Klinikatlas führt in die Irre
Der Klinikatlas der Bundesregierung ist Mitte Mai öffentlichkeitswirksam gestartet - als Orientierungshilfe für Patient:innen taugt er allerdings kaum. Das Versprechen "Mehr Transparenz für alle" hat sich damit noch nicht erfüllt. Denn der "Transparenzatlas" zieht teilweise veraltete Daten heran. Zwar stimmten diese Daten - zumindest annähernd - für die Vergangenheit, sie geben aber nicht die aktuelle Leistungssituation an vielen Krankenhäusern wieder. Diese Diskrepanz ist für Patient:innen nicht ersichtlich und führt in die Irre.
Diese Erfahrung machen wir nicht nur in unseren Häusern in Mannheim: In der BBT-Gruppe versorgen wir jährlich über 700.000 Patienten ambulant und stationär in über 100 Einrichtungen. Auch andere BBT-Regionen berichten von ähnlichen Problemen. Es fehlen zum Teil sogar Fachbereiche, etwa weil der Klinikatlas diese unter einem Sammelbegriff abbildet. So ergibt sich manchmal ein komplett falsches Bild: Der:Die Nutzer:in gewinnt den Eindruck, die gesuchte medizinische Leistung existiere schlichtweg an besagtem Krankenhaus nicht.
Die aktuelle Darstellung unserer Krankenhäuser im Klinikatlas führt dazu, dass ratsuchende Patient:innen zu falschen Schlüssen kommen müssen, da sie sich ohne Expertenwissen auf der Plattform nicht ausreichend zurechtfinden. Sucht ein Patient zum Beispiel nach dem Stichwort "Schwindel", liefert das System eine Liste mit medizinischen Fachbegriffen und Diagnosen. Der Suchende muss sich nun für eine exakte Diagnose entscheiden, ihm dürfte dazu aber in der Regel das Fachwissen fehlen, um ein für ihn relevantes Suchergebnis zu erhalten.
Ich gehe zwar davon aus, dass der Atlas als "lernendes System" eines Tages auch allgemeingültigere Begriffe in der Suche mit korrekten Ergebnissen verknüpfen kann. Dass dieses System lernt, lässt sich bereits feststellen: Werden Suchanfragen mit einem Abstand von mehreren Tagen wiederholt, ändern sich die Suchergebnisse.
Wenn sich diese Hoffnung erfüllt, kann sich der Klinikatlas durchaus etablieren. Denn gerade bei elektiven stationären Behandlungen investieren Patient:innen oftmals sehr viel Zeit in die Auswahl der für sie mutmaßlich besten Klinik. Mit objektiven und richtigen Daten könnte der Klinikatlas dafür ein gutes Instrument werden.
Aktuell aber kann man Patient:innen nur raten, auf das bewährte Deutsche Krankenhausverzeichnis (www.deutsches-krankenhaus-verzeichnis.de) zurückzugreifen und das Gespräch mit ihren behandelnden Ärzt:innen zu suchen.