Alles ganz wertvoll
Rund 500 Menschen engagieren sich bei der Caritas im Bistum Fulda als Freiwillige. Sie sind dabei für verschiedene Zielgruppen tätig: für Kinder und Jugendliche zum Beispiel, zudem Senioren, Menschen ohne festen Wohnsitz, Geflüchtete und Menschen mit Behinderung oder einer psychischen Erkrankung. Ehrenamt ist bei der Caritas Fulda nicht nur ein Ausdruck von Nächstenliebe, sondern wird auch verstanden als gelebte Demokratie, denn jeder Freiwilligeneinsatz ist ein Zeichen der Solidarität. Dabei bringt jeder und jede eine individuelle Motivation und eigene Fähigkeiten mit ein.
Den Alltag leben mit ein bisschen Hilfe
In der "Gestaltung des Tages St. Joseph" (GdT) ist um zehn Uhr vormittags reges Leben. Hier wird Menschen mit Behinderung im Rentenalter eine sinnvolle Alltagsgestaltung und individuelle Förderung ermöglicht. Sie erfahren Akzeptanz, Wertschätzung und somit auch Lebensfreude. "Die Tagesgruppen bieten diesen Menschen eine Struktur außerhalb ihrer Wohngruppe", erläutert der stellvertretende Leiter des "Caritas-Wohnens", Thomas Schiffhauer, "es gibt Anregungen für eine gemeinsame Gestaltung des Tages oder auch dafür, in irgendeiner Form selbst aktiv zu werden und etwas zu unternehmen." Wichtige Unterstützung für das Team sind dabei auch die ehrenamtlichen Kräfte wie beispielsweise Peter Möller, die gewissermaßen für die ‚Extratouren‘ mit der Klientel bereitstehen. Peter Möller kommt einmal die Woche, um mit einer oder auch mehreren Personen aus der Tagesbetreuung spazieren zu gehen. Oft wird unterwegs auch gemeinsam eingekehrt und Kaffee getrunken - je nach Lust und Laune sozusagen. Sylvia Bender, eine der Besucherinnen in der Tagesgruppe, schaut sich bereits unruhig um. Heute hat sie die Verabredung mit Peter Möller zum Spazierengehen. Er wird doch nicht Verspätung haben? Und auch das Wetter lädt nicht gerade zum Herausgehen ein. Da trifft der herbeigesehnte Gast auch schon ein, doch angesichts des momentan sehr heftigen Regens wird improvisiert, und der Kaffee- und Plätzchenplausch findet in einem der Gesprächszimmer in der Tagesgruppe statt. "Den Ausflug in der Stadt holen wir nach, versprochen", sichert Peter Möller Sylvia zu. Möller, ehemaliger Bankangestellter, wollte nach seinem beruflichen Leben den neuen Lebensabschnitt mit einer sozialen Tätigkeit verknüpfen. Er entschied sich für die Aufgabe in der Caritas-Eingliederungshilfe, da nach seiner Ansicht "Menschen mit Behinderung einfach in mancher Hinsicht Alltagsbegleitung benötigen. So kann ich mit meinen Besuchen wirklich etwas bewirken. Und die Begegnungen sind mir sehr wertvoll!" Peter Möller schätzt dabei Sylvia als vielseitig interessierte Gesprächspartnerin. Kürzlich entdeckte er ihre Vorliebe für Opern - nun plant er, sie bei passender Gelegenheit in eine Opernaufführung mitzunehmen. Das Angebot der GdT richtete sich bisher lediglich an die Menschen aus den Wohneinrichtungen der Caritas. Nun öffnet es sich: Gerne, so Thomas Schiffhauer, beziehe man vermehrt auch Klientinnen und Klienten der ambulanten Caritas- Hilfe ein, von denen viele ältere Menschen seien. Denn das kenne man ja auch von sich selbst: "Manchmal ist man froh, wenn man einfach mal bei etwas mitmachen kann", resümiert Schiffhauer.
