Die Reform der Pflegeberufe ist kein Gewinn
Herr Kegler, großer Wurf oder Reförmchen - wie sehen Sie das?
In meinen Augen ist es eher ein Reförmchen. Das Ergebnis ist ein Kompromiss.
Also setzen Sie keine großen Hoffnungen darauf, dass die Reform mehr Menschen in die Pflegeberufe und speziell in die Altenpflege lockt?
Nein, das glaube ich nicht. Dabei ist die Idee der Reform gut: Man wollte den drei Berufen einen Ausbildungsberuf zugrunde legen. Die Pflege sollte attraktiver werden und der Wechsel zwischen Krankenhaus und Seniorenheim einfacher. Die Reform der Bundesregierung sieht jetzt aber Folgendes vor: Die ersten beiden Ausbildungsjahre haben alle gemeinsam, und im dritten Jahr erfolgt eine Spezialisierung - Kinderkrankenpflege oder Altenpflege, oder man bleibt in der generalistischen Ausbildung mit dem Abschluss zur Pflegefachkraft. Damit aber hat man wieder eine Dreiteilung der Pflegeberufe.
Könnte man überhaupt die Inhalte von drei Berufen in einer dreijährigen Ausbildung unterbringen?
Bei den drei Berufen gibt es viele Überschneidungen, und die Anforderungen haben sich verändert. Das war auch ein Grund für die Reform. Die Aufgaben von Alten- und Krankenpflegerinnen und -pflegern überschneiden sich zunehmend: In Heimen brauchen die Mitarbeitenden mehr Wissen über Akutpflege, im Krankenhaus Spezialkenntnisse von Altenpflegerinnen und Altenpflegern. Man hätte eine generalistische Ausbildung auch auf dreieinhalb Jahre ausdehnen können. Danach könnte jede und jeder entscheiden, in welchem Bereich sie oder er arbeiten möchte.
Welche praktischen Auswirkungen wird die Reform für den Caritasverband haben?
Wenige. Unser Verband kann ab 2020 eine Ausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann sowie eine Spezialisierung nach zwei Jahren in der Altenpflege anbieten. In meinen Augen ist der Beruf aber nicht attraktiver geworden. Das wäre er aber, wenn es einen Abschluss zur Pflegefachkraft gegeben hätte. Gerade der Beruf der Altenpflegerin/des Altenpflegers ist - anders als der der Krankenpflegerin/des Krankenpflegers in der Gesellschaft nicht gut angesehen. Bei Altenpflegerinnen und Altenpflegern denkt man immer noch, dass sie den ganzen Tag mit der Bettpfanne durch die Gegend laufen.
Hilft die Reform gegen den Pflegenotstand?
Momentan entscheiden sich nur etwa fünf Prozent der Schulabgängerinnen und -abgänger für einen Pflegeberuf. Mit der Entscheidung für die Generalistik wollte man den Beruf attraktiver machen. Wir im Caritasverband Moers-Xanten haben jetzt noch ausreichend Bewerberinnen und Bewerber. Aber wir müssen uns nichts vormachen, wir werden bedingt durch den demografischen Faktor in zehn bis 20 Jahren einen enormen Bedarf an Altenpflegerinnen und Altenpflegern haben. Den werden wir - egal mit welcher Ausbildung - nicht decken können.
Kritiker bemängeln: Man müsse die Bezahlung verbessern. Sehen Sie das auch so?
Nein, wenn tariflich bezahlt wird, ist die Bezahlung gut. Eine Altenpflegerin verdient nach dem Examen mit allen Zuschlägen 3000 Euro brutto. Da kann man doch nicht meckern, oder?!
Wie viele Menschen arbeiten beim Caritasverband in der Pflege?
Wir haben - ambulant und stationär - rund 500 Pflegekräfte, darunter etliche Krankenschwestern und natürlich auch Hilfskräfte.
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