Foodtruck rollt für Bedürftige
"Suppenküchen der Kirchengemeinden und andere soziale Anlaufstellen, die für sehr viele von Armut betroffene und obdachlose Menschen ein Lebensmittelpunkt sind, mussten von einem Tag auf den anderen schließen", erzählt Michael Haas-Busch aus dem Fachbereich "Caritas im Pastoralen Raum". "Zwar wurden vielerorts aus dem Fenster heraus Lunchpakete mit belegten Brötchen verteilt, aber wir haben schnell gemerkt, dass es 'auf der Straße', also dort wo sich Obdachlose, Wohnungslose und Bedürftige aufhalten, vor allem an einem warmen Essen fehlt." Haas-Busch hat zusammen mit anderen Caritas-Kolleg*innen vor diesem Hintergrund ein neues Hilfsprojekt auf die Beine gestellt: Unter dem Namen "Caritas-Foodtruck on Tour" rollt seit Anfang Juli ein türkisgrüner, umgebauter Bus durch die Straßen Berlins und verteilt bis zu 150 frisch gekochte Mahlzeiten an alle, die sonst keine Möglichkeit haben, ein warmes Essen zu bekommen. Der hippe Foodtruck ist normalerweise ein Hingucker auf Großveranstaltungen und Festivals. Er gehört den Geschäftsführern des Streetfood- und Cateringunternehmens "Mama and Sons" aus Kreuzberg. Als der Lockdown kam, standen André Johst und Janis Gensch, wie so viele andere auch, vor einem Scherbenhaufen. "Wir wissen immer noch nicht genau, wie wir dieses Jahr überstehen sollen. Aber wir dachten uns, bevor wir alle herumsitzen und nichts zu tun haben, suchen wir uns einen sozialen Zweck, dem wir uns widmen können", so Johst. Der Foodtruck fährt an fast jedem Tag unter der Woche Orte an, die in der Szene bekannt sind, etwa die Bahnhofsmission am Ostbahnhof. Auch im Hof der Kreuzberger Kirchengemeinde Marien Liebfrauen bilden sich jeden Montag lange Schlangen am Bus, denn hier hat unter normalen Umständen eine Suppenküche für Bedürftige geöffnet. Das neue Angebot wird gut angenommen: "Schon wenn wir auf den Hof fahren, fragen die ersten, was es heute zu essen gibt", erzählt André Johst. "Wir kochen ausgewogen, mit Proteinen, Kohlehydraten und Vitaminen, weil wir davon ausgehen, dass es für unsere Gäste die einzige warme Mahlzeit am Tag ist. Wenn es Brot zum Essen dazu gibt, stecken viele es ein - für später."
Michael Haas-Busch ist dankbar für den Einsatz der Foodtruck-Inhaber, ohne ihr Engagement wäre das Projekt, das kirchliche Orte zu neuen Anlaufstellen belebt hat, nicht möglich gewesen. Finanziert werden können lediglich die Köche und Lebensmittel - trotz einer Förderung durch Aktion Mensch. "Wir erfahren auch große Unterstützung durch Ehrenamtliche, die am Bus stehen, die Gäste in Empfang nehmen und ein Auge auf die Abstands- und Hygieneregeln haben. Aber wir sind auch auf Spenden angewiesen, damit wir das Projekt über den Herbst hinaus stemmen und möglichst viele Bedürftige auch im Winter satt bekommen können."
An einem ungewöhnlichen Ort war der Foodtruck deshalb am 8. Oktober zu sehen: Erzbischof Heiner Koch hatte ihn eingeladen, an einem Tag auf dem Hausvogteiplatz - direkt vor seinem Büro - Station zu machen. Doch in diesem Fall wurden nicht Bedürftige verköstigt, sondern mit Schupfnudeln und Rahmwirsing Spenden zur Sicherung des Projektes eingesammelt. So konnten mit Unterstützung der gesamten Nachbarschaft gut 2000 Euro zur Finanzierung über den Oktober hinaus eingesammelt werden, wobei allein Erzbischof Koch 1000 Euro beisteuerte. Auch der Berliner Sänger Frank Zander war begeistert von dem Projekt und hat für sein Essen 20.000 Euro gespendet. Darüber hinaus möchte er nun zusammen mit "Mama and Sons" und der Caritas seine Weihnachtsfeier für Bedürftige planen, denn dieses Jahr wird es nicht möglich sein, rund 3.000 Gäste ins Estrel Hotel zum traditionellen Gänseessen einzuladen. Doch der Entertainer hat schon einen Plan B. "Weihnachten ist nicht gestrichen. Ich finde, der Foodtruck ist eine tolle Sache. Wir sind an der frischen Luft, müssen nicht belüften, das geht von alleine", sagte er im ZDF-Magazin "Leute heute". Wie genau die Weihnachtsfeier aussehen wird? Man darf gespannt sein.