Allein oder zusammen? – Kooperationen für erfolgreiches Online-Lernen
Die Corona-Pandemie führte zu massiven finanziellen Engpässen und strukturellen Herausforderungen für die Sozialunternehmen. Zugleich gab die Pandemie den digitalen Transformationsprozessen einem enormen Schub. Mobile Arbeitsplätze wurden zeitnah ausgebaut, Homeoffice in vielen Bereichen eingeführt. Videokonferenzsysteme (Bluejeans, Microsoft Teams, Zoom…) sind flächendeckend installiert und immer mehr Daten werden in der Cloud abgelegt. Lässt der digitale Reifegrad zwar noch viel Spielraum nach oben - die Notwendigkeit in digitale Techniken und Entwicklungen zu investieren, steht bei den Führungskräften außer Frage. Die Herausforderungen bestehen in der Entwicklung einer digitalen Strategie und darin, die Mitarbeiter(innen) davon zu überzeugen und zu qualifizieren.
Das ist bei 50 oder 100 Mitarbeitenden durchaus in Präsenzveranstaltungen möglich, doch bei 500 oder mehr zeitlich und finanziell eine andere Herausforderung. Für immer mehr Träger sind eigene Online-Plattformen, sogenannte Lernmanagement-Systeme, eine zukunftsträchtige Option. Damit lassen sich Präsenzveranstaltungen reduzieren, weil Lernen online stattfindet - je nach Lernplattform und inhaltlichen Möglichkeiten. Auch für die Mitarbeiter(innen) selbst hat Online-Lernen Vorteile, kann doch je nach Lebenssituation individuell und zeitlich flexibel gearbeitet werden. Online-Lernen funktioniert frühmorgens genauso wie später am Abend. Neben reinen Online-Kursen werden hybride Formate (Mix aus Präsenz und Online) ebenfalls zunehmend beliebter.
Online-Kurse müssen didaktisch gut aufgebaut sein
Doch die Umstellung der Lerninhalte von Präsenz auf Online ist anspruchsvoll und komplex. Der Online-Kurs muss methodisch-didaktisch gut strukturiert sein. Die Lernenden müssen unterstützt werden, damit die Motivation nicht nachlässt. Die Ablage von PDF-Dokumenten und Powerpoint-Präsentationen garantieren keinen Lernerfolg. Und es braucht eine digitale Lernumgebung, die auszuwählen nicht wenig Vorarbeiten benötigt:
◆ Welche technischen Voraussetzungen müssen geklärt werden, wenn die Plattform selbst betrieben werden soll?
◆ Welche Funktionen soll die Lernplattform haben?
◆ Wer kann oder soll die Lernplattform administrieren?
◆ Und nicht zuletzt: Welche Investitionen sind für die Lernplattform (technisch und inhaltlich) zu veranschlagen?
Das Betriebssystem Windows 10, die Textverarbeitung Word, der PDF-Reader von Adobe und viele andere Softwareprodukte, die in der Caritas eingesetzt werden, sind lizenzrechtlich eindeutig geregelt. Die meiste moderne Software wird unter einer proprietären Lizenz verkauft, die es dem Herausgeber oder Entwickler ermöglicht, die geistigen Eigentumsrechte an der Software zu behalten. Dieses Lizenzmodell wird durchaus kritisch gesehen, denn durch die vollständige Kontrolle der Softwarehersteller entscheiden diese allein über Weiterentwicklungen. In der sich schneller wandelnden digitalen Gesellschaft kann es dazu führen, dass notwendige Innovationen nicht getan werden, um dem eigenen Geschäftsmodell nicht zu schaden. So hat sich bereits früh in der Softwareentwicklung eine Gegenrichtung entwickelt, indem den Benutzer(inne)n das Recht und die Möglichkeit gegeben wird, die Software zu ändern und weiterzugeben. Dieses Modell firmiert unter dem Namen "Freie Software" oder "Open-Source-Software". Ob Betriebssystem, Textverarbeitung oder Bildbearbeitung, es gibt für alle Anwendungsfelder Alternativen zu proprietärer Software, so auch bei den Lernplattformen.
Mit Blick auf digitale Lernplattformen ist der Markt unübersichtlich, es gibt mehr als 100 Plattformen, die sich in Funktion und Arbeitsweise sehr unterscheiden. Eine Anpassung an individuelle Wünsche ist gerade bei der "freien Software" fast unbegrenzt möglich. Diese Anpassungen können durch Agenturen, Softwarefirmen umgesetzt werden, es ist letztlich nur eine Frage des Budgets. In der Caritas wird freie Software zunehmend beliebter, weil sie die Abhängigkeit von einem Hersteller minimiert. Zudem gibt es keine schwierigen Preisverhandlungen und die Schnittstellen zu anderen Softwareprodukten sind in der Regel vorhanden. Ein weiterer immenser Vorteil freier Software besteht dar[1]in, dass sie unabhängig von der IT-Hardware eingesetzt werden kann. Auch in Sachen Sicherheit bietet freie Software Vorteile, denn der Quellcode ist einsehbar, wodurch Fehler schnell erkannt, gemeldet und korrigiert werden können. Mögen die Anschaffungskosten für freie Software gering sein, kostenlos ist ihr Einsatz nicht. Sie muss installiert und gewartet werden, es braucht eine IT-Infrastruktur, Mitarbeitende müssen qualifiziert werden, um sie effektiv nutzen zu können. Obwohl sich Open-Source-Produkte für die Caritas anbieten, sollten diese in die digitale Strategie des Unternehmens eingebunden sein und die - so scheint es - fehlt häufiger. Für die Angebote der Fort- und Weiterbildung war die Corona-Krise katastrophal, denn von einem Tag auf den anderen konnten Präsenzveranstaltungen nicht mehr stattfinden.
