Auf dem Weg zur Klimaneutralität
Der globale Klimawandel ist die zentrale Herausforderung dieser Zeit. Jede einzelne Branche, jedes Unternehmen, jede Organisation und schließlich jedes Individuum ist dazu aufgerufen, seine und ihre Verhaltensweisen und Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen und damit einen wichtigen Beitrag zu leisten, unseren Planeten zu retten. Seit einigen Jahren setzen sich zunehmend Unternehmen und Verbände das Ziel, mittel- bis langfristig klimaneutral zu werden - so auch der Deutsche Caritasverband (DCV). Möchte eine Organisation klima- oder CO2-neutral werden, werden die eigenen Emissionen unter die Lupe genommen. Mit Hilfe eines CO2-Fußabdrucks gewinnt das Unternehmen Daten zu seinen Emissionen. Bei dieser Bilanzierung orientiert sich die Berliner Energie Agentur (BEA) an internationalen Standards wie dem "Greenhouse Gas Protocol".
Dies ist wichtig, um auch nach außen den Prozess transparent und vergleichbar zu machen. Außerdem gehört zur Erstellung des CO2-Protokolls eine klare Strategie, die die Ausgangssituation, den Betrachtungsrahmen, das Ziel und die zeitliche Einstufung definiert. Dieser Rahmen lässt sich beispielsweise in einem Auftaktworkshop entwickeln und projektbegleitend verifizieren und anpassen.
Datenerfassung ähnelt Detektivarbeit
Eine Herausforderung ist oftmals, dass die notwendigen Daten meist nur rudimentär vorhanden und gleichzeitig Doppelzählungen von Emissionen zu vermeiden sind. Da Klimaschutz viele Bereiche tangiert, ist davon auszugehen, dass die entsprechenden Größen an verschiedenen Stellen erfasst und abgelegt werden. Oft ähnelt die Datenerfassung einer umfangreichen Detektivarbeit. Der positive Effekt dieser Anstrengung ist, dass Prozesse und Strukturen innerhalb einer Organisation sowie Optimierungspotenziale offensichtlich werden. Daher bringt eine Ist-Analyse auch immer die Chance einer Neustrukturierung mit sich. Datenlücken können in der Regel mit Standardprofilen ergänzt werden.
Von nun an gilt es, diesen eigenen Fußabdruck, der in der Welt hinterlassen wird, zu verkleinern und, wenn möglich, ganz verschwinden zu lassen. Denn jetzt hat man es schwarz auf weiß, an welcher Stelle wie viel CO2 verursacht wird, und kann konkrete Vermeidungs- und Veränderungsschritte in die Tat umsetzen. Der CO2-Fußabdruck sorgt also für Klarheit, an welcher Stelle es sich wirklich lohnt, tätig zu werden. Ein Beispiel: Sehr große Emittenten von CO2 sind in der Regel Gebäude. Deren Strom- und vor allem Wärmeversorgung, die Modernisierung von Heizzentralen und Sanierungen der Gebäudehülle bergen enorme Potenziale bei der Einsparung von CO2. Ähnliches gilt für die oft in die Jahre gekommenen Fuhrparks. Die Umstellung auf klimafreundliche Antriebe bringt viel und schlägt sich direkt und nachhaltig auf die eigenen CO2-Emissionen nieder. Ein dritter wichtiger Bereich ist die Reduktion der Reisetätigkeit der Beschäftigten. Müssen alle Reisen wirklich sein oder können Meetings und Workshops auch online realisiert oder Reisen zusammengelegt werden? Muss es immer das Auto sein oder lassen sich Strecken auch mit der Bahn oder innerstädtisch mit dem öffentlichen Personennahverkehr oder gar dem Fahrrad zurücklegen? Auch in diesem Bereich lassen sich große Potenziale heben und damit Prioritäten setzen.
Vermeiden - Reduzieren - Kompensieren
Auf Basis des CO2-Fußabdrucks können nun bestehende Aktivitäten klassifiziert sowie ergänzende Handlungsfelder aufgezeigt werden. Gemeinsam werden die Aktivitäten in eine Roadmap überführt, die Grundlage der Klimaschutzstrategie ist. Dabei wird die Methodik "Vermeiden - Reduzieren -Kompensieren" herangezogen. Vermeidungsoptionen sind zunächst einmal zu identifizieren. In der Praxis sind sie leicht umzusetzen. Deshalb sollten sie an erster Stelle stehen. Ein Beispiel: Muss ein Gebäude tatsächlich während der Heizperiode sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag geheizt werden, oder reicht es aus, dieses nur an Werktagen und während der Arbeitszeit zu beheizen und in der restlichen Zeit die Wärmeleistung zu reduzieren? Energiesparen ist immer noch der einfachste und schnellste Weg, das Klima zu schützen und die eigenen Budgets zu schonen.
Emissionsreduktionen umfassen dagegen größere Eingriffe, beispielsweise durch den Austausch einer alten Ölheizung mit einem dezentralen Blockheizkraftwerk auf Erdgas- oder Biogasbasis oder auch den Aufbau einer Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach, deren Strom zum Eigen[1]verbrauch genutzt werden kann. Sinnvoll können wie schon erwähnt Sanierungen an der Gebäudehülle oder auch die Modernisierung des eigenen Fuhrparks sein, um Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren.
Ausgleichszahlungen sind die letzte Option
An letzter Stelle steht die sogenannte Kompensation von CO2-Ausstoß. Allerdings sollten generell immer erst konkrete CO2-Minderungs- und -Reduktionspotenziale vor Ort ausgeschöpft werden. Die Idee der CO2-Kompensation folgt einem einfachen Prinzip: Nicht alle Emissionen lassen sich reduzieren oder gar vermeiden. Aber sie können durch einen Kostenbeitrag reguliert werden, der weltweite Klimaprojekte fördert. Die Ausgleichszahlung bemisst sich anhand des verursachten Treibhausgases, das an anderer Stelle eingespart wird. Mit dieser Kompensation finanzieren verschiedene Anbieter Klimaprojekte, die prinzipiell überall auf der Welt realisiert werden können. Aufforstungsprojekte sind ein Paradebeispiel, denkbar sind aber auch der Umstieg auf erneuerbare Energien oder andere Energiewende- oder Energieeffizienz-Projekte.
Ob nun Vermeidung, Reduzierung oder Kompensation - allen Beteiligten sollte klar sein, dass der beschriebene Weg ein herausfordernder sein wird und mit großen Veränderungen der eigenen Unternehmens- oder Organisationskultur sowie mit erheblichen Kosten verbunden ist. Neben allen wichtigen Prozessbeschreibungen und dem ebenso wichtigen Projektmanagement steht und fällt ein so großes Ziel mit den handelnden Menschen. Eine Organisation kommt daher nicht umhin, neue personelle Strukturen und damit für den Klimaschutz verantwortlich handelnde Stellen zu besetzen, die die eigenen Ziele innerhalb der Organisation dann auch umsetzen helfen. Und es kommt auf das glaubwürdige und vorbildhafte Verhalten vor allem der Führungskräfte an, die die Ziele vorleben und bereit sind, bequeme, liebgewonnene Verhaltensweisen zu überprüfen und konsequenterweise zu verändern. Erst dann wird der Weg hin zur Klimaneutralität von Erfolg gekrönt sein.
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