Annehmen oder ablehnen?
Sie standen in Bomberjacken vor der Bahnhofsmission und wollten Lebensmittel an Bedürftige spenden. Das Personal gab geistesgegenwärtig der bekannten rechtsextremen Truppe den Laufpass und erntete dafür einen Shitstorm in den sozialen Medien. Spende sei doch Spende, hieß es dort. Oder müsse man eine bestimmte Gesinnung vorweisen, um hilfsbedürftigen Menschen etwas Gutes tun zu dürfen? Soweit die sachlichen Argumente, denn die Mehrzahl der Kommentare war unappetitlich und ging weit unter die Gürtellinie. Ein Einzelfall? Keineswegs. Wie also damit umgehen, wenn einschlägige Gruppen und Kreise oder gar Parteien wohltätig handeln wollen?
Kein Zweifel. Die Caritas mit ihren vielen Diensten und Einrichtungen ist landauf, landab für großherzige Spenden nicht nur dankbar, sondern in vielen Bereichen auf diese sogar dringend angewiesen. Das Märchen von der einhundertprozentigen Refinanzierung durch öffentliche Gelder ist eben nur ein Märchen. Zum Glück kommen die meisten kleinen und großen Spenden unbedenklich daher. Weil es ihnen wirklich um Hilfe geht, bleiben viele Wohltäter(innen) gerne im Hintergrund. "Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut", empfiehlt Jesus im Evangelium (Mt 6,3). Doch je mehr Öffentlichkeit gewünscht oder zu erwarten ist, desto größer die Sensibilität, ob eine Spende zur Caritas passt, schließlich wirbt eine Gabe nicht nur für das soziale Engagement des Empfängers, sondern ebenso für den Geber. Gelder aus Rüstungsunternehmen, aus der Tabak- oder Spirituosenindustrie, um nur einige zu nennen, passen nicht zur Caritas und werden abgelehnt. Und wenn sich nun neuerdings Gruppierungen, die rassistisch, antidemokratisch und oft genug auch kirchenfeindlich auftreten, mit Spenden hervortun wollen, liegt der Verdacht schon nahe, dass es gar nicht um die Hilfsbedürftigen am Rande der Gesellschaft geht, sondern darum, sich selbst ins rechte Licht rücken zu wollen. Und für derartige Ambitionen müssen sich weder die Caritas noch die von ihr begleiteten Menschen hergeben. Es gibt keine Pflicht, jede Spende ­anzunehmen.
Spenden, um sich selbst ins rechte Licht zu rücken
Am Ende zeigte der lancierte Shitstorm in den ­sozialen Medien sehr deutlich, wes Geistes Kinder bei der Bahnhofsmission angeklopft hatten. Die Ablehnung der Spende war goldrichtig.