Caritas-Unternehmen schätzen die Arbeit Geflüchteter
Anlässlich des Weltflüchtlingstags der Vereinten Nationen am 20. Juni 2021 werden aktuelle empirische Ergebnisse des Caritaspanels 2020 zur Beschäftigung geflüchteter Menschen präsentiert. Betriebsseitige Erfahrungen fallen dabei weitaus positiver aus, als manch öffentliche Debatte dies vermuten lassen könnte.
Seit 20 Jahren berichtet das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) am Weltflüchtlingstag über die Situation von Menschen, die aufgrund von Krieg oder Vertreibung aus ihrem früheren Heimatland flüchten mussten. Für Ende 2019 ist von einem Anstieg auf weltweit 80 Millionen Menschen auszugehen, die sich auf der Flucht befanden. 40 Prozent davon waren Kinder und Jugendliche.1
Im Ankunftsland müssen neue, mitunter repulsive Bedingungen und sprachliche Hürden mit geringen Ressourcen rasch bewältigt werden.2 Dabei gilt die Inklusion in Erwerbsarbeit als einer der förderlichsten Faktoren für nachhaltige Teilhabe. Das Caritaspanel 2020 mit 240 Befragten zeigt, dass in jedem dritten Rechtsträger Erfahrungen in der Beschäftigung von Menschen gesammelt wurden, die seit 2015 nach Deutschland gekommen sind.3 Im Schnitt waren seither sechs Geflüchtete pro Rechtsträger aktiv, 60 Prozent waren weiblich.
Bei 58 Prozent der Rechtsträger ist inzwischen mindestens ein(e) Arbeitnehmer(in) aus diesem Personenkreis nicht mehr beschäftigt. Die Hälfte dieser Rechtsträger nennt befristete Beschäftigungsverhältnisse (wie Einstiegsqualifizierungen) als einen Grund. 36 Prozent berichten, dass der Wunsch zu gehen arbeitnehmerseitig war. Während sprachliche und aufenthaltsrechtliche Barrieren durch ein Viertel der Betriebe als Grund für den Weggang genannt werden, spielen mangelnde Qualifikation (sieben Prozent) und kulturelle Differenzen (fünf Prozent) nur eine marginale Rolle. Die beiden letztgenannten Gründe bewegen sich deutlich unterhalb des gesamtwirtschaftlichen Vergleichsniveaus, wo fast jeder vierte Betrieb unzureichende Qualifikation und jeder zehnte kulturelle Barrieren als Motiv nennt.4
94 Prozent der Caritas-Rechtsträger betonen, dass die bisher gesammelten Erfahrungen eher dafür sprechen, auch in Zukunft geflüchtete Menschen als Arbeitnehmer(innen) gewinnen zu wollen. Jener sehr hohe Anteil bleibt über die verschiedenen Hilfebereiche, Regionen und Betriebsgrößen hinweg robust. Der wirtschaftsweite Referenzwert wird an dieser Stelle um 15 Prozentpunkte überstiegen.5 Kooperationen zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten mit Fluchthintergrund scheinen somit innerhalb der Caritas überdurchschnittlich positiv abzulaufen. Bereits Bernhard et al.6 konnten in einer IAB-Studie mit faktenbefreiten Klischees rund um Fehlbelastungen für Arbeitsmarkt und Sozialsystem durch Geflüchtete aufräumen. Auch die Resultate aus dem Caritaspanel deuten darauf hin, dass die Inklusion geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt - neben einigen Herausforderungen - vor allem große Bereicherungspotenziale für alle Involvierten mit sich bringen kann.
Anmerkungen:
1. UNHCR: Global Trends: Forced Displacement in 2019. Genf, 2020.
2. Bernhard, S. et al.: Fünf populäre Irrtümer zur Integration von Geflüchteten. IAB-Forum, 2021. Prasad, N. (Hrsg.): Soziale Arbeit mit Geflüchteten. Rassismuskritisch, professionell, menschenrechtsorientiert. Opladen: Budrich, 2018.
3. Die weiteren Ausführungen konzentrieren sich auf jene Teilgruppe.
4. Dettmann, E. et al.: Fehlende Fachkräfte in Deutschland - Unterschiede in den Betrieben und mögliche Erklärungsfaktoren: Ergebnisse aus dem IAB-Betriebspanel 2018. IAB-Forschungsbericht 10/2019.
5. Ebd.
6. Bernhard, S. et al., a. a.O.
Familiennachzug: ein Privileg
Das Drama geflüchteter Kinder und Jugendlicher
Kinder brauchen feste Strukturen
Zu Hause gut versorgt, aber legal
Nicht ohne das Flammenkreuz
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}