Interview: Caritas-Präsident Peter Neher
Über seine Erfahrungen bei der ersten Synodalversammlung vom 30. Januar bis 1. Februar in Frankfurt hat für die neue caritas Gertrud Rogg mit CaritasPräsident Peter Neher gesprochen.
Was hat Sie am meisten beeindruckt?
Der gemeinsame Einzug der Teilnehmenden in den Eröffnungsgottesdienst im Frankfurter Dom. Diese Geste und die Gestaltung der Eucharistiefeier waren sehr ansprechend und hatten für mein Empfinden nichts Klerikales an sich. Auch die 15 zusätzlich eingeladenen jungen Menschen unter 30 Jahren waren mit ihren klaren Wortbeiträgen bereichernd. Und der Freimut, mit dem beraten wurden, hat mich in der Hoffnung bestärkt, auch Ziele zu erreichen.
Hat Sie auch etwas erschreckt?
Befremdlich fand ich, dass sich zwei Bischöfe mit vorgefertigten Statements an einer offenen Diskussion beteiligten anstatt mit persönlichen Bezügen zum Thema. Ärgerlich fand ich, dass die Synodalforen ziemlich intransparent besetzt wurden. Das war unnötig und hat viel Unmut hervorgerufen.
Kleriker und Laien saßen zusammen. Wie wurde gearbeitet?
Die Arbeitsweise in der Synodalversammlung war von offenen Diskussionen geprägt. Je nach Thema wurde zusätzlich abgestimmt. Da war es ohne Bedeutung, ob Kleriker oder Laie. Angenehm war, dass alle in alphabetischer Reihenfolge saßen.
Welche Hauptthemen wurden mit welchem Tenor diskutiert?
Die Debatte um die Geschäftsordnung war eine Stellvertreterdebatte, in der es eigentlich um Macht ging: Wer kann mit welchen Mehrheiten Themen setzen und Abstimmungen herbeiführen? Das ist normal; aber dann und wann wäre es schon hilfreich gewesen, diese "hintergründigen" Absichten offenzulegen. Spannungsgeladen waren alle benannten Themen. Bei vielen Mitgliedern der Synodalversammlung schwingt nicht nur die persönliche Betroffenheit über die Verbrechen sexueller Gewalt mit. Es geht auch um eigene Erfahrungen und mitunter um eigenes Leiden an, mit und in der Kirche. Da ist die Sorge der einen, man könnte den Pfad der katholischen Lehre verlassen, und das Drängen der anderen auf Veränderung. Es muss darum gehen, die traditionellen Lehrmeinungen der Menschen wegen weiterzuentwickeln.
Wofür haben Sie sich persönlich dort starkgemacht?
zum einen war es mir wichtig, deutlich zu machen, dass die MHG-Studie zwar ein Katalysator für die Themen dieses Synodalen Weges darstellt, nicht aber die Ursache der benannten Themen ist. Fragen zu Sexualität und Partnerschaft, Umgang mit Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, priesterliches Leben einschließlich der Frage nach dem Zölibat sowie Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche - das sind Themen, die vielen seit langem auf der Seele liegen. Gerade beim Thema "Sexualität und Partnerschaft" ist es wichtig, auch die Erfahrungen der Caritas im Bereich Schwangerenberatung und Aidshilfe, aus der Kinder- und Jugendhilfe oder der Behindertenarbeit in die Überlegungen miteinzubeziehen. Zu lange schon tragen wir die Spannung zwischen kirchlichem Lehranspruch und der gelebten Realität auf dem Rücken der Kolleginnen und Kollegen aus, die in diesen Arbeitsfeldern arbeiten. Da helfen in der Regel keine Verweise auf den Katechismus.
Welche Rolle kommt den Caritas-Leuten im Prozess zu?
Es gibt keine definierte Gruppe von "Caritas-Leuten". Ich freue mich natürlich, dass einige aus der verbandlichen Caritas dabei sind und je nach Thema ihre Expertise einbringen. Jede und jeder bringt sich mit seinem Kontext und seiner Kompetenz ein; und jene, die aus der Caritas kommen, tun das mit ihrem Hintergrund aus der Erfahrung und Verantwortung oft für Menschen, die im Leben nicht unbedingt auf der Sonnenseite stehen. Aber das gilt durchaus auch für andere Mitglieder der Synodalversammlung.
Wie geht es jetzt weiter?
Jetzt beginnen die vier eingerichteten Synodalforen zu den benannten Themen ihre Arbeit. Sie stützen sich dabei auf die Themenpapiere, die in den Vorforen erarbeitet wurden. Die nächste Synodalversammlung findet dann vom 3. bis 5. September 2020 wiederum in Frankfurt statt. Und dann gibt es noch zweimal zwei Tage im Jahr 2021 - jeweils vorbereitet über die entsprechenden Synodalforen.
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