Digitalisierung in der Senior:innenarbeit ist Aufgabe kommunaler Daseinsvorsorge
Es treten immer mehr digitale Technologien und Online-Dienste an die Stelle von "Face-to-Face"-Begegnungen, sei es die "gestreamte" Kulturveranstaltung, das "Skypen" mit den Enkelkindern oder das Online-Banking. Wer da nicht mitmachen kann, ist schnell vom Leben abgehängt. Besonders für ältere Menschen entsteht ein großes Risiko, soziale Kontakte zu verlieren. Die zunehmende Digitalisierung aller Lebensvollzüge bietet aber auch neue Chancen für mehr Teilhabe, Lebensqualität und Sicherheit. Digitalisierung kann auf diese Weise ein selbstbestimmtes Leben im Alter unterstützen.
Der Fachbereich Senioren der Landeshauptstadt Hannover hat dies erkannt und begreift es als seine Aufgabe, im Rahmen kommunaler Daseinsvorsorge für Senior:innen den Zugang zu digitalen Angeboten und die Kompetenz zu ihrer Nutzung zu fördern und zu ermöglichen. Umgesetzt wird diese Aufgabe vor allem vom Kommunalen Seniorenservice Hannover (KSH), in dem rund 30 Sozialarbeiter:innen Senior:innenangebote in den Bereichen Beratung, Information und Freizeit planen, organisieren und durchführen. Unterstützt werden sie dabei von einem Netzwerk von circa 550 Ehrenamtlichen.
Je mehr die Digitalisierung den Alltag durchdringt, umso mehr wird die soziale Teilhabe vom Zugang zu und kompetenten Umgang mit den entsprechenden Technologien abhängig. Digitale Teilhabe wird immer mehr zu einer Voraussetzung von sozialer Teilhabe.
Aber die Zugangsmöglichkeiten zur digitalen Welt - sowohl hinsichtlich der technischen Ausstattung als auch der persönlichen Kompetenzen - sind stark abhängig von Herkunft, Bildung und Einkommen. Wenn diese sozialen Faktoren einem Kompetenzerwerb oder dem Kauf der entsprechenden Technik entgegenstehen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, von digitaler Teilhabe abgekoppelt zu werden.
Geschlechtergerecht und kultursensibel
Weil die digitale Teilhabe auch schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen einschließt, wird die "digitale Inklusion" sowohl kultursensibel als auch geschlechtergerecht ausgestaltet. So sind gerade ältere Frauen aus unterschiedlichen Gründen benachteiligt: Sie haben häufiger als ältere Männer in technikfernen Berufen gearbeitet und können deshalb meist weniger gut mit Technik umgehen. Häufig waren sie auch in geringerem Maße erwerbstätig als ältere Männer und verfügen dementsprechend über niedrigere Renten. Dann bedeuten die Kosten, die für Technikausstattung oder Bildungsangebote aufzubringen sind, ein zusätzliches Teilhabehemmnis.
Entsprechend arbeitet der KSH mit den Migrant:innenorganisationen zusammen und hält muttersprachliche Angebote für Frauen aus nichtdeutschen Herkunftsländern vor. Auch bindet der KSH das kommunale Netzwerk Ältere Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und queere Menschen (kurz: LSBTIQ*) in seine Angebote ein. Dies ist auch ein Beispiel dafür, wie die einzelnen Projekte zusammen mit den Netzwerkpartner:innen und Akteur:innen der Senior:innenarbeit entwickelt werden.
In zahlreichen Einzelprojekten werden digitale Lösungen erprobt und eingeführt und geeignete Lern- und Erfahrungsorte eingerichtet oder gefördert. Hier einige Beispiele:
◆ Besonders erfolgreich ist das Projekt der ehrenamtlichen Medien- und Techniklots:innen. Derzeit leisten rund 30 Ehrenamtliche im Gebrauch von Smartphone, Tablet und Co. individuelle Hilfestellung. Dafür kommen sie in die eigene Häuslichkeit der Senior:innen oder sie bieten Techniksprechstunden und Computer-, Tablet- und Smartphonekurse in den kommunalen Begegnungsstätten im Quartier an. Für diese Gruppenangebote hat die Stadt Hannover Klassensätze an Tablets und Smartphones angeschafft, damit alle Teilnehmer:innen an den gleichen Geräten üben können. Auf diese Weise können sich die Teilnehmer:innen gegenseitig unterstützen und wer kein Geld für den Kauf eines eigenen Gerätes hat, ist nicht ausgeschlossen. Besonders der zugehende Besuch in der eigenen Häuslichkeit ist ein sehr niedrigschwelliger Ansatz, mit dem auch Menschen erreicht werden, die noch keine oder sehr geringe Erfahrung mit digitaler Technik besitzen. Die Medien- und Techniklots:innen erreichen bis zu 1500 Menschen pro Jahr, meist Technik-Einsteiger:innen.
