"Den Tod aus der Tabuzone holen"
Dieser Frage gingen Karin Tautorus und Bettina Volmerg nach. Die Altenpflegerinnen arbeiten gemeinsam mit Nicole van Hetting-Sell als Palliativfachkräfte in der Einrichtung.
„Lasst mich - aber lasst mich nicht allein“, unter diesem Leitwort organisierte das Team „Tage der offenen Tür“. „Alltags“-Experten, die ebenfalls mit Leben und Tod beruflich zu tun haben, kamen zu Wort und zeigten, wie facettenreich die Sterbephase eines Menschen ist. Sie erzählten von Todes-Ängsten und dem Zuspruch, der hilft, diese zu besiegen, von Schmerzen, die durch die Gabe spezieller Medikamente gelindert werden, und vom Abschied nehmen.
An vier Veranstaltungstagen hatten Bewohner, Angehörige, Ehrenamtliche und die breite Öffentlichkeit die Möglichkeit, den Weg des Sterbens und den Tod eines Menschen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und anschließend mit den Pflegekräften, den Referenten und der Heimleitung zu sprechen, ihre Eindrücke zu schildern und Fragen beantwortet zu bekommen. Erfahrungsaustausch und der Abbau von gesellschaftlichen aber auch die Überwindung ganz persönlicher Hemmschwellen standen dabei im Mittelpunkt.
Die Auftaktveranstaltung fand im offiziellen Rahmen statt. Zu den geladenen Gästen zählte Elmar Marx. In seinem Grußwort fasste der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes Hamm das christlich geprägte Leitbild der Institution zusammen. Anette Stork, Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde St. Viktor, erinnerte an die Hoffnung auf das ewige Leben nach dem Tod. Als Schirmherr der Veranstaltungsreihe hielt Lothar Brieskorn, Pfarrer in der katholischen Pfarrgemeinde Peter und Paul, das Impulsreferat zum Thema „Geboren um zu leben - Ethik in der Sterbebegleitung“.
Die Sterbebegleitung dementer Menschen rückte Professor Dr. Erich Grond in seinem Referat am zweiten Tag der Veranstaltungsreihe in den Focus. Grond betonte, dass auch, wenn der Geist verwirrt und Kommunikation nur noch eingeschränkt möglich sei, der Wunsch nach körperlicher Nähe erhalten bleibe. „Stimulieren Sie alle Sinne“ so sein Appell an Angehörige, Sterbebegleiter und Pflegepersonal. Dazu wurden im Foyer verschiedene Aromatherapien und Anwendungen, die im Caritas Altenheim St. Josef angeboten werden, vorgestellt und kleine Essproben aus der hauseigenen Küche gereicht.
„Unser Ziel ist es, all das zu tun, was die Würde eines schwerkranken und sterbenden Bewohners erfordert, was ihm gut tut und ihm den letzten Lebensabschnitt erleichtert“, fassten Karin Tautorus und Bettina Volmerg zusammen. Wichtig sei auch, dass sich die Angehörigen angenommen fühlten und mit ihren Fragen, Sorgen, Ängsten und Wünschen nicht allein gelassen würden. „Eine würdevolle Sterbebegleitung, den Tod zu akzeptieren und die Trauer zu bewältigen stellen besondere Anforderungen an alle Beteiligten“, erklärte Heimleiterin Elisabeth Mischke. Die Erfahrung zeige, dass diese Themen nicht immer im engsten Familienkreis besprochen werden. „Viele Entscheidungen, die die Sterbephase eines Menschen betreffen, fallen in Absprache mit den Angehörigen, behandelnden Ärzten und betreuenden Ehrenamtlichen.“ Im Mittelpunkt stehe dabei der Sterbende. Er bestimme, wie er die ihm noch verbleibenden Stunden seines Lebens verbringen möchte. „Ängste und Unsicherheiten in solchen Situationen resultieren häufig aus Unwissenheit“, so Mischke.
