In meinem Revier das Leben lebenswerter machen
So wie wir wollen: Bürger entscheiden im Sozialraum.Thekla Ehling
Wie geht’s denn bei uns zu? Ist das in Ordnung, fühlen wir uns da noch wohl und zu Hause? Haben wir das Gefühl, es stimmt, oder machen wir die Erfahrung, dass wir nicht dazugehören, nicht erwünscht, nicht ernst genommen sind? Heimat bedeutet, sich heimisch zu fühlen, in der Nähe. Dort, wo Alltagsleben gelingt oder konfliktiv ist, wo man bei Veränderungen mitreden und mitentscheiden kann. Wo die Gesellschaft immer städtischer wird. Ganz nah, in unserem Sozialraum.
Wie der Sozialraum funktionieren kann
Nah heißt: in der Ortschaft oder im Stadtviertel. Nah bei allen Menschen, die dort leben, ob gut oder schlecht, glücklich oder unglücklich. Nah auch bei allen, die lokale Angebote machen und sich genau hier engagieren: die örtlichen Akteure. Das ist bundesweit überall auch die Caritas, vor Ort präsent in rechtlich eigenständigen und im Angebot individuellen Strukturen. Dazu viele andere wie das Diakonische Werk, das Rote Kreuz, gemeinnützige Dienste vielfältiger Art bis hin zu Selbsthilfegruppen oder einzelnen Aktiven. Wenn die alle je nach Bedarf sinnvoll und abgestimmt kooperieren, dann funktioniert der Sozialraum zugunsten aller. Vor allem aber zugunsten derjenigen Menschen, die von sozialer Ungleichheit und Armut betroffen sind. Die Alten und die Kinder, die Hilfebedürftigen und Migranten: Sie sind der Maßstab, ob es vor Ort lebenswert und fair zugeht oder nicht.
Alle kriegen was ab vom Kuchen
Sie werden nicht zwangsbeglückt oder bekommen übergebraten, was gerade im Angebot ist: Sie selbst entscheiden mit, wie Unterstützung und Hilfe auszusehen hat und angemessen ist. Sie werden von ehrenamtlichen und professionellen Helfern nicht betreut, sondern gefördert darin, Eigeninitiative und Selbsthilfe zu entwickeln. Dazu müssen die örtlichen Hilfestrukturen aber erst einmal nachfragen und zuhören, was die Menschen in ihrem Alltag erleben, was sie vermissen und was sie konkret verändern wollen. Es geht um Spielplätze und Barrierefreiheit, um Bildungszugänge und Leben im Alter, um Daseinsvorsorge und Erholungsbedürfnis, um den Konflikt zwischen Kommerz und Gemeinwohl und vieles andere mehr. Der Sozialraum ist wie ein Kuchen, den eine gute Mutter so unter allen verteilt, dass möglichst jede und jeder etwas davon bekommt.
Auch die Kirche ist im Wandel
Unser Viertel, unsere Kirche, unser Engagement: Was hier zu tun ist, erledigen Fachleute. Wir.Thekla Ehling
Nichts bleibt, wie es ist, auch nicht daheim bei uns. Das gilt auch für die katholische Kirche, die in den vergangenen Jahren an Mitgliedern verloren hat. Auch die Strukturen der Kirche wandeln sich. Immer weniger Priester werden geweiht; weshalb die ehemals zahlreichen Gemeinden in viel weniger Seelsorgeeinheiten aufgehen. Wie schafft man es trotzdem, nah bei den Menschen zu sein und mit seinen Angeboten wahrgenommen und gebraucht zu werden? Dafür kooperiert die Kirche nicht nur mit der ebenfalls katholischen Caritas - die ihre Dienste ungeachtet von Religion, Herkunft und Stand anbietet -, sondern auch mit allen anderen Akteuren, die vor Ort soziale Angebote machen. Bundesweit getestet und in ausgewählten Orten erprobt wurde es im Projekt "Kirche findet Stadt", getragen vom Deutschen Caritasverband gemeinsam mit dem Diakonischen Werk.
Willkommen im richtigen Leben!
Sozialraum heißt nicht, dass alles gut ist, im Gegenteil. Viele Quartiere und Ortschaften, vor allem in Ballungsräumen, sind keine heile Welt. Sie stehen unter Druck. Da sind Umweltbelastungen durch Verkehr und Industrie, soziale Verteilungskämpfe und Verdrängung und Ausgrenzung. Die gibt es in jeder Stadt allein schon durch den Mangel an und den Kampf um angemessenem Wohnraum. Hier gerechte und lebenswerte Zustände für alle zu befördern und herzustellen: Dafür soll die Sozialraumorientierung Wege und Werkzeuge bereitstellen helfen. Beispiele dafür finden Sie auf den folgenden Seiten.