Zentrum des Daseins gesegnet
"Die St. Florian-Stiftung als freigemeinnützige Stiftung bürgerlichen und kirchlichen Rechts ist nunmehr seit 140 Jahren in unserer Region für Benachteiligte und Hilfesuchende aktiv. Auf Grundlage christlicher Liebestätigkeit unterhält sie verschiedenste Einrichtungen mit vielfältigen Angeboten für Menschen mit und ohne Behinderungen", so ist es in der Einladung zum 140. Jubiläum zu lesen, das als Stiftungsfest am 29. September in Neuzelle gefeiert wurde.
Der Tag begann mit der Festmesse in der Stiftskirche "Beata Maria Virgo" mit Bischof Wolfgang Ipolt, darin mit einer Dialogpredigt zum Fest der drei Erzengel. Der Gottesdienst wurde von einem Chor und einer Musikgruppe begleitet, die Markus Jonkisch dirigierte. Der Geschäftsführer der Stiftung spielte außerdem auf der Geige und stand am Mikrofon und erläuterte, wie es weitergeht an diesem Festtag. Nach Schlusslied und Auszug konnte jeder einen Luftballon erhalten. Ein bunter Festumzug führte zur St. Florian-Stiftung, vom Stiftsplatz, am Teich vorbei, auf den Berg. Dort weihte Bischof Ipolt zunächst den Neubau der Wohnstätte St. Hedwig und danach den neuen Schulanbau mit der Kapelle ein.
Ein individuelles und selbstbestimmtes Leben ermöglichen
"1954 nahm der Verwaltungsrat der St. Florian-Stiftung die Planungen für ein Internat für Caritasvorschülerinnen (Aspirantur) auf. Etwa 20 Mädchen sollten sich auf kirchliche Frauenberufe vorbereiten", berichtet Markus Jonkisch, bevor er Bischof Ipolt um den Segen für den Neubau des Hedwigshauses bittet. "Die stabile Wohnbaracke, das Hedwigshaus, wurde 1956 eingeweiht. Über die vielen Jahre hinweg wurde dieses Haus für regelmäßige Freizeiten wie zum Beispiel für 8. Klassen, Familien und Mütter sowie für Behinderte genutzt. Die letzten Jahre bis jetzt leben in der Wohnstätte Menschen mit geistigen Einschränkungen." Da die Wohnstätte inzwischen nicht mehr den gewünschten Standards entspricht, hat der Vorstand die Neuerrichtung der Wohnstätte beschlossen. In dieser Wohnstätte werden acht Frauen beziehungsweise Männer mit geistigen Einschränkungen ein neues Zuhause finden. "Die veränderten Wohnbedingungen schaffen bessere Möglichkeiten, ein individuelles und selbstständiges beziehungsweise selbstbestimmtes Leben unserer Bewohnerinnen und Bewohner zu fördern und zu ermöglichen", führt Markus Jonkisch weiter aus. Er freut sich und bringt seinen Dank zum Ausdruck, dass "dieses Wohnprojekt auch Aktion Mensch überzeugt hat und es fördert".
Heute ist ein Tag für die Kinder unserer Schule
Weiter ging der Umzug zum Schulgebäude, um den Schulanbau einzuweihen. "Mit dem Schulanbau wurde der nötige Raum geschaffen, dass sich die Lernbedingungen im Fachunterricht verbessern", so Markus Jonkisch. Im Schulanbau findet man nun Schulwerkstatt, Musikraum, Hort und die Kapelle, die mit dem sukzessiven Aufbau der Grundschule im Hauptgebäude aufgegeben werden musste und vorübergehend in das Verwaltungsgebäude verlegt wurde. "Auch bei der Umsetzung des Bauvorhabens ‚Anbau an das Schulgebäude‘ wurden wir durch Aktion Mensch und durch das Bonifatiuswerk finanziell gefördert. Zusätzlich sind auch gesammelte Spenden für diesen Schulanbau mit eingeflossen."
"Heute ist ein Tag für die Kinder unserer Schule. Für sie sind diese Räume da. Dass sie nun mehr Platz haben, kommt ihnen als erstes zugute", sagt die Schulleiterin Dörte Fiedler und fügt an: "Eine Kapelle oder ein Raum der Stille ist für eine Schule sehr wertvoll. Wir können hier natürlich nicht mit allen 108 Schülern Gottesdienste feiern. Für einzelne Klassen ist es jedoch sehr schön, diese Kapelle an dieser Stelle zu haben. Aufgrund unseres Profils sind wir immer auch mit Fragen konfrontiert wie Leben und Tod. Es ist gut, wenn man aus den Klassenräumen rausgehen und hier in diesen Raum eintreten kann, der zum Nachdenken und zur Stille einlädt. Pater Philemon Dollinger, einer der vier Mönche, die unlängst Bürger von Neuzelle wurden, ist die vierte Woche als Lehrer in dieser Schule tätig. Er sagt: "Die Kapelle ist, wie es der Bischof gesagt hat, ein Ort, in dem Mitarbeiter, Schüler, einfach alle, die Zuflucht und Geborgenheit beim Herrn suchen, sie hier empfangen können. Sie ist das Zentrum der Stiftung, weil wir glauben, dass der Auferstandene das Zentrum unseres Daseins bildet. Insofern ist es schön, dass es räumlich und architektonisch hier so Ausdruck gefunden hat."
Wir haben allen Grund zu feiern
Nach einer längeren Mittagspause, bei Essen aus der Gulaschkanone, Begegnungen und Gesprächen, begrüßte bei der anschließenden Feierstunde Bernhard Mones, Stiftungsvorsitzender der St. Florian-Stiftung und Diözesancaritasdirektor, die "liebe Festgemeinde". Er erinnert daran, dass "wir zwar das 140. Jubiläum feiern, dass aber der Gründer der Stiftung, Pfarrer Florian Birnbach, schon davor seine erste Einrichtung hier gegründet hat. Dies ist 175 Jahre her. Insofern haben wir heute ein Doppeljubiläum. Wir haben allen Grund zu feiern". Neben einem Grußwort des Bundestagsabgeordneten Martin Patzelt (CDU) überbrachten Bürgermeister Dietmar Baesler und Christina Riese, "sie ist meine rechte Hand" Dankesworte und Blumen. "Bildung ist eine der wichtigsten Aufgaben, die wir haben. Wir sind dankbar, dass hier im Ort dieses Vorhaben umgesetzt und der Komplex erweitert wurde. Das ist einfach eine tolle Sache", sagt er.
Nach den Grußworten und einem Programm der Kinder gab es Kaffee, Kuchen und verschiedene Angebote auf dem Stiftsgelände. Hüpfburg, Bastelstraße, Schminken und Kutschfahrten fanden besonders bei den Kindern großen Anklang. Mit einem Konzert der Band Patchwork endete dieses Fest nach sieben Feierstunden.
Quelle: "Tag des Herrn" - Kath. Wochenzeitung