Zusammen sind wir Heimat – die Ausstellung
"Ich bin ein typischer deutscher Beamter", sagt Hadi Alkhateeb und lacht. Seit einem Jahr arbeitet der 28-jährige Syrer 20 Stunden die Woche im Job-Center in Bad Reichenhall. "Ich helfe den Menschen, damit sie die Leistungen bekommen, die ihnen zustehen." Er hilft bei den Anträgen auf Arbeitslosengeld II und berät sie bei der Arbeitssuche. Natürlich ist er vor allem für die arabischsprachigen anerkannten Flüchtlinge zuständig.
Ein typisch deutscher Beamter
Das mit dem "typischen Beamten" ist ein running gag unter Hadi und seinen Freunden. Denn er ist natürlich nicht verbeamtet und alles andere als ein typischer Beamter. 2014 strandete er als Flüchtling in Bad Reichenhall und wurde von der Asylberatung der Caritas betreut. Bereits nach einem Jahr waren Hadis Deutschkenntnisse so gut, dass er sich bei der Caritas ehrenamtlich engagierte. 2015 konnte er beim Job-Cafe in Bad Reichenhall angestellt werden, um Flüchtlinge in Arbeit zu bringen. "Wir waren sehr froh, dass Hadi uns hier unterstützt hat", sagt Caritas-Zentrumsleiter Rainer Hoffmann. Mit einigen Stunden ist der junge Syrer immer noch in der Integrationsberatung der Caritas tätig. Die Erfahrungen in der Beratung haben ihn veranlasst, in Salzburg ein berufsbegleitendes Studium der Sozialen Arbeit aufzunehmen.
Durch seine Arbeit hat er auch Faruk Snobar kennengelernt und die beiden sind Freunde geworden. Faruk ist 27 Jahre alt und stammt ebenfalls aus Syrien. Er hat dort Jura studiert. "Wir erwarten jeden Tag eine schlechte Nachricht aus der Heimat, wo noch meine ganze Familie ist", sagt Faruk. "Die Menschen in Bad Reichenhall helfen uns schon damit, dass sie uns nach unseren Angehörigen fragen." Das Café international, der Treffpunkt des Helferkreises, ist für sie ein Ort des Austauschs geworden. In der Berufsschule hat Faruk Deutsch gelernt und sich auf eine Berufsausbildung vorbereitet. Nach verschiedenen Praktika hat er sich jetzt für den Friseurberuf entschieden.
Ohne Angst leben
Sali stammt aus dem Irak. Als 2009 in Bagdad schwere Anschläge auf christliche Kirchen verübt wurden, floh die jetzt 16-Jährige mit ihrer Familie nach Deutschland. Salis Familie gehört zur chaldäisch-katholischen Gemeinde, die Teil der römisch-katholischen Kirche ist. Sali geht in die Mittelschule an der Impler-Schule in München, nach der Übergangsklasse besucht sie mittlerweile die 8. Klasse.
Helmut Vogler ist pensionierter Chemiker. Er engagiert sich seit acht Jahren in der Schulsozialarbeit der Caritas an der Implerschule, gibt regelmäßig Nachhilfeunterricht und hat schon viele Schüler zum Mittel- und Realschulabschluss begleitet. "Ich habe hier so viele Kulturen und Religionen kennengelernt. Das ist ein großer Gewinn für mich", erzählt er. Gerade wenn seine Schüler auf die Fachoberschule wechseln oder eine Ausbildung machen, ist Helmut Vogler gefragt. Seit diesem Schuljahr übt Helmut Vogler mit Sali regelmäßig Deutsch, Mathe und Englisch. "Ich wollte ja immer Lehrer werden", meint er. Sali hat auch einen großen Traum, sie möchte Medizin studieren. Sie weiß, dass sie noch einen langen, steinigen Weg vor sich hat. Und manchmal möchte sie einfach nur eine ganz normale Jugendliche sein und mit ihren Freundinnen ein Eis essen gehen.
Der Schmetterlingsbaum als Heimat
"Heimat ist dort, wo man sich wohlfühlt", sagt Eden Iyob, Leiterin der Caritas-Kinderkrippe Schmetterlingsbaum. So gesehen hat die 44-Jährige aus Eritrea mehrere Heimatorte. Eritrea bleibt ihr Heimatland, auch wenn seit ihrer Kindheit nicht mehr dort lebt. "Jetzt ist vor allem München meine Heimat, hier lebe ich mit meinen Kindern, hier habe ich meine Arbeit", sagt sie. Als 12-Jährige konnte Iyob zu ihrer Mutter nachkommen, die zunächst ohne ihre Tochter als Kontingentflüchtling aus einem Lager in Sudan nach Deutschland einreiste durfte. Sie durchlief das deutsche Schulsystem machte ihre Ausbildung zur Erzieherin. Ihr besonderes Interesse gilt der interkulturellen Pädagogik. Sie möchte damit die Menschen berühren, damit sie sich öffnen für andere Kulturen. In ihrem Team gibt es mehrere christliche Konfessionen, eine Muslima und eine Buddhistin. Eden Iyob ist koptische Christin und engagiert sich in der koptischen Gemeinde in München. "Meine Aufgabe in der Krippe ist es, den Kindern, den Eltern und meinen Mitarbeiterinnen eine Heimat zu geben."
Die Offenheit und Heimat spürt auch Laura Schmidt. Die 18-Jährige ist ein echtes Münchner Kindl, in ihrer Familie in München aufgewachsen. Sie ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Erzieherin und absolviert den praktischen Teil im Schmetterlingsbaum. "Wenn die Eltern die Kinder abholen, sprechen wir mit ihnen über den Tag, wie die Kinder geschlafen haben, ob sich jemand verletzt hat oder etwas braucht." Diese Übergabegespräche habe sie regelrecht geübt. "Das war sehr wichtig für mich." Eden Iyob und das ganze Team haben viel dazu beigetragen, dass Laura nun sicher weiß, dass sie die Arbeit mit Kindern zu ihrem Beruf machen will.