Leisten am Limit
Dietmar Kattinger vom Landes-Caritasverband Oldenburg sprach mit Mitarbeitenden aus Caritaseinrichtungen.
Behindertenhilfe: Rosemarie Kolhoff, Psychologin im Andreaswerk Vechta
"Corona ist für Menschen mit Handicaps eine riesige Herausforderung." Der Beginn der Krise sei geradezu ein Schock gewesen für die Beschäftigten in der Werkstatt. Die Tagesstruktur fehlte von heute auf morgen. Der Arbeitsplatz sei gleichzeitig der Lebensraum. Es gab Einzelne, die große Ängste entwickelt hätten, als auf einmal alles runtergefahren wurde, berichtet Kolhoff. Nähe fehlte. Dieser Schock stecke vielen noch heute in den Knochen. Daher lebten Beschäftigte der Werkstatt auch derzeit "in einer Habachtstellung". Der Halblockdown mit seinem Wechsel von Lockerung und Anspannung schüre wieder Ängste. In vielen Gesprächen erlebe sie Menschen, die am Weinen sind. Ihr Rat in solchen Gesprächen: "Schauen, wo es Lücken gibt: Wo gibt es Freude? Was macht Spaß?" Auch den Fernseher mit den Covid-Spezial-Sendungen mal auslassen. All das ausschöpfen, was möglich ist: "In den Wald gehen, mit Abstand mit einem Menschen sprechen oder telefonieren."
Altenpflege: Hannah Bohmann-Laing, Wohnbereichsleiterin im Pius-Stift in Cloppenburg
Die 24-jährige Hannah Bohmann-Laing arbeitet in dem Bereich, in dem viele der Covid-Infizierten leben. Diese bräuchten einfach mehr Unterstützung als sonst, sagt die junge Führungskraft. "Manche sind schlapper, manche verwirrt." Zwar werde mit Facetime und Whatsapp gearbeitet und würden beispielsweise Zehn-Minuten-Aktivierungen durchgeführt. "Aber Besuche kann man nicht ersetzen." Belastend sei für sie und ihre Kolleginnen auch, dass nicht jede Infektion positiv verlaufe. Eine große Hilfe dagegen die Transparenz und Offenheit, mit der im Pius-Stift von allen Seiten mit dem Thema umgegangen werde. "Es ist noch kein Tag vergangen, an dem nicht eine Kollegin von anderen Stationen gefragt hat, wie es geht und ob sie etwas tun könne." Und obwohl die Personaldecke aufgrund von eigenen Infektionen oder Quarantäne dünner geworden sei, "sind alle sehr motiviert. Das Team wächst in dieser Zeit noch mehr zusammen." Auch den Angehörigen ist sie äußerst dankbar. "Es kommen keine Vorwürfe, warum das jetzt so ist oder kein Hinterfragen."
Krankenpflege: Danka Zivkovic, Krankenpflegerin im St.-Marien-Stift in Friesoythe
Auf einer internistischen Station hatte Danka Zivkovic Nachtdienst. Im März, als am Nachmittag die Stationsleitung den ersten Covid-19-Patienten im St.-Marien-Stift aufgenommen hatte. "Ich hatte keine Angst, aber doch ein Gefühl der Beklemmung", erinnert sie sich. Alles sei so still gewesen. "Über Nacht war dann alles plötzlich anders." Arbeitsabläufe hätten sich geändert. "Alles, was wir wussten, war, dass wir nicht viel wussten." Damals dachten wir sehr an den eigenen Schutz. Trotz der Kleidung war uns nicht klar, ob das ausreicht. Heute hingegen seien sie und ihr Team "in unserem Handeln ziemlich sicher". "Sie bekommen keinen Besuch und sehen nur uns", sagt sie über die Patienten. "Wenn wir keine Zeit haben, dann nehmen wir uns einfach Zeit." Der große Vorteil eines kleinen Krankenhauses: "Wir arbeiten zwar professionell, aber es ist so wie in einer Familie: Man passt aufeinander auf." Zwei Hygiene-Fachkräfte seien immer ansprechbar. Man könne gegenüber Vorgesetzten auch sagen: "Ich habe meine Grenze erreicht. Jetzt brauche ich eine Pause." Was der 44-Jährigen noch hilft? "Die Dankbarkeit der Patienten."
Das machen wir gemeinsam
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