Nachhaltigkeit: Für die Umsetzung fehlen oft Personal und Geld
Auch wenn die steigenden Anforderungen bezüglich Nachhaltigkeit weitgehend bekannt sind: Vielen sozialen Organisationen mangelt es an Personal, Eigenmitteln und Werkzeugen für die Umsetzung. Dies ist die zentrale Erkenntnis im zweiten Band der BFS-Fachserie zur Nachhaltigkeit in der Sozialwirtschaft. Er basiert auf den Ergebnissen einer Umfrage unter rund 470 Vertreter:innen sozialer Organisationen in unterschiedlichen Hilfefeldern. Die Erhebung wurde von der BFS Service GmbH im Auftrag der Bank für Sozialwirtschaft Ende 2022 zusammen mit den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege, dem Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB) und der Universität zu Köln durchgeführt.
Rund 60 Prozent der Befragten gibt an, dass die Anforderungen an die Nachhaltigkeit auf der Leitungsebene überwiegend oder vollumfänglich bekannt sind. Jedoch werden selbst dort, wo sie vollumfänglich bekannt sind, häufig noch keine Nachhaltigkeitsdaten gezielt erfasst und ausgewertet. Ebenso nutzen dort nur 50 Prozent der Befragten Standardinstrumente wie zum Beispiel Energieausweise für Gebäude. Auch erstellt nur ein kleiner Anteil der Befragten (je nach Bereich sechs bis 15 Prozent) einen Nachhaltigkeitsbericht. Vor dem Hintergrund steigender Anforderungen an die Berichterstattung zur Nachhaltigkeit ab 2024 (vgl. neue caritas Hefte 5/2023, S. 20 ff., und 10/2023, S. 22 ff.) besteht in diesem Zusammenhang großes Potenzial zur Optimierung: durch die Professionalisierung des Datenmanagements und das Implementieren geeigneter IT-Tools.
Es braucht öffentliche Mittel
Ein Großteil der Befragten ist sich der zahlreichen Vorteile einer nachhaltigen Unternehmensausrichtung bewusst, unter anderem hinsichtlich Kostensenkung, Steigerung der Arbeitgeberattraktivität und des Erfüllens gesetzlicher Auflagen. Dennoch haben je nach Geschäftsfeld zwischen 60 und 80 Prozent noch keine Nachhaltigkeitsstrategie in ihrem Unternehmen implementiert. Und selbst wenn bereits eine solche Strategie vorliegt, existiert geschäftsfeldübergreifend in nahezu drei von vier Fällen kein eigenes Budget für ihre Umsetzung. Aufgrund fehlender Refinanzierungsmöglichkeiten können Maßnahmen der Nachhaltigkeitsstrategie nur dann umgesetzt werden, wenn nach der Vergabe der finanziellen Mittel in andere Bereiche noch Eigenkapitalreserven vorhanden sind. Fördermittel vermögen die Lücken nicht zu schließen. Je nach Geschäftsfeld können zwischen 80 und 90 Prozent der Unternehmen erforderliche Nachhaltigkeitsinvestitionen in naher Zukunft nicht oder nur teilweise tätigen.
Unzureichende Personalkapazitäten und mangelndes Know-how stellen bei bis zu einem Fünftel der Fälle maßgebliche Hürden für Nachhaltigkeitsmaßnahmen dar. Bis zu 60 Prozent der Organisationen sehen sich nicht in der Lage, eine:n Nachhaltigkeitsbeauftragte:n zu benennen.
Zentrale Handlungsfelder sind demnach das Erheben von Nachhaltigkeitsdaten, ein hinreichender finanzieller Unterbau und qualifiziertes Personal.
Nicht nur die Organisationen selbst sind gefordert. Die Politik muss zügig geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Neben Refinanzierungs- und Anreizstrukturen im Leistungs- und Ordnungsrecht bedarf es zusätzlicher öffentlicher Mittel in ausreichendem Umfang sowie Anreize zur Aktivierung privaten Kapitals, insbesondere im Hinblick auf stabile gesetzliche Rahmenbedingungen für einen wirtschaftlich tragfähigen Betrieb sozialer Einrichtungen.
Die Bände 1 und 2 der Fachserie sind kostenlos per Kurzlink abrufbar: https://t.ly/GD3bi
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