Integration unterstützen
Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) ist ein vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördertes Programm. Durch die Arbeit der Beratungsstellen soll die Integration der neu nach Deutschland kommenden Menschen und Familien unterstützt werden.
Migration und Integration können in zunehmendem Maße nicht mehr national, sondern müssen auch im europäischen Kontext gesehen werden. Bürger der Europäischen Union (EU) und ihre Familienangehörigen genießen mittlerweile volle Freizügigkeit innerhalb der EU und sind mit Blick auf soziale Rechte, Arbeitnehmer- und Marktrechte Einheimischen weitgehend gleichgestellt.
Im Bistum Görlitz wird durch die Caritas an folgenden Standorten diese Beratung durchgeführt: Eisenhüttenstadt, Finsterwalde und Görlitz.
Heute berichten wir in einem Interview mit Alexander Enz über die Migrationsberatung (MBE) innerhalb der Caritas-Beratungsstelle in der Stadt Görlitz.
Herr Enz, Sie haben vor fünf Jahren die Migrationsberatung der Caritas in der Stadt Görlitz aufgebaut. Neben Ihrer Arbeit als Rechtsanwalt sind Sie nur mit einem kleinen Stundenanteil von circa 16 Stunden wöchentlich in der Migrationsberatung der Caritas tätig. Im IV. Quartal 2010 haben Sie allein 105 Personen beraten.
Mit welchen Fragen kommen die Menschen zu Ihnen?
Es geht ums Aufenthaltsrecht, die Krankenkassen, Anerkennung von Schulabschlüssen und Arbeitssuche, Sozialleistungen und vieles mehr. Manchmal brauchen die Menschen auch einen Tipp zum Umgang mit den Deutschen.
Welche Hilfe können Sie anbieten?
Rechtliche Fragestellungen liegen mir naturgemäß eher. Ich bringe die Anfragen der Leute auf den Punkt und in die korrekte Form. Jede Woche helfe ich beim Ausfüllen von Formularen. Was die Beantwortung von "Lebensfragen" angeht, habe ich in den letzten Jahren Weiterbildungen absolviert. Viel Unterstützung erfahre ich dabei von den Kolleginnen und Kollegen in den anderen Diensten der Caritasberatungsstelle.
Sie selbst sprechen polnisch und englisch. Welche Bedeutung hat die Sprache für Ihre Beratungstätigkeit?
Für die Leute bedeutet es Sicherheit, notfalls auch auf die Muttersprache ausweichen zu können. Wo es geht, sprechen wir natürlich deutsch und meine Besucher sind meist stolz, ihre Lernfortschritte unter Beweis stellen zu können.
Die politische Debatte über die Integration von Migranten in Deutschland wird in diesen Tagen an vielen Orten geführt.
Was sollte aus Ihrer Sicht verbessert werden? Oder was fehlt?
Durch die Sprachkurse hat sich in den letzten fünf Jahren vieles zum Guten entwickelt. Wir dürfen aber, wenn wir über die Einwanderung von "Fachkräften" sprechen, nicht vergessen, dass jede Fachkraft krank werden kann, arbeitslos, erwerbsunfähig oder schwanger. Dann brauchen Einwanderer Solidarität, wie die Einheimischen auch. Wir können diese Solidarität nicht von der "Nützlichkeit" der Zuwanderer abhängig machen.
Die Stadt Görlitz ist eine Brückenstadt zwischen Polen und Deutschland.
Welchen Beitrag leistet die Migrationsarbeit für das Zusammenleben der Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Görlitz?
Natürlich sind wir Anlaufpunkt für viele Fragen, die über die Grenze hinweg gestellt werden. Kindergeld, Steuerpflicht, Wohnrecht sind nur einige Stichworte. Unser Büro ist auch ein Ort, an dem Informationen aus beiden Teilen der Stadt sich kreuzen - deutsch-polnische Treffen, Arbeitsangebote, der beste Änderungsschneider und so weiter.
Das Zusammenleben der Menschen vollzieht sich im täglichen Leben, so leisten wir einen Beitrag für eine gute Nachbarschaft.
Vielen Dank für das Gespräch!