Die Caritas auf dem Weg zur CO2-Neutralität
Jeder Mensch und jede Organisation ist aufgerufen, einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Für die Caritas ist dies auch eine Frage der Glaubwürdigkeit gegenüber ihren Stakeholdern. Die Forderung der Caritas nach einer sozialen Ausgestaltung der Klimapolitik muss gepaart sein mit einem sorgfältigen Blick auf die eigenen Hausaufgaben in Sachen Klimaschutz. Auf der Basis der Leitbilder wurde die Notwendigkeit für die Bewahrung der Schöpfung und die eigene Verantwortung in diesem Bereich schon früh erkannt.1 Dass es bei der Umsetzung trotz gestiegenen Bewusstseins oftmals noch Luft nach oben gibt, liegt zum einen an den mehr oder weniger förderlichen Rahmenbedingungen (insbesondere finanzieller Art), zum anderen aber teilweise an dem eigenen Versäumnis, ökologische Ziele und ein damit verbundenes systematisches betriebliches Umweltmanagement konsequent bei der strategischen Ausrichtung eines Rechtsträgers der Caritas zu berücksichtigen. Kirchengemeinden sind hier vielerorts schon weiter.2 Angebote, sich systematisch auf den Weg zu machen, gibt es genug.3
Die Caritas als Ganzes hat über ihre mehr als 690.000 Mitarbeitenden und zahlreichen Kontakte zu Klient(inn)en eine nicht zu unterschätzende Ausstrahlungswirkung in die Gesellschaft. Wird eine Caritas-Einrichtung von ihren Mitarbeitenden als verantwortungsvoller und ökologischer Akteur erlebt, so wirkt sich dies positiv auf das eigene Arbeitgeberimage aus und kann Konsumgewohnheiten bei den Mitarbeiter(inne)n verändern. Über die Bildungsarbeit, die in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und in den vielen Ausbildungsstätten der Caritas geleistet wird, lassen sich bewusstseinsbildende Akzente im Sinne des Klimaschutzes setzen. Für die eigene Treibhausgas-Neutralität sind die Sektoren Gebäude, Beschaffungswesen, Mobilität sowie Finanzanlagen zuvorderst zu beachten.
Zu Gebäuden
Die Caritas gehört zu den großen Immobiliennutzern und auch -eigentümern in Deutschland. Es handelt sich überwiegend um energieintensive Gebäude (zum Beispiel Krankenhäuser, Pflegeheime oder auch Wohngebäude und tagesstrukturierende Einrichtungen der Behindertenhilfe), bei denen mit Modernisierungen oftmals erhebliche CO2-Reduktionen möglich wären (siehe dazu Unternehmensartikel neue caritas Heft 17/2019, S. 30).
Zu Mobilität
Die Caritas hat eine große Anzahl von Fahrzeugen im Einsatz (zum Beispiel in den über 1000 Sozialstationen, in Fahrdiensten für Menschen mit Behinderung, aber auch in der Tages- und Kurzzeitpflege). Eine Umstellung auf E-Mobilität wäre mit einer gewaltigen Reduktion des CO2-Ausstoßes der Caritas verbunden.
Auswahl von Lebensmitteln und Beschaffung von Energie und Materialien
Die Caritas hat als Großverbraucherin ein beträchtliches Maß an "Marktmacht", die dafür eingesetzt werden kann, den Klimaschutz voranzutreiben. Dies gilt für den Einkauf und die Zubereitung von Lebensmitteln in den zahlreichen Großküchen in stationären Einrichtungen der Caritas4 , aber auch für die Beschaffung von Energie. Bei Letzterer bestehen bereits viele Möglichkeiten, auf nicht fossile Energieträger und Naturenergie umzusteigen. Kirchliche Träger können über die Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in Deutschland (WGKD) bei ihrem Einkauf auch auf Rahmenverträge für nachhaltige Produkte zurückgreifen (zum Beispiel nachhaltige Büroartikel, siehe www.wgkd.de).
Zu Finanzanlagen
Verbände und Träger der Caritas verfügen über Finanzanlagen und haben damit einen zusätzlichen Hebel, um sich für die Verwirklichung von Klimaschutz einzusetzen. Dies kann in Form eines ethisch-nachhaltigen Finanzanlagemanagements geschehen, bei dem die drei klassischen Anlageziele Liquidität, Sicherheit und Rendite durch nicht finanzielle Ziele ergänzt werden.5
Tun muss sich aber vor allem etwas beim Refinanzierungsspielraum für mehr Klimaschutz. Im aktuellen Zukunftspaket "Zukunftsinvestitionen und Investitionen in Klimatechnologien" der Bundesregierung ist auch eine Förderung von gemeinnützigen Trägern vorgesehen. Dazu gehört unter anderem ein auf die Jahre 2020 und 2021 befristetes Flottenaustauschprogramm "Sozial & Mobil". Das ist positiv. Noch wirksamer für den Klimaschutz wäre es, wenn die Refinanzierungsbedingungen, mit denen die Einrichtungen und Dienste der Caritas in den verschiedenen Arbeitsfeldern konfrontiert sind, klimapolitische Notwendigkeiten berücksichtigen würden (im investiven und Beschaffungsbereich). Ein entsprechendes Bewusstsein bei den relevanten Kostenträgern muss erreicht werden.
Um die eigene Glaubwürdigkeit zu stärken, wäre eine Selbstverpflichtung der Verbände und Rechtsträger der Caritas ein Weg. Damit würden sie sich nachhaltig zum Ziel "Klimaschutz" bekennen. In ihrer strategischen Planung könnten sie dies mit einem Maßnahmenpaket bis zum Jahr 2030 als Zeithorizont berücksichtigen. Die verbandsweite Umsetzung sollte durch eine verbandliche Befragung mit geeigneten Indikatoren regelmäßig überprüft und transparent gemacht werden.
Anmerkungen
1. Vgl. das Leitbild des DCV von 1997 und die Leitlinien für unternehmerisches Handeln in der Caritas von 2008 (abrufbar auf www.caritas.de , Suchbegriff "Leitbild" und "Leitlinien").
2. Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST); Diefenbacher, H.: Wie man beginnen kann - Umwelt- und Klimaschutz in Kirchengemeinden. Heidelberg, 2020, Download unter: www.fest-heidelberg.de/5544-2
3. Siehe das kirchliche Umweltmanagementsystem Grüner Gockel/Grüner Hahn (www.gruener-gockel.de), das europäische Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme), nach dem zum Beispiel die Zentrale des DCV in Freiburg seit 2016 zertifiziert ist, oder auch die ökumenische Initiative "Zukunft einkaufen" für den Beschaffungsbereich (www.zukunft-einkaufen.de)
4. Siehe dazu das Projekt "Ökologische Hauswirtschaft in der Gemeinschaftsgastronomie" der IN VIA Akademie Paderborn unter Kurzlink: https://bit.ly/2Pkq2Ox
5. Siehe hierzu Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): Ethisch-nachhaltig investieren - Eine Orientierungshilfe für Finanzverantwortliche katholischer Einrichtungen in Deutschland. Bonn, 2015
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