◆ Digitale Teilhabe beginnt schon mit dem Zugang zu einem leistungsfähigen Breitband- und Mobilfunknetz. Um den Senior:innen in Hannover digitale Teilhabe zu ermöglichen, erhalten die städtischen Senior:innen-Begegnungsstätten kostenloses WLAN
◆ Um Senior:innen und Angehörige zu informieren, betreibt der Fachbereich Senioren eine barrierefreie Website. Über diese Website wird auch ein Live-Streaming der Senior:innenveranstaltungen angeboten - diese hybriden Veranstaltungsformate haben sich besonders in den letzten zwei Jahren bewährt. Ebenso sind alle Senior:innenangebote auf einer digitalen Stadtkarte zusammengefasst.
Während des Lockdowns wurden erstmals Freizeitkurse in den digitalen Raum überführt. Nach intensiver Technikbegleitung zu Beginn haben die Senior:innen die Vorteile eines digitalen Kommunikationsraumes erfahren.
◆ Um Senior:innen das Leben im angestammten Quartier zu erleichtern und das Miteinander und Engagement im sozialen Nahraum zu fördern, arbeitet der Fachbereich Senioren intensiv in der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung. Ergänzend dazu kooperiert die Stadt Hannover hierzu mit der digitalen Nachbarschaftsplattform "Nebenan.de", einer kostenfrei zugänglichen, lokalen Plattform zum Aufbau und zur Pflege nachbarschaftlicher Beziehungen. Während des Lockdowns konnten über diese Plattform beispielsweise Hilfen für Einkauf und Haushalt organisiert werden.
Digitale Unterstützung für das Wohnen im Alter
Bereits heute existieren zahlreiche technische Lösungen, die ein Verbleiben in der eigenen Häuslichkeit auch bei beginnenden Einschränkungen ermöglichen. Oftmals sind Lösungen zum technikgestützten Wohnen nicht bekannt.
Die Senior:innen- und Pflegestützpunkte des Fachbereichs Senioren bieten neben anderen Beratungen eine anbieterneutrale Technikberatung an, in der mögliche technische Lösungen für die Unterstützung des Wohnens im Alter aufgezeigt werden. Ergänzend wurde das mehrsprachige Handbuch "Wohnen mit technischer Unterstützung" aufgelegt, in dem Produkte wie zum Beispiel Herdabschaltung, Sensormatten und elektrische Tablettenspender vorgestellt werden. Das Handbuch wird derzeit aktualisiert und mit einem Datenschutzhinweis zu jedem Produkt ergänzt. Des Weiteren können die technischen Lösungen in einer smarten Musterwohnung betrachtet und erprobt werden. Die Musterwohnung wird zur Besichtigung und Beratung vor Ort genutzt. Zusätzlich wird auch ein virtueller Rundgang im Netz angeboten.
Wie geht es weiter?
Digitale Technik kann die Kontakte in der realen Welt ergänzen, sie aber nicht gleichwertig ersetzen. Der Mensch lebt von und in Begegnungen. Schon vor diesem Hintergrund bietet der Fachbereich Senioren auch "analoge" persönliche Dienstleistungen und Beratungen an.
Digitale Technik kann auf vielfältige Art genutzt werden, um Lebensqualität, Autonomie, Teilhabe und Wohlbefinden im Alter zu unterstützen, zu fördern und zu erhalten. Kommunen haben die Möglichkeit, diese Entwicklung mitzugestalten. Die digitalen Chancen und Herausforderungen hat der Fachbereich Senioren in einer seniorenspezifischen Digitalisierungsstrategie zusammengefasst.
Nach den Erfahrungen, die in Hannover gemacht wurden, ist es für die Zielerreichung wichtig:
◆ die richtige Zielgruppe zu identifizieren (die Gruppe der Senior:innen ist heterogen), um sie mit niedrigschwelligen passgenauen Angeboten zu erreichen;
◆ gemeinsam mit der Zielgruppe Angebote zu entwickeln;
◆ Ehrenamtliche zu gewinnen und ihnen attraktive Einsatzfelder anzubieten;
◆ nicht nur die älteren und ehrenamtlichen Senior:innen zu befähigen, sondern auch digitale Kompetenzen bei Mitarbeitenden auf- und auszubauen;
◆ sich beim Aufbau digitaler Strukturen mit allen Akteur:innen der Senior:innenarbeit wie zum
Beispiel Selbsthilfeorganisationen, Wohlfahrts- und Sozialverbänden zu vernetzen.
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