Den Erfolg nicht kaputtmachen
Kaum eine andere Klimaschutzmaßnahme hat so viel positive Resonanz erfahren wie das Deutschlandticket und besonders dessen Vorläufer, das Neun-Euro-Ticket: Das Deutschlandticket wird monatlich 11,2 Millionen Mal verkauft. Seit das Ticket eingeführt wurde, steigen die Fahrgastzahlen im ÖPNV wieder.1 Gut ein Fünftel der Nutzenden wohnt im ländlichen Raum2, dies entspricht im Groben ihrem Bevölkerungsanteil.3 Knapp zwei Drittel der Nutzenden sind jünger als 44 Jahre, wohingegen ein Drittel der Nichtnutzenden älter als 65 Jahre ist.4 Die Verkehrszahlen im motorisierten Individualverkehr sind seit der Einführung leicht gesunken5, obwohl die Pkw-Zulassungszahlen steigen.
Doch statt diese Erfolgsgeschichte verlässlich fortzuschreiben, das Ticket für Einkommensärmere, Ältere und Familien günstiger zu gestalten und den ÖPNV mit einem Ausbauprogramm als Rückgrat der Mobilitätswende zu etablieren, wird trotz der mit drei Milliarden Euro überschaubaren Kosten seit Einführung über dessen Finanzierung zwischen Bund und Ländern gestritten. Immer wieder werden Preiserhöhungen angedroht oder gar die Fortführung infrage gestellt. Seit einigen Tagen ist klar: Ab dem ersten Januar 2025 soll das Ticket neun Euro teurer werden.
Wie verzerrt diese Preispolitik ist, zeigt sich im Vergleich zur Dienstwagenbesteuerung. Die Steuerbegünstigung kostet den Staat fast doppelt so viel und kommt nur wenigen, gut verdienenden Menschen zugute. Diese Subvention soll ausgebaut werden, indem künftig auch für große E-Autos bis zu einem Kaufpreis von 95.000 Euro ein ermäßigter Steuersatz von 0,25 Prozent des Bruttolistenpreises gelten soll.
Statt weiterhin schwere und ressourcenintensive Pkw zu fördern, sollte eine klimasoziale Mobilitätswende andere Akzente setzen: Verlässlichkeit in der Transformation, Fokus auf Emissions- und Ressourcenminderung und Teilhabe aller an einer klimaschonenden und gesundheitsfördernden Mobilität – mit einem starken und günstigen Deutschlandticket.
1. https://tinyurl.com/nc18-d-ticket-verkauf
2. Verband Deutscher Verkehrsunternehmen: Deutschland-Ticket: Bilanz 2023, Mai 2024; s. auch: www.vdv.de/deutschlandticket.aspx
3. https://tinyurl.com/nc18-urbanisierung
4. Fraunhofer-Allianz Verkehr: Deutschlandticket: Treiber der Mobilitätswende? April 2024, S. 22. Verfügbar unter: https://tinyurl.com/nc18-d-ticket-nutzende