Perspektive für junge demenzerkrankte Menschen
Die Caritas Sozialstation Neumarkt wird einen Offenen Treff für junge an Demenz erkrankte Menschen und deren Angehörige ins Leben rufen. So etwas gibt es bis jetzt nur in Ballungsräumen und Großstädten, wir wollen es aufs Land bringen. Ab Ende dieses Jahres sollen Räumlichkeiten in einem neuen Haus in der Friedenstraße 23 als ambulante niedrigschwellige Begegnungsstätte für Patientinnen, Patienten und Angehörige dienen.
Was ist der Grund? In der Tagespflege werden hauptsächlich ältere Menschen betreut. In den letzten Jahren fiel dem Pflegepersonal auf, dass sich die Anzahl von jungen an Demenz erkrankten Menschen - 65 Jahre und jünger - häufte und die bestehenden Beschäftigungsangebote nicht für sie geeignet waren. Gisela Stagat, Initiatorin des Angebots, erstellte ein Konzept, damit diese neue "Anlaufstelle" mit einem geschützten Rahmen ein Raum zum Erfahrungsaustausch und für gemeinsame Aktivitäten wird.
Ein Tabuthema
Leider wird dieses Thema oft als "Tabu" angesehen, denn die Leute haben häufig Hemmungen preiszugeben, dass der junge Mensch an Demenz erkrankt ist. Die Sozialstation will dieser Isolierung entgegenwirken. Statistischen Angaben zufolge ist etwa jeder Tausendste von dieser frühen heimtückischen Demenzkrankheit betroffen. Bei einem Landkreis mit 130.000 Einwohnern wie Neumarkt sind das rechnerisch also 130 Menschen.
Die Gerontopsychiatrische Fachkraft Gisela Stagat erstellte das Konzept für das Angebot. Mit dem neuen Angebot sollen junge Menschen angesprochen werden, die zu einem frühen Zeitpunkt von ersten demenziellen Symptomen betroffen sind. Die Krankheit hat zur Folge, dass Betroffene weder vorausschauend planen noch sich zeitlich orientieren oder ein Treffen strukturieren können. In den Bereichen, in denen sie überfordert sind, brauchen sie Unterstützung, in anderen aber nicht. Viele Fähigkeiten sind noch gut ausgeprägt. Junge Demenzerkrankte wollen daher nicht beschäftigt werden, sondern nach ihren Interessen entsprechend Sinnvolles tun.
Die Gerontopsychiatrische Fachkraft Gisela Stagat erstellte das Konzept für das Angebot. Unser offener Treff "In Kontakt bleiben" soll für bis zu zehn Betroffene und deren Angehörige da sein. Er verbindet Strukturen von Begegnungsstätten, Aktiv- und Betreuungsgruppen sowie Selbsthilfeangeboten. Unser Einzugsgebiet umfasst den gesamten Landkreis sowie Teile des Landkreises Nürnberger Land.
Professionelle Hilfe
Der Offene Treff wird von einer gerontopsychiatrischen oder sozialpädagogischen Fachkraft organisiert, koordiniert und begleitet. Sie führt auch die Vorgespräche mit den Erkrankten und deren Angehörigen. Betroffene oder Interessierte können sich vertraulich an uns wenden. Nähere Informationen über die Sozialstation mit Kontaktdaten unter www.caritas-sozialstation-neumarkt.de.
Foto: Caritas-Sozialstation Neumarkt
Der Autor ist Geschäftsführer der Caritas-Sozialstation Neumarkt