Projekt bringt Schüler und Senioren zusammen
Es ist Donnerstagnachmittag, Begegnungszeit zwischen Schülern und Bewohnern. Heute treffen die Jungen und die Alten zusammen, um gemeinsam Waffeln zu essen, beieinander zu sitzen und Lieder zu singen. Für die beteiligten Schüler ist das Teil ihres Schulprogramms, für die Senioren bedeutet es Abwechslung und Spaß, für die Pädagogen stellt es einen Bestandteil der so genannten Freizeiterziehung dar.
"Die Freizeiterziehung gehört mit zum Konzept der Schule, die als Gesamtschule ganztätige Betreuung anbietet", erläutert Schwester Helga Raband (55), eine der Initiatorinnen des generationenübergreifenden Projektes an der Ursulinenschule. Seit schon rund zwanzig Jahren existiert diese Form der Begegnungen und hat sich längst bewährt. Auf dem Stundenplan des Freizeitunterrichts in der siebten Klasse stehen Aktivitäten, die sonst im Lehrplan der Schule keinen Platz haben, zum Beispiel Schach oder Bridge spielen, Einradfahren, Bowling, gesunde Nahrung, sogar sinnvoll streiten lernen und eben auch "Kontakt zu alten Menschen". Gelernt werden sollen dabei soziale Kompetenzen, Einblicke in das Leben von Älteren, Teilhabe und die Erkenntnis, dass man als junger Mensch von dem Wissen und den Erfahrungen der Älteren profitieren kann. Im halbjährigen Turnus besuchen die Schüler ein Mal pro Woche die Senioren. Jeweils drei Schüler sind für zwei Senioren zuständig. Für den Transport zum Altenhilfezentrum und die erforderlichen Materialien sorgt die Institution. Für die Senioren bedeuten die Besuche, es kommt "Leben in die Bude", so Erika Kroll (71) stellvertretend für viele. "Es ist unterhaltsam, wir gehen spazieren und machen Spiele". Und verschmitzt fügt die Seniorin hinzu: ".... ich suche ja immer jemanden zum Skat spielen!". Eva Budji (79) bringt es auf den Punkt: "Es ist schön, wenn die Kinder kommen."
Es ist schön alte Menschen fröhlich zu machen
Dieses grundsätzlich Positive an der Begegnung ist für alle Beteiligten spürbar: Linda Meckbach (12) sieht die alte Dame, um die sie sich bei den Zusammentreffen kümmert, als "wirkliche Freundin" an. Sie freut sich, wenn sie die Seniorin besuchen kann. Ihre gleichaltrige Freundin Laura Ludwig, die ebenfalls an dem Projekt teilnimmt, ist von den alten Menschen regelrecht begeistert: "Es ist so schön, zu sehen, wie wir die alten Menschen fröhlich machen! Umgekehrt ist es auch oft richtig lustig für uns. Manche alten Menschen haben unglaublich viel Humor - das ist manchmal sogar witziger als mit Gleichaltrigen."
Zamira Schieweg (13) findet: "Es ist interessant mit alten Leuten umzugehen. Die sind so lieb und gut zu uns und haben einen festen Willen, etwas mit uns zu machen." Den Vorzug des Besonderen schätzen beide Seiten gleichermaßen. So stellt Janik Racke (13) für die "Schülerfraktion" fest: "Prima ist es, so eine Unterbrechung des Schulalltags zu haben... Man lernt alte Menschen kennen und man lernt mit ihnen umzugehen. Man ist in Gemeinschaft mit den Mitschülern und auch in Gemeinschaft mit den älteren Menschen." Nach kurzem Nachdenken ergänzt er: "Man sieht dann die Welt ein bisschen anders..."
Manchmal ist das Projekt sogar auch Initialzündung für eine spätere Berufsentscheidung: Schwester Helga erzählt von einem ehemaligen Teilnehmer, der nun nach Schulabgang eine Ausbildung zum Altenpfleger aufgenommen hat.