Damit Menschen zu Hause sterben können
Der Anruf erreichte Ellen Pleli an einem Freitag um kurz nach 17 Uhr. Am Apparat war ein Arzt, der dringend Unterstützung für einen Patienten benötigte. Der Mann, Mitte 70, litt an Bronchialkrebs. Er hatte starke Schmerzen und Atemnot, lehnte es aber ab, ins Krankenhaus zu gehen. "Innerhalb weniger Stunden haben wir die Pflege aufgenommen und ein Pflegebett und ein Sauerstoffgerät organisiert", berichtet die Pflegedienstleiterin des Caritasverbandes.
Zwei- bis dreimal täglich fuhr eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter des ambulanten Palliativ-Pflegedienstes zu dem Patienten nach Hause und versorgte ihn. "Durch eine entsprechende Medikation konnten wir für ihn eine weitgehende Schmerzfreiheit erreichen und seine Luftnot mildern", sagt Ellen Pleli. So habe der todkranke Mann in seinen letzten Tagen eine viel bessere Lebensqualität gehabt. Knapp drei Wochen versorgten ihn die Mitarbeiter des Caritasverbandes, bevor er starb.
"Es geht nicht darum, dem Patienten mehr verbleibende Tage zu schenken, sondern die verbleibenden Tage so angenehm und erträglich wie möglich zu gestalten", sagt Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa zur Arbeit des ambulanten Palliativ-Pflegedienstes. Gerade am Anfang und am Ende des Lebens benötigten Menschen in besonderem Maße Unterstützung. In der Palliativpflege gehe es um Geborgenheit, Wärme und Behutsamkeit. "Wir möchten sterbenskranken Menschen ermöglichen, in der Nähe ihrer Angehörigen zu bleiben und dort zu sterben, wo sie leben: zu Hause", erklärt Polixa.
Täglich versorgen die neun Mitarbeiter des ambulanten Palliativ-Pflegedienstes durchschnittlich 20 Patienten. Fast 850 sind es bisher seit der Gründung des Dienstes vor zehn Jahren gewesen, wie Manuela Jansen, Leiterin des Bereichs Alter und Pflege beim Caritasverband, berichtet. Die bisher jüngste Patientin war Anfang 20 und litt an einem Hirntumor, der älteste Patient war 97 Jahre alt. Im Durchschnitt beträgt die Verweildauer eines Patienten im ambulanten Palliativ-Pflegedienst neun Tage. Alle hier beschäftigten Pflege-Fachkräfte haben eine Zusatzausbildung in palliativer Pflege abgeschlossen. Der ambulante Palliativ-Pflegedienst arbeitet eng mit Ärzten, Krankenhäusern, Apotheken, Sanitätshäusern, Seelsorgern und weiteren Mitgliedern im Palliativnetz Mönchengladbach zusammen, erläutert Georg Bronheim, Leiter des Caritas-Pflegedienstes Mönchengladbach / Korschenbroich.
Zusätzlich stehen ehrenamtliche Hospizbegleiter den Patienten und ihren Angehörigen bei, falls dies gewünscht wird. Sie hören zu, spenden Trost, unternehmen auch einmal einen Spaziergang mit dem Patienten, sind einfach da - auch für die Angehörigen. Insgesamt engagieren sich mehr als 40 Frauen und Männer beim Caritasverband für diese Aufgabe. Jede und jeder von ihnen hat sich mit einer mehrmonatigen Qualifizierung auf diese Aufgabe vorbereitet.
Corinna Quindel-Knorr hat die Arbeit des Palliativ-Pflegedienstes kennen gelernt, als ihr Schwiegervater im Sterben lag. Der 74-Jährige hatte Krebs und nicht mehr viel Zeit. Die Mönchengladbacherin und ihr Mann holten ihn zu sich nach Hause, "Von Anfang an wurden wir von den Fachkräften des Caritasverbandes unterstützt. Das bedeutete für uns eine große Sicherheit, weil sie im Notfall Tag und Nacht da waren", sagt die 50-Jährige. Sie begleitete ihren Schwiegervater auf seinem Weg, der geprägt war von Atemnot, Bluttransfusionen und Notarzt-Einsätzen. Aber der sterbenskranke Mann konnte bis zu seinem Tod fünfeinhalb Wochen später bei seinem Sohn und seiner Schwiegertochter bleiben. "Ohne den ambulanten Palliativ-Pflegedienst hätten wir das nicht geschafft", sagt Corinna Quindel-Knorr.