E-Bikes: Hightech mit Mehrwert
Städtische Wege mit dem Auto: Parkplatznot, Umweltverschmutzung, hohe Kosten: "Wir haben uns einen anderen Weg ausgedacht", sagt Daniel Bronhold, Geschäftsführer der Sozialstation Regensburg. "Wir sind innerhalb des Stadtbereichs teilweise auf E-Bikes umgestiegen." Das war relativ einfach: "Unsere Mitarbeiter waren fahrradaffin", sagt er, "die wollten das gern machen, da gab’s keine große Skepsis."
Schöner Nebeneffekt: Der Vinzentiusverein Regensburg ermöglichte den Kauf mit einer Spende. Allerdings, so ergänzt der Geschäftsführer, würde er den E-Bike-Einsatz im ländlichen Raum nicht empfehlen, weil die Wege zu weit seien.
Beim E-Bike, genauer gesagt beim Pedelec, steuert ein Elektroantrieb beim
Treten je nach Einstellung des Motors die gleiche bis doppelte Kraft hinzu. Bei 25 Stundenkilometer Geschwindigkeit schaltet sich der Motor langsam ab. Deshalb gilt das Pedelec rechtlich als normales Fahrrad - was gerade für den Einsatz als Arbeitsgerät wichtig ist: Die Nutzer(innen) dürfen (und müssen) auf Radwegen fahren, können dafür freigegebene Einbahnstraßen in Gegenrichtung passieren sowie Zonen, die für Autos gesperrt sind.
"Ich spare auf jeden Fall Zeit, schon deshalb, weil es keine Parkplatzsuche gibt", sagt Birgit Nickel (46) von der Caritas-Sozialstation Frechen, die das E-Bike gut ein halbes Jahr lang nutzt - etwa 30 Kilometer am Tag. Sie fährt privat auch gern Fahrrad -, "aber nicht bergauf. Aber mit dem E-Bike ist das natürlich auch kein Problem."
Die Größe des Akkus und natürlich der Stromverbrauch des E-Bikes sind für die Reichweite verantwortlich. Je nach Typ und Einsatzbereich kommen die Nutzer(innen) zwischen 50 und 120 Kilometer weit. Entscheidenden Einfluss darauf hat das Terrain - ist es eben oder bergig? Fahre ich vor allem in der Innenstadt, was viel energiezehrendes Stop-and-go bedeutet, oder kann ich das Rad auch mal ein paar Kilometer rollen lassen? "Bei mir reicht es, alle zwei bis drei Tage zu laden", erklärt Nickel weiter, die das Rad ihres Unternehmens auch privat nutzen kann. "Das geht in gut drei Stunden."
Auch die Auswahl unter den drei bis fünf verschieden starken Unterstützungsstufen des Pedelecs führt zu unterschiedlichen Reichweiten. Für den täglichen Einsatz, etwa bei der ambulanten Pflege, dürfte aber der Akku grundsätzlich mehr als ausreichend Energie für einen Tag bieten. Vor allem er und der Motor machen das E-Bike je nach Modell mindestens 2000 Euro teuer.
Kosten im Alltag
Bei den derzeitigen hohen Strompreisen kostet eine Akkuladung maximal 20 Cent. Geladen werden sollte am einfachsten über Nacht, ein 500-Wattstunden-Akku - der heutige Standard - braucht etwa drei bis fünf Stunden an der Steckdose für seine volle Energieration. Kaum als Rad mit Motor erkennbar sind E-Bikes heute auch: Der Antrieb steckt im Hinterrad oder am Tretlager. Die Akkus sind häufig im Rahmenrohr versteckt. Achtung: Das macht es manchmal aufwendiger, den Akku zum Laden zu entnehmen - man sollte es beim Fahrradhändler ausprobieren. Unter Umständen ist es einfacher, wenn die Batterie nicht entnommen werden muss, sondern sie im Rad geladen werden kann - zum Beispiel in einer Garage mit Stromanschluss.
Ein ebenerdiger Abstellplatz sollte auf jeden Fall vorhanden sein; wer kann und will schon ein um die 25 Kilogramm schweres Rad täglich die Kellertreppe hinab- und wieder hinauftragen? So steht das E-Bike bei der Caritas Regensburg über Nacht einfach im Hausflur - da passt es laut Stationsleitung auch bestens rein, und tagsüber ist es ja im Dienst.
Komfort auch beim Aufsteigen
Um beim Einsatz in der City mit häufigem Auf- und Absteigen möglichst bequem unterwegs zu sein, ist ein E-Bike mit tiefem Durchstieg von Vorteil -, das macht das Aufsteigen deutlich komfortabler. Wenn wir über den Einsatz in der ambulanten Pflege oder im hauswirtschaftlichen Bereich reden, kann das E-Bike für die Kurzstrecke, also von einem Patienten zum nächsten, ein echter Auto-Ersatz sein. Das für viele größte Gegenargument gegen das Radfahren fällt weg: Durch die Unterstützung wird jede Steigung flachgebügelt.
Helene Chudalla ist seit April 2018 auch beruflich mit dem E-Bike unterwegs. Sie arbeitet bei der Caritas in Brühl (bei Köln) im hauswirtschaftlichen Bereich. Für ihre Einkäufe hat sie einen Korb auf dem Gepäckträger. "Vorne habe ich einen zusätzlichen Korb - für meine Tasche", erklärt sie. "Ich komme bei meinen Patienten nicht erschöpft an und habe mehr Zeit. Ich bin immer noch begeistert davon." Die Hauswirtschafterin fährt das ganze Jahr über. "Insgesamt sind das bis zu 20 Kilometer am Tag."
Gibt es denn auch Negatives am E-Bike? Primär ist das der Preis - doch der ist relativ: Bis zu 3000 Euro sind ein Bruchteil eines günstigen Autos. Auch dem Wetter sind die Nutzer(innen) stärker ausgesetzt, aber "gegen schlechtes Wetter kann man sich ja anziehen", so Chudalla. Ob es für den Winter eine Alternative zum E-Bike braucht, hängt sicher auch von der Region und damit der Schneehäufigkeit ab. "Aber schon im Herbst machen nasse Blätter die Straße glatt."
Mit dem Preis hängt auch die Diebstahlgefahr zusammen: E-Bikes sind begehrt und sollten am besten angeschlossen werden. "Wo es geht, nehme ich das Rad mit zum Kunden in den Flur oder den Garten", erklärt deshalb Birgit Nickel von der Frechener Caritas. "Wenn ich es draußen abschließe, habe ich ein komisches Gefühl." Verständlich, doch ein gutes Schloss und das Anschließen an einem festen Gegenstand wie einem Verkehrszeichen schützen das Rad - zumindest tagsüber. Eine Versicherung sollte der Arbeitgeber trotzdem einplanen.
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