Erstes Caritas-Digitallabor in Brandenburg
"Wir wollen Mädchen und junge Frauen begeistern", sagt Marika Klawon, "begeistern für Technologien und digitale Welten." Zusammen mit ihrer Kollegin Juliana Kluge leitet sie das Digitallabor in Bad Saarow. Hier haben die beiden heute, an einem Donnerstag Anfang März, einen Tag der offenen Tür organisiert. Anlässlich des Weltfrauentags wollen sie ihren Gästen das Projekt näherbringen und ganz persönlich dafür werben. Ausgestattet ist das Labor mit verschiedenen Geräten wie VR-Brillen, einer Greenscreen-Wand mit Webcam, einem Smart-Board, einer digitalen Küchenmaschine und vielen mehr. "Uns kann man buchen", erklärt Juliana Kluge. "Sowohl Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien, als auch Berufsschulen oder Jugendgruppen bieten wir kostenlose Workshops für Schülerinnen an. Wir füllen dann den Tag mit den gewünschten Workshops und können mit unseren Geräten auch vor Ort an die Schule kommen."
Bei den Themen für die Kurse haben sich die beiden Sozialpädagoginnen breit aufgestellt. So kann man etwa mit der Virtual-Reality-Brille unterschiedliche Berufe erkunden. Eine Vielzahl von Berufen lassen sich in der Brille aufrufen, darunter Hotelfachmann/-frau, Landschaftsgärtner/in, Koch/Köchin, Einzelhandelskaufmann/-frau, und viele mehr. Aber die Brille zeigt auch ganz andere Welten auf. In einem Workshop zum Thema Gesundheit reisen die Teilnehmerinnen in das Innere des Körpers und sehen sich die Anatomie des Menschen an. Was passiert mit dem Stoffwechsel genau, wenn man sich "ausgewogen" ernährt? "Dadurch, dass die Mädchen und Frauen mit der VR-Brille ganz anders als in der Schule in neue Welten eintauchen können, wecken wir ihre Neugier", sagt Juliana Kluge. "Sogar die unter Mädchen wenig beliebten MINT-Fächer, also Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik können sie hier spielerisch erkunden. Für ihren Schulalltag nehmen sie also aus den Workshops neue Kompetenzen mit."
Auch Mariam ist heute zum Tag der offenen Tür gekommen. Die junge Frau lebt seit anderthalb Jahren in Deutschland und kommt aus Afghanistan. Mariam wird von der Caritas in Fürstenwalde beim Ankommen in Deutschland unterstützt. Dazu gehört es auch, eine berufliche Perspektive zu finden. Momentan hat sie einen Mini-Job in der Küche, aber ihr Wunsch ist es, als Hotelfachfrau zu arbeiten. Marika Klawon setzt ihr behutsam die VR-Brille auf und schaltet das Programm auf Hotelfach. Die beiden Handcontroller, mit denen man die App steuert, sind ungewohnt für die junge Frau, aber ihre Neugier ist sichtlich geweckt. "Am liebsten möchte ich später an der Rezeption arbeiten, ich bin gerne in Kontakt mit Menschen", sagt Mariam.
"Wir tragen mit unserem Projekt auch dazu bei, den so sogenannten Digital Gender Gap zu verringern", erklärt Marika Klawon ihr höheres Ziel. "Digital Gender Gap meint, dass Mädchen in ihrem Zugang zu Technologien und technischer Ausstattung benachteiligt sind. Wir ermöglichen genau diese Zugänge und Erfahrungsspielräume. Vielleicht ergreifen diese Mädchen dank uns später mal einen technischen Beruf", spekuliert Marika mit einem Augenzwinkern. Wie bei anderen Caritas-Projekten spielen auch hier im Digitallabor Herkunft und Religion keine Rolle. "Natürlich es auch für junge Frauen mit Migrationsgeschichte enorm wichtig, neue Welten erkunden zu können. Wir kooperieren deshalb auch eng mit unseren Caritas-Kolleg:innen, die im Migrationsbereich arbeiten", erklärt die Sozialpädagogin.
Auch drei junge Frauen aus Kenia sind heute da, um sich inspirieren zu lassen. Sie leben in der benachbarten Caritas-Unterkunft für Geflüchtete und möchten in Deutschland Fuß fassen, in dem sie später in der Pflege arbeiten. Hier am Tag der offenen Tür haben sie großen Spaß dabei, die Geräte auszuprobieren und mit den anderen Gästen in Kontakt zu kommen.
"Einige, die zum ersten Mal von uns hören, denken, es handelt sich bei unserem Digitallabor nur um eine Spielerei", vermutet Juliana Kluge. "Aber hier können Mädchen und Frauen ganz ungezwungen ihre Talente und Stärken entdecken. Es geht hier im Grunde genommen also um die berufliche Zukunft von jungen Menschen. Deshalb ist das Projekt in der Brandenburger Bildungslandschaft aus unserer Sicht einzigartig."
www.caritas-brandenburg.de/digilab
Text: Christina Kölpin