So wurden Online-Seminare in Form von Videokonferenzen veranstaltet. Die Referent(inn)en teilten dabei ihren Bildschirm und zeigten den Teilnehmer(inne)n ihre Powerpoint-Präsentationen, manche Programme unterstützen Breakout-Räume. Das sind Online-Räume, die für die Kleingruppenarbeit genutzt werden können. Parallel wurden Cloud-Dienste (Onedrive, Googledocs, Dropbox …) für die Datenablage genutzt, die allerdings datenschutzrechtlich problematisch sind. Und es wurden eigene Lernplattformen aufgebaut oder weiterentwickelt, denn die Vorteile einer Lernplattform sind offensichtlich:
◆ eigener Kursbereich für die Teilnehmer(innen);
◆ zentrale Datenablage für die Teilnehmer(innen);
◆ Nacharbeiten der Inhalte für die Teilnehmer(innen);
◆ verschiedene Kommunikationskanäle (Chat, Forum);
◆ tutorielle Begleitung vor, während und nach der Veranstaltung.
Sorgfältige individuelle Auswahl der Tools
Der Einsatz von Lernplattformen für die Fort- und Weiterbildung in der Caritas ist sehr sinnvoll und sollte weiter ausgebaut werden.
Allerdings sind bei der Auswahl der passenden Lernplattform einige Dinge zu berücksichtigen:
◆ Welche Funktionen auf der Lernplattform sind absolut notwendig?
◆ Wofür soll die Lernplattform eingesetzt werden? Welche Ziele werden mit dem Einsatz der Lernplattform verfolgt? Welche Wünsche und Erwartungen haben die Referent(inn)en?
◆ Wie ist die Benutzerfreundlichkeit? Gibt es eine App für Tablet und Smartphone? Läuft die Lernplattform auf allen Betriebssystemen?
◆ Welche IT-Infrastruktur liegt in der Einrichtung vor und ist diese kompatibel mit der Lernplattform? Ohne die Einbindung der eigenen IT kann das später zu erheblichem Mehraufwand führen.
◆ Lässt sich die Benutzeroberfläche entsprechend eigener Vorgaben anpassen? Gibt es verschiedene Sprachpakete?
◆ Gibt es einen Support und welche Kosten entstehen dabei? Ist der Schulungsaufwand hoch?
◆ Welche Schnittstellen gibt es zur eigenen Software?
Diese Fragen im Vorfeld zu klären hilft enorm bei der Auswahl der passenden Lernplattform. Dann lässt sich auch entscheiden, ob eine kommerzielle Lernplattform gemietet wird oder ob freie Software auf dem eigenen Server betrieben werden soll. Je nach Anforderung kann auch der Kauf der Nutzungsrechte bei einem Dienstleister zielführend sein oder sogar die Entwicklung einer eigenen Lernplattform.
Caritas und Bistum Essen: eine Kooperation mit Gewinn
Der Caritasverband für das Bistum Essen hat sich für eine Kooperation mit dem Bistum Essen entschieden. Das Bistum ist technischer Betreiber der Lernplattform. Um möglichst individuell Anpassungen vornehmen zu können, wurde das Lernmanagement-System Moodle (www.carilearn.de) ausgewählt. Damit können eigene Entwicklungen ebenso umgesetzt werden wie die Implementierung von Zusatzmodulen (Plugins). Diese werden vorher auf einem eigenen Server getestet.
Das zeigt aber, dass der personelle Aufwand ungleich höher ist, als von den Verantwortlichen häufig zu Beginn des Prozesses angenommen wurde. Das führt zu der Frage, ob es nicht zielführender ist, insbesondere bei den Lernplattformen Synergien zu schaffen. Es ist schlichtweg unwirtschaftlich, in jedem Fall eine eigene Lernplattform aufzubauen, vor allem wenn es erfolgreich eingeführte Systeme gibt. Kooperationen können hier also wirtschaftlich sinnvoll sein. Würden sich die Anbieter der Fort- und Weiterbildung auf Standards einigen, könnten Lerninhalte leichter geteilt werden und es könnte eine bundesweite digitale Akademie entstehen. Die bereits bestehenden Kompetenzen stehen dann für die Weiterentwicklung der Inhalte zur Verfügung. Damit können Lerninhalte auch höherwertig (zum Beispiel durch Videos oder Animationen) entwickelt und produziert werden. Das didaktische Design kann anspruchsvoller umgesetzt werden. Für die Teilnehmer(innen) wäre dies sehr von Vorteil.
Pflegereform unter Druck
Wer macht eigentlich die Pflegelöhne?
Kurzsichtige Impfdebatte
Nur mit Schulterschluss der Akteure
Die Zusammenarbeit verbessern
Mehr Mitbestimmung für Unternehmen
Die Zusammenarbeit verbessern
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