Vom Schuhdesign zum Rettungswagen
Antonio Peláez Saiz fährt nicht nur zuverlässig und sicher Patienten im Rettungswagen durch Paderborn, sondern hat auch ein Händchen für Frauenschuhe. Zwei Dinge, die sich ausschließen? "Auf gar keinen Fall", sagt der 43jährige gebürtige Spanier. "Im Gegenteil: Meine Aufgaben bei den Maltesern ergänzen sich perfekt mit dem Entwerfen meiner Schuhkollektionen."
Dabei sah der Start ins Berufsleben für Antonio so ganz anders aus. Schon während der Schule half er im elterlichen Restaurant. In einem Industriegebiet in einem Vorort von Barcelona betreibt die Familie eine Gaststätte. Viele Arbeiter und Angestellte aus der Umgebung essen dort mittags traditionelle Gerichte. Antonio half selbstverständlich im "El Anfora" mit. Nach der Schulausbildung blieb er rund 20 Jahre im Familienbetrieb.
Doch er fing an, sich an den Wochenenden und in seiner Freizeit weiterzubilden. Dabei entdeckte er sein Faible für das Schuhdesign. Tatsächlich fand er eine kleine Manufaktur, die seine Ideen umsetzte, und gründete das Schuhlable "Cleekiss.com". Neben seiner Arbeit im Restaurant und dem Entwerfen von Schuhen betreibt er seinen Onlineshop und ist europaweit auf Messen, Märkten und Ausstellungen unterwegs. Eine Messe in Paris bleibt in besonderer Erinnerung: Hier traf er seine zukünftige Frau. Eine Musiklehrerin aus Paderborn mit deutsch-russischen Wurzeln.
Der Liebe wegen zog Antonio 2016 nach Deutschland und widmete sich nun ausschließlich seiner Patchwork-Familie in Sennelager und dem Schuhdesign. Er ging motiviert zur Sprachschule - musste aber feststellen, dass man viel verlernt, wenn man nicht regelmäßig Deutsch spricht. Da stieß Antonio auf den Ü27-Bundesfreiwilligendienst der Malteser. Als über 27-Jähriger hat man die Möglichkeit, den Freiwilligendienst in Teilzeit auszuüben. Das ist wichtig für ihn, da er weiterhin seine Marke "Cleekiss.com" voranbringen möchte. "Für mich ist das die perfekte Kombination. Dazu lerne ich im Gespräch mit den Kollegen und den Fahrgästen immer besser Deutsch", sagt Antonio. Zusammen mit anderen Freiwilligen nimmt er an Seminaren teil, er erhält ein monatliches Taschengeld und alle Sozialversicherungsleistungen. Ü27-Freiwillige wie Antonio nutzen den Dienst auch, um zum Beispiel Erfahrungen in einem neuen Berufsfeld zu erlangen oder eigene Kenntnisse weiterzugeben.
Bei den Fahrgästen des Rettungswagens kommt Schuhdesigner Antonio jedenfalls gut an. Sie schätzen die routinierte und verantwortungsvolle Fahrweise des 43-Jährigen.