Kontakt
Es gibt vier Gruppen zur Gestaltung des Tages. Personen, die Interesse haben, im Arbeitsfeld "Wohnen" der Caritas-Eingliederungshilfe ehrenamtlich mitzuarbeiten, können hier Kontakt aufnehmen und sich genauer informieren, welche Möglichkeiten bestehen:
Caritas-Eingliederungshilfe und Teilhabe, Bereich "Wohnen",
Thomas Schiffhauer
Telefon 06 61 / 62 05 337, E-Mail: thomas.schiffhauer@caritas-fulda.de
Geflüchteten den "Einstieg" erleichtern
Steinbach ist ein ganz kleines Dörfchen in der Rhön mit rund 60 Einwohnern. Nun sind dort in einem Caritas-Gebäude auch Geflüchtete zu Hause: Familien und Einzelpersonen vor allem aus Ländern wie Somalia, Syrien, dem Irak und Afghanistan. Betreut werden sie von einem Team um die Sozialarbeiterinnen Angelina Bernhard und Annekathrin Trabert, die für die Koordination der gesamten Betreuung zuständig sind. Auch für Ehrenamtliche, die in der Flüchtlingsunterkunft mitwirken, sind die beiden erste Ansprechpartner. "Ehrenamtlicher Einsatz ist für uns sehr wichtig, um den Bewohnerinnen und Bewohnern hier auch Angebote für den Alltag machen zu können", betont Angelina Bernhard. "Es gibt spannende Aufgaben, und die können teilweise auch nach eigener Vorstellung ausgestaltet werden: Jeder kann seine Fähigkeiten mit einbringen!"
So sucht man momentan für das Team in Steinbach vor allem Personen, die eine Kinderbetreuung mit aufbauen könnten: "Wir stellen uns vor, dass Freiwillige zum Beispiel eine Hausaufgabenbetreuung der Flüchtlingskinder einrichten. Für die Kinder ist eine Begleitung wichtig, denn der Besuch einer deutschen Schule ist für sie eine völlig neue Welt!" Für die Mütter mit den ganz kleinen Kindern bis zu drei Jahren wiederum hofft das Team auf Ehrenamtliche, die sich vielleicht regelmäßig mit ihnen in einer Krabbelgruppe zusammenfinden, damit die Kinder miteinander spielen und die Mütter ihre Elternerfahrungen austauschen können.
Um die Erwachsenen kümmert sich seit dem Sommer 2023 bereits die Ehrenamtliche Hannelore Koch. In Steinbach zu Hause, ist es für sie sozusagen ein "Heimspiel": Zwei Mal wöchentlich kommt sie in die Caritas-Einrichtung, um dort allen Bewohnern Deutschunterricht anzubieten. Das Curriculum hat sie sich dafür selbst erarbeitet. Alltagsbezug der Themen im Unterricht findet Hannelore Koch wichtig, daher geht es in dieser Stunde jetzt um den menschlichen Körper und die richtige Benennung der einzelnen Körperteile: Der Bauch, das Auge, die Hand. Und: Mein linker Arm. Meine rechte Hüfte. Die rund 15 beteiligten Männer und Frauen zwischen 20 und 50 Jahren sind alle mit Elan dabei. Gemeinsam antworten sie, wenn ihre Lehrerin anhand der Strichzeichnung an der Tafel auf einen Körperteilzeigt. Die Übung bekommt dabei fast etwas Tänzerisches, wenn alle gemeinsam auch an ihrem Körper auf den linken Arm oder das rechte Bein verweisen.
Auch Feste wie Ostern oder Brauchtum wie zum Erntedank thematisiert Hannelore Koch im Unterricht. "Ich möchte den Leuten beim Spracherwerb auch ein wenig von der hiesigen Kultur vermitteln", sagt sie, die auch schon 2015/16, als viele Geflüchtete aus Syrien nach Deutschland kamen, an verschiedenen Stellen im Kreis Fulda mit Deutschunterricht ausgeholfen hatte. "Wir finden, dass Frau Koch hier einen tollen Job macht", lobt sie Sozialarbeiterin Bernhard. "Die Geflüchteten freuen sich auf den Unterricht, und das Ergebnis des gemeinsamen Lernens können wir hier täglich in den Begegnungen hören!"
Kontakt
Gemeinschaftsunterkunft Hilders-Steinbach, Finkenweg 13,36115 Hilders-Steinbach,
E-Mail: angelina.bernhard@caritas-fulda.de.
Gerne können Ehrenamts-Interessierte einen Besichtigungs- und Kennenlern-Besuch vereinbaren.
Text: Christian Scharf