"Perspektiven des Alltags"
Am 10. Oktober 2019 eröffnete die Leiterin des Stadt- und Industriemuseums Guben Heike Rochlitz im Beisein des Bürgermeisters der Stadt Guben Fred Mahro und des Direktors des Diözesancaritasverbandes Görlitz Bernhard Mones die Sonderausstellung "Perspektiven des Alltags". Gezeigt werden 162 kreative Arbeiten, die mit unterschiedlichsten Techniken gefertigt wurden. Unter den Exponaten finden sich Acryl-Bilder, Werke in Serviettentechnik, Gehäkeltes und vieles andere mehr. Das Besondere an den Werken sind ihre Schöpfer. Alle Ausstellungsstücke wurden von Besucherinnen und Besuchern der Caritas Kontakt- und Beratungsstelle (KBS) für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen aus den Orten Guben, Forst und Spremberg gefertigt. Die Arbeiten entstanden zum großen Teil bei den monatlich stattfindenden Kreativangeboten in den Beratungsstellen. Manche der angewandten Techniken wurden auf Wunsch der Besucherinnen und Besucher für die Gestaltung genutzt. Einige Künstlerinnen und Künstler ließen sich auf Anregung und Anleitung durch die Mitarbeiter auf neue Experimente mit den unterschiedlichen Materialien und Techniken ein.
Während der Vernissage, die musikalisch von Franziska Aldag am Klavier umrahmt wurde, erläuterte der Projektleiter der Ausstellung Paddy Leske die Idee und das Konzept der Ausstellung: "Jeder Mensch lebt seinen Alltag, bestehend aus Aufgaben, Tätigkeiten, Freizeitgestaltung. Der Alltag von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen unterscheidet sich oft von dem gesunder Menschen, weil er durch zusätzliche Anstrengungen gekennzeichnet ist. Das kann die Einnahme von Medikamenten sein oder die Auseinandersetzung mit Ämtern oder es können Schwierigkeiten sein bei der Bewältigung lebenspraktischer Tätigkeiten wie Einkaufen gehen, Haushaltsführung oder dem Umgang mit dem eigenen Krankheitsbild. Oft ist Isolation aufgrund mangelnder Kontakte oder der wenig ausgeprägten Fähigkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten die Folge. Die kreative Arbeit hat in solch einem Alltag viele Funktionen. Sie bringt Ablenkung vom Alltag, schafft Anerkennung und Selbstzufriedenheit, sie kann helfen, Ungesagtes auszudrücken und so für Entlastung zu sorgen. Es geht dabei nicht nur um die angewandte Technik, sondern auch um die Gefühle, die durch das Werk ausgedrückt werden."
Paddy Leske ist Mitarbeiter der Caritas Kontakt- und Beratungsstelle. Die KBS ist ein Angebot des Fachdienstes Psychosoziale Hilfen der Caritas-Region Cottbus. Der Fachdienst bietet Beratung, Begleitung und Unterstützung für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Erkrankungen, sowie für Menschen, die davon bedroht sind und deren Angehörige. Das Ziel der Ausstellung ist auch, die Öffentlichkeit für das Thema psychischer Erkrankungen zu sensibilisieren, da es noch immer kaum in den Medien und der Öffentlichkeit dargestellt und thematisiert wird.
Markus Adam, Leiter der Caritas-Region Cottbus, macht in seinem Grußwort deutlich, dass die Caritas in ihrer Sorge um den Menschen die Hilfe in Notlagen im Bick hat, aber genauso bestrebt ist, die individuellen Stärken der Klienten zu erkennen und zu fördern. Die Präsentation "Perspektiven des Alltags" gibt davon ein eindrucksvolles Zeugnis.