Wege in die Arbeit gemeinsam erkunden
Projektleiterin Dörthe Dreher Peiß hält dagegen dauerhaftere Anstrengungen für notwendig. Die Jobscouts haben erst einmal zwei Jahre Zeit.
Von Hause aus ist Hoshyar Ali Hussein Geologe. Der junge Iraker hatte auch schon ein Praktikum bei den Bodendenkmalpflegern des Landschaftsverbandes Rheinland gemacht. Aber sein Berufswunsch ist jetzt Krankenpfleger. Wegen all der Erfahrungen, die er auf dem schwierigen Weg nach Deutschland gemacht hat. Eine von vielen überraschenden Wendungen, die Dörte Dreher Peiß im ersten Jahr als Koordinatorin des Projekts „Jobscout“ gemacht hat. Zwei Jahre lang wird sie mit ihren zwei Kolleginnen und einem Kollegen versuchen, für Flüchtlinge am linken Niederrhein des Kreises Wesel Wege in Beschäftigung zu finden. Die Deutsche Fernsehlotterie fördert das Projekt mit 200.000 Euro.
240 Geflüchtete ist die gesetzte Zielmarke, davon zehn Prozent am Ende in einer dauerhaften Arbeitsstelle. Gut 100 standen schon nach dem ersten halben Jahr in der Liste, sagt Dreher-Peiß, Praktika und Ausbildungsstellen sind vermittelt. Auch für Hoshyar Ali Hussein hat sie einen Anknüpfungspunkt gefunden. Im Marien-Hospital in Wesel hat sie mit der Pflegedienstleitung gesprochen. Die Ansage war eindeutig: „Sie müssen die Alltagssprache beherrschen“. Deswegen ist ein Zwischenschritt gefunden worden. Hoshyar Ali Hussein fährt erst einmal im Krankentransportdienst mit. Wovon er „total begeistert“ sei. Von seinen Kollegen gebe es nur gute Rückmeldungen.
Erfolgsgeschichten kann ihre Kollegin Alice Püplichhuisen ebenso beitragen, aber auch die Erkenntnis, dass es nicht immer so einfach ist: „Viele schleppen Traumata mit sich herum.“ Immer wieder müssen die Jobscouts Verständnis dafür wecken, dass Manches Zeit braucht und das Ziel nur in kleinen Schritt erreichbar ist. Auch müsse die richtige Balance gefunden werden zwischen unterstützen und loslassen. „Letztlich wollen wir nur Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, sagt Püplichhuisen.
Die Begleitung beginnt mit einem „Profiling“. Welche Kenntnisse sind vorhanden, wo liegen die Stärken und wo sieht der Flüchtling selbst seine berufliche Zukunft? Auch da gibt es immer wieder Überraschungen. Eine junge Iranerin, die mit ihrem Kind geflüchtet ist, ist für Dörte Dreher-Peiß ein gutes Beispiel. Es stellte sich heraus, dass sie nicht nur Friseuse und Visagistin ist, sondern im Iran ein eigenes Geschäft hatte mit 45 Mitarbeitern. „Die haben durchaus was zu bieten,“ ist die Erkenntnis für sie in vielen Fällen, „aber es ist ein anderer, vielfältiger Erfahrungsschatz“. Duale Ausbildungsgänge sind unbekannt und entsprechend fehlen häufig Zeugnisse und Zertifikate. Deswegen ist für Dreher-Peiß auch klar: „Wir brauchen andere Zugänge“. Stärker gewichtet werden sollte aus ihrer Sicht die „informelle Bildung“, auch wenn die schwerer messbar sei.
Wichtig ist den Caritas-Jobscouts nicht die Quantität an Vermittlungen sondern die Qualität. Nur dann, weiß Alice Püplichhuisen, kann die Beschäftigung dauerhaft werden und können vor allem weitere Arbeitgeber gewonnen werden. Dabei suchen sie durch alle Branchen. Ein Iraker hat eine Ausbildung zum Stukkateur begonnen, ein anderer zum Koch, ein dritter hilft erst einmal in der Küche eines großen Garten- und Landschaftsbauers, um sich ins Team einzufinden und eine Ausbildung anzuschließen.