Leichte Sprache für bessere Teilhabe
Nicht jedem Jugendlichen und Erwachsenen Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Lernbehinderungen, aber auch Menschen aus anderen Sprachräumen sowie ältere Menschen mit nachlassenden Fähigkeiten, können oftmals Texte nicht verstehen. Die Teilhabe am öffentlichen Leben ist für sie stark eingeschränkt. Für Menschen, die Hilfe suchen, kann somit die Sprache eine große Barriere sein.
Da der Caritasverband Darmstadt auch diesen Menschen das Internet als Informationsquelle zu Verfügung stellen möchte, wurden viele Hilfeangebote des fällt das Verstehen von Texten leicht. Verbandes in Leichter Sprache geschrieben. Einfach und kurz, so dass die Texte für alle Menschen verständlich sind, mit Bildern ergänzt, die zusätzlich erklären. Die Konzepte und Regeln der Einfachen und Leichten Sprache sind aus dem Engagement von Menschen mit Lernschwierigkeiten heraus entstanden. Angelehnt an Bewegungen in den USA haben sie sich Gedanken darüber gemacht, wie Texte geschrieben sein müssen, damit alle sie verstehen können. "Es werden kurze Sätze und bekannte Wörter verwendet, Fremdwörter vermieden und komplexe Sachverhalte durch Fotos und Bilder illustriert", erklärt Corine Ngahan vom Caritasverband einige der Regeln. Die Caritasmitarbeiterin hat die Stabsstelle Interkulturelle Öffnung inne und das Projekt "Leichte Sprache" von ihrer Vorgängerin Antonia Estol übernommen übernommen. Diese hatte durch ihre Tätigkeit im Migrationsdienst immer wieder die Erfahrung gemacht, dass hilfesuchende Menschen die Homepage nicht verstehen und war auf der Suche nach einer Lösung auf das Konzept der Leichten Sprache gestoßen.
Caritasdirektorin Stefanie Rhein freut sich, dass der Auftritt gut geglückt ist. "Teilhabe zu ermöglichen, Zugangsbarrieren abzuschaffen sowohl für Migrantinnen als auch für Menschen mit Behinderung sind für den Caritasverband Darmstadt wichtige Anliegen. Dafür gehen wir auch gerne neue Wege und hoffen, durch den Internetauftritt in Leichter Sprache etwas dazu beitragen zu können."
Der Weg dahin war nicht immer leicht. Zunächst hatte der Verband zum Thema "Leichte Sprache" Workshops angeboten, damit Mitarbeitende sowie Leitungspersonen die Besonderheiten der Sprache üben und Hilfeangebote dementsprechend formulieren können. Es wurde viel diskutiert, und jede Menge Detailarbeit war nötig. Dank des Miteinanders vieler helfender Hände wurde die Seite vor rund einem Jahr frei geschaltet. Die Menschen erfahren auf den Internetseiten in Leichter Sprache, wo sie die Hilfe vor Ort bekommen und welche Art von Hilfe sie erhalten können. Sie können eigenständig ohne Zuhilfenahme von "Übersetzenden" oder "Vermittelnden" die entsprechenden Informationen selbstbestimmt suchen.
"Durch die einfache und plakative Information über unser umfangreiches Hilfsangebot hoffen wir, Ängste und Barrieren für Menschen abzubauen. Wir hoffen auch, dass so mehr Menschen Hilfe und Unterstützung annehmen können", so die Caritasdirektorin. Besonders dankbar ist sie Jutta Wrobel, die auf sehr berührende Art und Weise die Texte in Bilder übersetzt hat. Ohne die Bilder hätte der Caritasverband Darmstadt das Siegel "Leichte Sprache" nicht erhalten. "Mit den Illustrationen möchten wir auch den Krisen des Lebens die Schwere nehmen, um mit mehr Leichtigkeit und Humor neue Lösungen sichtbar und möglich zu machen", so die Illustratorin.
Eine weitere Voraussetzung für das Siegel ist die .berprüfung der Texte in Leichter Sprache durch eine Kontrollgruppe, um sicherzustellen, dass die Zielgruppen die Texte verstehen. Beim Caritasverband Darmstadt macht dies eine Prüfgruppe von Menschen mit geistigen Einschränkungen und Fachkräften des Eigenbetriebs Darmstädter Werkstätten und Wohneinrichtungen. Sie stellen fest, ob der Text für die Zielgruppe verständlich ist und geben Hinweise oder Vorschläge für Umformulierungen. Nach der Korrektur muss der Text nochmals geprüft werden. Erst dann kann von einer Formulierung in Leichter Sprache gesprochen werden.
Die durch das Projekt entstehenden Kosten werden aus Eigenmitteln des Caritasverbandes Darmstadt getragen. Daher war die Freude sehr groß, dass der Web-Auftritt des Caritasverbands Darmstadt in Leichter Sprache mit dem dritten Preis der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung ausgezeichnet wurde. Das Projekt zum digitalen Wandel im Bistum Mainz erhielt ein Preisgeld von 1000 Euro, denn bisher ist der Darmstädter Verband in diesem Bereich ein Vorreiter. Über die Mainzer Bistumsgrenzen hinweg hat noch kein Caritasverband so umfänglich Internetseiten in Leichter Sprache veröffentlicht.
Die Seiten der leichten Sprache finden Sie unter www.caritas-darmstadt.de