Gesunde Mitarbeitende fallen nicht vom Himmel
Im sozialen Sektor sind gesunde Mitarbeiter:innen das Herzstück erfolgreicher Arbeit. Stress, emotionale Belastung und körperliche Anforderungen tragen oft zu einer erhöhten Krankheitsrate bei. Fehlzeiten haben nicht nur Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern beeinträchtigen auch die Betreuungsqualität und die Effizienz der Einrichtungen. Das Gesundheits- und Sozialwesen hat bei psychischen Erkrankungen die höchsten Ausfallquoten.1
Mitarbeitergesundheit ist auch für St. Lukas in Papenburg ein großes Thema. (St. Lukas unterhält zahlreiche Einrichtungen der Eingliederungs- sowie der Kinder- und Jugendhilfe.) Vor der Herausforderung "Gesundheitsförderung" standen daher Sandra Schmidt, die pädagogische Leiterin, und Heinz-Bernhard Mäsker, der Geschäftsführer von St. Lukas im nördlichen Emsland mit seinen Wohnheimen, Werkstätten und Kitas mit über 1300 Mitarbeitenden. Von diesen erhielten sie regelmäßig Nachfragen nach Gesundheitsangeboten. Heinz-Bernhard Mäsker ist klar: "Fitness allein reicht nicht. Das Angebot ist zu schmal, zu fokussiert, die Breite der Belegschaft wird nicht erreicht. Am Ende hätten wir für wenige viel Geld ausgegeben. Wir brauchten ein breiteres Angebot." Dazu kommt die Herausforderung eines dezentralen Arbeitgebers im ländlichen Raum mit über 50 Einrichtungen, verteilt über mehrere Orte. "Wir wollten ein Angebot machen, das alle erreicht", betont Sandra Schmidt. Inzwischen hat sich gezeigt, dass diese Einschätzung richtig war. Ziel war es, eine Lösung zu etablieren, welche die Mitarbeitenden motiviert, sich aktiv zu beteiligen. Als erste Caritas-Einrichtung setzte St. Lukas aus diesem Grund auf den Gesundheitsgutschein der Firma "proFIT".
Damit können Mitarbeitende ein breites Spektrum an Gesundheitsdienstleistungen wählen, die über die traditionellen Fitnessangebote hinausgehen. Der Anbieter arbeitet mit über 3000 Gesundheitspartnern zusammen, die die spezifischen Bedürfnisse von Mitarbeitenden im sozialen Sektor adressieren, indem sie Maßnahmen für die Bereiche Ernährung, mentale Gesundheit, Sport und Bewegung sowie Erholung und Schlaf ermöglichen.
Von E-Bike bis Biogemüse
Heute stehen den Mitarbeitenden in der Region über 60 lokale Gesundheitsangebote zur Verfügung, frisches Biogemüse aus dem Hofladen, Ernährungsberatung, Physiotherapie und Massagen, Stressberatung, Yoga- und Pilates-Kurse. Der örtliche E-Bike-Händler, der Turnverein und viele mehr sind dabei. Verschiedene Fitnessstudios können genutzt werden, jede:r achte Mitarbeitende hat eine Mitgliedschaft.
Rückblickend war das für Sandra Schmidt nicht selbstverständlich, denn ihre Frage nach den lokal verfügbaren Angeboten musste vor der Zusammenarbeit mit "noch keine" beantwortet werden. "Besonders gut kam an, dass die Mitarbeitenden das Angebot mitgestalten und Anregungen geben konnten. Mit Bekanntwerden unseres Gesundheitsprojekts konnten wir zudem unsere Arbeitgebermarke in der Region stärken", so Schmidt.
Mitarbeitende können darüber hinaus auf zahlreiche bundesweite oder Online-Angebote zurückgreifen. So nehmen sie an Rauchfrei-Seminaren teil und können Gesundheitsreisen buchen oder erwerben Equipment für das Training zu Hause.
Das Besondere für die Mitarbeitenden ist, dass sie eigenverantwortlich entscheiden, welche Angebote sie wann in Anspruch nehmen. St. Lukas kann mit wenig Aufwand jedem Einzelnen eine passgenaue Lösung ermöglichen. Der Dienstleister übernimmt die Koordination zwischen Gesundheitsanbietern und Mitarbeitenden und organisiert die Abrechnung. Den Verantwortlichen stehen zur Projektsteuerung aussagekräftige, anonymisierte Statistiken über die Nutzung zur Verfügung.
Die Finanzierung lief über den Personalhaushalt
Das Angebot und die Zusammenarbeit mit einer externen Firma haben sich für St. Lukas gelohnt. "Es war zwar nicht ganz einfach, aber am Ende machbar. Wir mussten mit den verschiedenen Kommunen sprechen und die Finanzierung aus unserem Personalhaushalt stemmen", erklärt der Geschäftsführer.
Der Dienstleistungsanbieter stellt verschiedene Tarifoptionen bereit, die auf die Bedürfnisse und Größe verschiedener Organisationen zugeschnitten sind. Dies ermöglicht es, ein passendes Paket zu wählen. Es stehen mit dem Sachbezug, dem Präventionsbudget und der Pauschalversteuerung Optionen zur Verfügung, mit denen allen Mitarbeitenden ein monatliches oder jährliches Gesundheitsbudget steueroptimiert angeboten werden kann. Dieses Konzept zur Gesundheitsförderung und Mitarbeiterzufriedenheit stellt nicht nur eine sich rechnende Investition in die Gesundheit der Mitarbeitenden dar, sondern ist auch ein Zeichen der Wertschätzung.
Nach über einem Jahr seit Einführung nehmen bereits mehr als 1100 Mitarbeitende teil. Im Jahresgespräch waren alle Seiten zufrieden. Das Ziel einer ganzheitlichen Gesundheitsförderung, welche alle Mitarbeitenden gleichermaßen erreicht und gleichberechtigt Teilhabe an gesundheitsfördernden Angeboten ermöglicht, wurde realisiert. Besonders gefällt den Mitarbeitenden "die Vielfalt der Angebote und dass man über Wunschanbietermeldungen das Angebot weiter mitgestalten kann", weiß Heinz-Bernhard Mäsker. Maßgeschneiderte Gesundheitslösungen können viele positive Effekte in sozialen Einrichtungen bewirken. Jedoch hat Geschäftsführer Mäsker auch mahnende Worte: "Die Politik muss dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen für soziale Einrichtungen eine solch wichtige und notwendige Investition auch zukünftig ermöglichen."
1. Badura, B.; Ducki, A.; Baumgardt, J.; Meyer, M.; Schröder, S. (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2023. Zeitenwende - Arbeit gesund gestalten. Berlin: Springer-Verlag, 2023.