Heimleitung und Pflegeteam haben über Jahre viele Erfahrungen in der Palliativpflege gesammelt. Die eigens gegründete Projektgruppe „Sterbebegleitung“ im Altenheim St. Josef fasste diese in einer Rahmenkonzeption zur Sterbebegleitung und Palliativversorgung zusammen. Es ist auch ein Leitfaden, der deutlich macht, dass in der katholischen Altenhilfeeinrichtung „das unantastbare Recht auf Leben“ und „ein Sterben in Würde“ maßgebend sind. Die aktive Sterbehilfe wird entsprechend abgelehnt.
Auf besondere Weise beschrieb der Pantomime Christoph Gilsbach im Rahmen der Veranstaltungsreihe den Umgang mit Sterben und Tod. Er hatte als „Dr. Spagetti“ mit roter Clown-Nase seinen Auftritt im Altenheim St. Josef. An Beispielen von Nahtoderfahrungen erzählte er vom „Weg ins Licht“, wie beinahe Verstorbene das Erlebte schilderten. Beispiele, die der Angst vor dem Tod die Macht nehmen können. Der Pantomime aus Münster lenkte den Blick aber auch auf einen Tod, der einem zwar den Menschen nimmt, nicht aber die Erinnerung an ihn, lenkte ab vom Traurig sein, vom Trauern müssen, wie es die Gesellschaft verlangt, und rückte dafür die persönliche Beziehung zu dem Verstorbenen in den Mittelpunkt. Eine Beziehung, die über den Tod hinaus, von den Hinterbliebenen ein „ganz normales Weiterleben“ nicht nur erlaubt, sondern sogar fordert.
Für Fritz Kramen waren die Themennachmittage jedenfalls ein Gewinn. Er wohnt seit einigen Jahren im Caritas-Altenheim St. Josef. Gemeinsam mit seiner Tochter besuchte der Senior die Veranstaltungen. Für den Fall seines Todes hat er bereits alles vorbereitet. „Ich habe für mich alles richtig gemacht, aber auch noch so manches Neue erfahren“, sagte der 94-Jährige. Er könne sich vorstellen, im St. Josef, das zu seiner Heimat geworden sei, auch die letzten Stunden seines Lebens zu verbringen.
„Wir haben mit unserem Projekt den Tod ein Stück aus der Tabuzone in der Gesellschaft zurück in unser Leben geholt“, ist sich das Organisationsteam um Karin Tautorus und Bettina Volmerg sicher.
der Angst vor dem Tod die Macht nehmen können. Der Pantomime aus Münster lenkte den Blick aber auch auf einen Tod, der einem zwar den Menschen nimmt, nicht aber die Erinnerung an ihn, lenkte ab vom Traurig sein, vom Trauern müssen, wie es die Gesellschaft verlangt, und rückte dafür die persönliche Beziehung zu dem Verstorbenen in den Mittelpunkt. Eine Beziehung, die über den Tod hinaus, von den Hinterbliebenen ein „ganz normales Weiterleben“ nicht nur erlaubt, sondern sogar fordert.Für Fritz Kramen waren die Themennachmittage jedenfalls ein Gewinn. Er wohnt seit einigen Jahren im Caritas-Altenheim St. Josef. Gemeinsam mit seiner Tochter besuchte der Senior die Veranstaltungen. Für den Fall seines Todes hat er bereits alles vorbereitet. „Ich habe für mich alles richtig gemacht, aber auch noch so manches Neue erfahren“, sagte der 94-Jährige. Er könne sich vorstellen, im St. Josef, das zu seiner Heimat geworden sei, auch die letzten Stunden seines Lebens zu verbringen.„Wir haben mit unserem Projekt den Tod ein Stück aus der Tabuzone in der Gesellschaft zurück in unser Leben geholt“, ist sich das Organisationsteam um Karin Tautorus und Bettina Volmerg sicher.