgemeinschaft finanziert wird, geht man hier erste neue Wege. Leider seien hier für 2020 die Bundesmittel aus dem Digitalpakt noch nicht gesichert. Derzeit arbeite man am Auftrag der Delegiertenversammlung zu Plattformlösungen, wo es beispielsweise um die Bereitstellung und Buchung von Pflegeplätzen gehen werde. Ob es hier nur darum gehen kann, die "Platform-Readiness" der Caritas zu sichern oder ob man mit einer eigenen Lösung den großen Playern entgegenhalten will, dazu herrscht bislang im Verband noch kein einheitliches Meinungsbild. "Ich bin äußerst skeptisch, ob die Bereitschaft besteht, eine solche verbandliche Finanzierung hinzubekommen", kommentierte Neher.
Europa in der Zerreißprobe
Die Ergebnisse der Europawahl und die Situation in der Pflege sind die Themen, denen Vorstand Eva M. Welskop-Deffaa sich stellen muss. So gelte es nach der Wahl für die DCV-Vertretung in Brüssel die Kontakte zu den neuen Abgeordneten zu knüpfen und ihnen die Anliegen der Caritas zu einem sozialen Europa nahezubringen. Insbesondere durch den Ausbau des Erasmus-Programms für breitere und auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen sieht Welskop-Deffaa die Chance, eine Leidenschaft für ein gemeinsames Europa zu wecken und wachzuhalten. Wenn Deutschland in der zweiten Jahreshälfte 2020 den EU-Vorsitz hat, hofft Welskop-Deffaa auf die Möglichkeit, das bislang gescheiterte Anliegen zu nationalen Grundsicherungssystemen erneut anzugehen. Damit käme man der Problemlösung bei den obdachlosen EU-Binnenmigranten auch einen Schritt näher (s. auch S. 37?ff. in diesem Heft).
Pensionskasse und Jobbörse
Über die finanziellen Probleme der Pensionskasse der Caritas (vormals Selbsthilfe) informierte Vorstand Hans Jörg Millies die Ortsvorstände. Je nach Einzelfall müssen Betroffene mit Rentenkürzungen zwischen zehn und 40 Prozent rechnen. Entsprechend müssen Träger nun 2019 Rückstellungen bilden, um dies auszugleichen (siehe neue caritas Heft 6/2019, S. 22 und 10/2019, S. 20). Mit Unterstützung von Ekkehardt Bösel, Vorstand beim DiCV Berlin, stellte Millies die Pläne zur Weiterentwicklung der Caritas-Jobbörse vor. Ziel sei es, das Potenzial von 90.000 Stellenanzeigen pro Jahr besser auszuschöpfen. "Um zu investieren, müssen wir wachsen", so Millies. Das Stimmungsbild im Saal ergab, dass die meisten Verbandsvorstände Interesse haben, bei dieser eigenen Plattform mitzumachen. "Lasst uns besser etwas Gemeinsames machen" war der Tenor in der Runde. In einem Workshop wurden dazu auch weitere Anforderungen formuliert.
Äußerst gespannt verfolgten die Konferenzteilnehmer die Ausführungen von Regina Mathy, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Rechtswissenschaft der Uni Bonn, die das EuGH-Urteil zum Chefarztfall zum Anlass nahm, um die Herausforderungen an das kirchliche Arbeitsrecht darzustellen. Für große Erheiterung sorgte die Schilderung eines Kollegen aus Bayern, dass er jüngst einen konfessionslosen Mitarbeiter eingestellt habe. Aber wenn selbst in Bayern der katholische Fachkräftenachwuchs ausbleibt, dürften auch beim letzten Zweifler die Warnlichter angehen, dass der Personalmangel und das kirchliche Arbeitsrecht dringend eine zukunftsträchtige Lösung brauchen. "Der Imageschaden, den uns die Debatten zu den jüngsten EuGH-Urteilen gebracht haben, ist enorm", wissen die Vorstände aus eigener leidvoller Erfahrung. "Ich kann Ihnen leider keinen Leitfaden an die Hand geben, wie Sie vor Ort damit Personalpolitik machen können", bedauerte auch Regina Mathy.
Ökologische Entscheidungen dulden keinen Aufschub mehr
E-Bikes: Hightech mit Mehrwert
Die Reform kann sich sehen lassen
Nicht weniger, sondern mehr Teilhabe-Zugang
Ein Berufsbild in Bedrängnis
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}